Ilha de Moçambique
Die Insel mit dem klingenden Namen "Ilha de Moçambique" ist mit einer schmalen Brücke mit dem Festland verbunden. Von hier aus betrieben die Händler rege Kontakte nach Arabien, Persien und Madagascar, bevor Vasco da Gama 1498 hier landete. Ab 1507 gab es eine erste permanente portugiesische Siedlung. Die Stadt auf der Insel wurde schliesslich ein solch wichtiger Punkt im Land, dass sie zur Hauptstadt des Landes wurde. Allerdings verblich ihr Glanz im 19. Jahrhundert, als die Hauptstadt ins heutige Maputo verlegt wurde. Aber noch heute sind auf dem Nordteil der Insel viele Kolonialbauten ruinenhaft erhalten, während auf der Südhälfte viele Einheimische ihre typischen Backsteinhäuser mit Palmenblätterdächern gebaut haben und hier vom Tourismus und dem Fischfang zu leben versuchen.
Wir stellen Lars vor der Polizeiwache ab und gehen zu Fuss auf Erkundungstour. Die Sonne scheint schon sehr flacht über die alten, zerfallenen Gemäuer und lässt sie golden erleuchten. Nebst einer Schule, einem Spital, einer Kirche, einem Stadion und einem alten Fort, finden wir viele Kolonialbauten in verschiedenen Stadien des Zerfalls vor. Fast überall wohnen aber noch Menschen, auch wenn Fenster und Türen fehlen und notdürftig mit Tüchern verhangen werden müssen. Die Menschen sind hier mit wenig zufrieden. Dass nach dem Abzug der Portugiesen die Insel wieder mehrheitlich in muslimische Hände fiel, ist daran zu erkennen, dass kurz nach Sonnenuntergang der Muezzin sein Lied vorträgt und die Gläubigen zum Gebet in die Moschee ruft. Wir sehen, dass hier das Lied tatsächlich noch live gesungen wird, allerdings auch über Lautsprecher verstärkt.
Die zerfallenden Häuser machen uns Eindruck. Überall wachsen Pflanzen auf den Mauern oder in den Innenräumen, auch die ehemaligen Gärten sehen abenteuerlich aus. Die Menschen sind sehr freundlich und betteln kaum. Viele Frauen und Kinder tragen lebende Hühner durch die Gassen, welche Männer zu Fuss oder auf ihren Fahrrädern – im Käfig oder an den Hühnerbeinen aufgehängt – verkaufen. Wir haben besonders die Kolonialbauten in Stone Town, dem ehemaligen Quartier der Portugiesen, Araber und Inder im Blick. Makuti Town, die ärmeren Stadtteile, wo traditionell die Schwarzen wohnten, sind uns etwas zu dicht besiedelt.
Kurz entschlossen nehmen wir einen Guide mit auf eine weitere Tour auf der Insel. Wir durchwandern die Insel nun von Nord nach Süd und wieder zurück und besuchen dabei sowohl die traditionell schwarzen Gebiete wie auch Stone Town nochmals sehr intensiv. Er erzählt uns von der Geschichte der Insel, wie Vasco da Gama hier ankam und die geografischen Gegebenheiten nach Menschen benannte, die er hier antraf. Z.B. nach dem Araber "Moussa ibn Mbiki", der der grössten Insel der Bucht, Ilha de "Moçambique", seinen Namen eintrug. Kurz nachdem Vasco da Gama hier an Land ging, bildeten die Portugiesen eine ständige Präsenz auf der Insel und liessen hier auf ihren Reisen die Schiffe reparieren und betrieben Handel mit den Händlern aus Arabien, Indien und dem Fernen Osten. Bald schon wurde die erste Kirche gebaut, die angeblich das erste europäische Gebäude auf der Südhalbkugel gewesen sein soll. Dann folgten andere Bauten wie Handelshäuser, Wohnhäuser und Häuser, wo Sklaven gehalten werden konnten, bevor sie auf Schiffen in die Welt verfrachtet wurden.
Südlich der Stown Town wurden lediglich ein riesiges, repräsentatives Spital, ein Arsenal, eine fortartige Kirche und der Friedhof gebaut. Rund herum entstand mit der Zeit Makuti Town, die Stadt der Schwarzen. Ihre traditionellen Häuser mit Palmblätterdach bauten sie planlos und chaotisch. Die beste Lage im Südteil hatte das Rotlichtquartier, da hier viel Geld der Weissen hin floss. Meersicht und frische Luft gehörten zur gehobenen Lage.
Während bereits nach der Verlegung der Hauptstadt nach Maputo viele Weisse abzogen, wurden in den siebziger Jahren die verbliebenen Weissen aus dem Lande vertrieben. 20 kg Gepäck durften sie mitnehmen, 24 Stunden wurde ihnen gegeben.
Danach wurde das Land bald unabhängig und versank darauf in einen schrecklichen Bürgerkrieg. Als sich die Situation besserte, kamen die Schwarzen zurück nach Ilha de Moçambique und besiedelten die zurückgelassenen Häuser. Wo eine portugiesische Familie wohnte, wurden nun vier bis fünf mosambikanische Familien sesshaft. Auch Makuti Town wurde wieder belebt.
Der Tourismus steckt hier noch in den Kinderschuhen und trotzdem gibt es in Stone Town einige wenige Unterkünfte und ein paar Restaurants und Kaffees im westlichen Stil.
Mosambik
Hauptstadt
Maputo
Bevölkerung (Dichte)
22'061'451 (28 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
801'590 km2 (19 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Monte Binga 2'436 m
Tiefster Punkt: Indian Ocean 0 m
Strassen
30,331 km
(geteert: 6,303 km; nicht geteert: 24,028 km)
Religion
Katholiken 28.4%, Protestanten 27.7%, Muslime 17.9%, andere 7.2%, keine 18.7%
Sprache
Portugiesisch
Lebenserwartung
52
AIDS Rate
11.5%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
21.2%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
54%
Arbeitslosigkeit
21%
Lese- und Schreibfähig
56.1%
Währung
Metical
1 CHF = 34.66 MZN (Stand: Juni 2014)
1 CHF = 0.00 MZN (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$1'200
Militärausgaben (% des BIP)
0.8%