Van Zyl's Pass
Okongwati, eine kleine Himba-Siedlung. Da gibt es eine afrikanische "Tankstelle". Aus einem grossen Dieselfass wird ein 30 Liter Kanister gefüllt. Mit einem kleinen Schlauch wird dann der Kanister in den Einfüllstutzen umgeleert. Dazu muss die Tankwartin zuerst ein wenig am Schlauch saugen, damit der Diesel zu fliessen beginnt. Dabei kriegt sie gleich einen Mund voll Diesel. Pfuii!
Wir sind also wieder voll getankt (180 Liter Diesel und 100 Liter Wasser) und haben Nahrungsvorräte für eine Woche dabei. So wiegen wie vermutlich etwa 3.6 Tonnen. Nach dem Versorgungsstopp verlassen wir die gute Schotterpiste und biegen auf einen kleinen Feldweg ab. Bei der Dorfausfahrt macht uns ein Schild auf die zahlreichen Kurven auf den nächsten 103 km aufmerksam. Es soll das letzte Schild für 103 Kilometer sein. Wenns nur Kurven in der Horizontalebene wären, würde das noch gehen. Aber der kleine Feldweg wird immer schlechter. Auch Angaben bei Verzweigungen suchen wir vergebens. Ohne GPS wären wir hier aufgeschmissen! Manchmal sehen wir noch kleine Himba-Siedlungen, aber je weiter wir ins Kaokoveld hineinfahren, desto weniger Leute sind zu sehen und auch die Autospuren auf dem Feldweg werden rar. Plötzlich sind gar keine Fahrzeugspuren mehr sichtbar. Wir fahren durch zahlreiche Bachbette und über Stock und Stein. Dank unserem guten GPS können wir die Strasse immer irgendwie ausfindig machen, obwohl sie unseren Augen verborgen bleibt...
Die "Strasse" führt uns Richtung Westen durch ein hügeliges Gebiet. Von der Landschaft her würde man keine so schlechte Piste erwarten. Da aber gerade Regenzeit ist, verwandelten sich die Pisten vor einigen Tagen in Bäche. Und wir machen sie wieder zur Piste, in der viele Schrägfahrten zu meistern sind.
Der berühmt berüchtigte "van Zyl Pass", die schlechteste Piste im ganzen südlichen Afrika, würde am heutigen Tag wunderschön auf dem Weg liegen. Da wir unseren lieben Lars aber schonen möchten, haben wir uns am Morgen entschieden, diesen zu umfahren. Eigentlich ist es nicht ein Pass sondern eine Abbruchkante, wo die Piste von 1200 M.ü.M rund 600 Meter hinunter zum Marienfluss, einem Trockental, führt. Von dieser Abbruchkante aus soll man einen schönen Ausblick auf das weite Tal des Marienfluss haben, was wir uns nicht entgehen lassen möchten. Einige Kilometer südlich davon gibt es eine Alternativroute. "Einige Kilometer" bedeutet aber auf solche schlechten Pisten gleich auch "einige Stunden". Trotzdem machen wir den Abstecher Richtung Pass um die Aussicht dort zu geniessen. Unser GPS zeigt uns einige schöne Aussichtspunkt an. Die Piste wird immer noch schlechter, extrem steil und steinig. Wir steigen häufig aus, besprechen wo wir durchfahren sollen. Kathrin bleibt draussen und zeigt mir den Weg. Manchmal müssen wir den Weg mit grossen Steinen ausbessern, so dass keine zu grossen Stufen entstehen.
Endlich erreichen wir den Aussichtspunkt hoch über dem Tal. Es ist bereits 16 Uhr. Gemeinsam mit einigen Kühen (die haben hier riiiiiiiesige Hörner!) geniessen wir den Blick über das Tal. Wir überlegen uns kurz, hier zu übernachten. Dann lesen wir in einem Namibia-4x4-Guide einige Details über den van Zyl Pass. Wir stellen fest, dass wir den Point-of-no-Return bereits überschritten haben. Denselben Weg zurück zu fahren ist fast unmöglich. Gleichzeitig steht aber auch, dass wir das Schlimmste bereits hinter uns hätten. Damit wir ruhig schlafen können, entscheiden wir uns, noch heute Abend die letzten 400 Höhenmeter unter die Räder zu nehmen. Es sind Luftlinie nur 2.5 Kilometer. Entsprechend steil ist es - Kurven kennt man hier nicht, es geht einfach gerade ins Tal hinunter. Unser GPS meint, dass wir während einer Minute bis zu 48 Höhenmeter gemacht haben. Und das bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17 km/h über eine Strecke von 84 Kilometer (alles in der Untersetzung...).
Kaum zu glauben, aber der Weg wird noch schlechter. Über grobe Felsen meistern wir ein Gefälle von 50%. Kathrin muss sich bücken um mir Zeichen geben zu können, da Lars' Schnauze fast senkrecht hinunterschaut und ich kaum noch zur Scheibe hinaussehen kann. In die andere Richtung ist dieser Pass definitiv nicht befahrbar. Unten angekommen fallen wir uns erleichtert in die Arme. Wir haben den Pass gemeistert, von dem wir immer gesagt haben: "Den machen wir sicher nie!".
Die Landschaft im Marienfluss ist zum Geniessen (keine Untersetzung, kein Allrad). Weite sandige rote Flächen mit leichtem Grasbewuchs, am Horizont kleinere Gebrigszüge und verstreut kleine Bäume. Hin und wieder eine Himba-Siedlung. Eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch. Wir haben unser Ziel, den Marienfluss, erreicht. Wir beschliessen diese Nacht wild zu campieren, verlassen den Feldweg und fahren in die Ebene hinaus.
In einem kreisrunden Bereich ohne Grasbewuchs - man findet dieses von Ameisen geschaffene Phänomen überall hier - stellen wir Tisch und Stühle hin. Bald schon ist der Grill eingeheizt und das Bier auf dem Tisch. Weit und breit ist niemand zu sehen, kein Haus, keine Strasse, einfach nur Natur. Es ist absolut still. Sogar den Grillen, die uns jede Nacht der letzten sechs Wochen mit ihrem Gezirpe auf die Nerven gingen, ist es hier zu trocken. Kurz nach Sonnenuntergang ist unser Znacht bereit: Rindsfilet vom Grill und vegetarisches Moussaka aus dem Dampfkochtopf, dazu einen Tropfen durchgeschüttelten Südafrikaner. Auf der Restglut lassen wir etwas omanischen Weihrauch verduften und sitzen im Sand herum. Die Temperatur ist angenehm warm, geschätzt 26°C und trocken.
Der schönste Platz auf unserer bisherigen Reise. Wir sind überglücklich, hier zu sein!
Video zur Fahrt in den Marienfluss
Namibia
Hauptstadt
Windhoek
Bevölkerung (Dichte)
2'128'471 (3 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
825'418 km2 (20 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Konigstein 2'606 m
Tiefster Punkt: Atlantic Ocean 0 m
Strassen
64,189 km
(geteert: 5,477 km; nicht geteert: 58,712 km)
Religion
Christen 80% bis 90%, Naturreligionen 10% bis 20%
Sprache
Englisch, Afrikaans, Deutsch, Herero, Nauruisch
Lebenserwartung
52
AIDS Rate
13.1%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
17.5%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
55.8%
Arbeitslosigkeit
51.2%
Lese- und Schreibfähig
88.8%
Währung
Namibia-Dollar
1 CHF = 11.40 NAD (Stand: 2014)
1 CHF = 0.00 NAD (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$7'800
Militärausgaben (% des BIP)
3.7%