Kaokoveld
Okavango Delta
Mit zwei Autos drei Wochen zu viert durch Namibia und Botswana
16.03.2014 - Sieben Tage in fast vollständiger Abgeschiedenheit im äussersten Nordwesten von Namibia. Nur wir zwei und wundervolle Natur! Während fünf Tagen keinem anderen Auto begegnet.
Die Anfahrt von Botswana über den Caprivi-Streifen und entlang der Grenze zu Angola nach Opuwo ist lang und unspektakulär. Die Strassen sind in gutem Zustand (wenig Schlaglöcher), beherbergen aber eine Unmenge von Vieh wie Rinder, Esel und Ziegen. Auch sind einige Lastwagen unterwegs, die man auf den langen graden Strassen gut überholen kann.
Opuwo ist das grösste Städtchen im Kaokoveld. Es beheimatet Menschen aus verschiedensten Völkern und bietet die einzige ernstzunehmende Einkaufsmöglichkeit in der Region. Es ist auch der Ausgangspunkt für touristische Reisen zu den Himbas. Kein Wunder also, werden wir bereits am Morgen früh beim Tanken angesprochen, ob wir ein nahe gelegenes Himbadorf besichtigen wollen. Wir hatten das sowieso vor, wollten dafür einkaufen gehen, waren uns aber unsicher, wie man sich einem solchen Dorf annähert. Wird uns das gleich abgenommen, so sind wir natürlich sofort dabei. Mit unserem Guide "Moses" gehen wir im OK Bazaar einkaufen (5 kg Maismehl, 2 kg weisser Zucker, 0.5 kg Butter, 0.75 mL Sonnenblumenöl, 1 Packung Süssigkeiten für total 100 N$) und fahren dann in Richtung Epupa Falls los. Kurz nachdem wir von der Hauptpiste abbiegen, geraten wir in ein nasses, sandiges Gebiet, wo wir uns auf den ersten 100 Metern gleich einschlammen. Allrad und Differenzialsperren helfen nicht weiter. So bleibt uns nicht viel anderes übrig, als unter Aufsicht unzähliger Zuschauer ausuzusteigen, zu schaufeln, Äste zu unterlegen und es nochmals zu probieren. Nach 20 Minuten sind wir wieder frei und die Zuschauertruppe löst sich langsam wieder auf.
Der Besuch des Himbadorfes hat unser Guide gut organisiert. Die Männer – ausser dem Chief – hüten gerade Rinder und Ziegen und sind nicht im Dorf zu sehen. Für die Touristen werden sowieso nur die traditionell gekleideten Frauen "gezeigt". Zwei Teenies und eine ältere Frau sind anwesend. Sie posieren vor einem traditionellen, mit Gras gedeckten Haus und zeigen uns danach, wie sie sich mit einer Mischung aus Ocker, Kräutern und Butter einsalben um sich von den anderen Bevölkerungsgruppen abzugrenzen. Wie bei den Himbas üblich ist der Oberkörper unbedeckt und sie tragen ihre Rastas bis auf die Spitzen in dunkelroter Paste getränkt. Die Mädchen tragen auf ihrem Oberkopf zwei nach vorn geflochtene Zöpfchen, die Knaben einen. Speziellen Schmuck tragen die Himbas zu verschiedenen Festen und bei Erreichen unterschiedlicher Reifen (Geburt von Kindern, Heirat, Alter). Die einfachen Hütten sind voll behängt mit Schmuck und Utensilien für den Alltag.
Ein kurzer Rundgang in der Siedlung führt uns beim Gemeinschaftsraum vorbei, einem überdachten Platz, wo die Frauen ihre Kinder stillen und gemeinsam tratschen, an einem Speicher, wo Maismehl aufbewahrt wird und an weiteren Wohnräumen für angehörige der Familie. In der Mitte des Krals werden nachts die Rinder eingepfercht und in kleineren Gehegen Ziegenkitzlein und Hühner mit Küken gehalten. Alles ist sehr einfach gehalten und an ein Leben im Nomadentum angepasst.
Die Weiterfahrt bringt uns zu den Epupa Fällen. Der Kunene, der Grenzfluss zwischen Angola und Namibia, fächert sich hier auf und stürzt über eine grosse Breite über die Epupa Fälle in die Tiefe. Es gibt verschiedene Zeltplätze direkt am Ufer des Kunene, die Aktivitäten im Zeichen der Himbas oder der Wasserfälle anbieten. Wir genügen uns mit einem Spaziergang in fast unerträglicher, schwüler Hitze zu den Aussichtspunkten auf die Wasserfälle.
Über Okongwati zweigen wir nach Westen ins Herzen des Kaokovelds ab, aber nicht bevor wir unsere Diesel-Reserven bei einer afrikanischen Tankstelle etwas aufbessern. Die Dame verkauft uns gerne 30 Liter Diesel aus ihrem Tank. Über ein dünnes Schläuchlein muss der Diesel aus dem grossen Tank in einen Kanister umgeleert werden, bevor der Diesel im Kanister in unseren Tank gefüllt werden kann. Eine zeitraubende Angelegenheit, bei der die Dame beim Ansaugen des Diesels auch gleich einen Schluck davon abbekommt. Pfui!
Die Fahrt über den van Zyl's Pass ist wie erwartet ruppig und nicht ohne Schwierigkeiten. Eigentlich wollen wir ihn gar nicht befahren, merken aber zu spät, dass wir den "Point of no Return" bereits überschritten haben. So bleibt uns nichts andere übrig als die Piste mit bis zu 50% Steigung zu befahren. Nicht nur Einmal fällt uns das Herz fast in die Hose... (mehr dazu hier: Van Zyl's Pass).
Wir werden mit dem zauberhaften Tal des Marienfluss belohnt, wo wir unser Camp mitten in der Wildnis aufschlagen. Roter Sand, Feenkreise, Rindsfilet vom Grill und ein kühles Savannah Dry versüssen uns den Abend.
Im sympathischen Syncro Camp mit seinen neuen schweizer Eigentümern verbringen wir einen ruhigen Tag. Wir sind die einzigen Gäste. Noch befindet sich das Camp im Wiederaufbau, bald aber wird es mit Bar, Bungalows und Shop der weitgereisten Kundschaft aufwarten. Das gibt ein tolles Refugium in diesem wundervollen Tal!
Über einen weiteren ruppigen Pass queren wir vom Marienfluss ins Hartmanntal. Die Landschaft ändert sich unerwarteterweise in ein steiniges Tal mit sehr wenig Bewuchs. Die Himba-Dörfer in diesem Tal sind zur Zeit alle verlassen. Eine einzige Himba-Frau ist mit ihrem Hab und Gut – eingewickelt in einem grossen Tuch auf dem Kopf balancierend – auf dem Weg zu besseren Weidegründen. Gegen Norden weitet sich das Tal schon bald und wir gelangen in ein sandiges, trockenes Tal, das im Norden wieder an den Kunene grenzt. Wo im Marienfluss noch Grasflächen mit Kühen zu sehen waren, so ist hier kein Halm auszumachen. Auch das Wetter zeigt sich hier unerbärmlich sonnig und trocken. Bei der Anfahrt auf einen Aussichtspunkt über der fly-in Luxus-Lodge versumpfen wir fast im Tiefsand, können uns aber mit Reifendruck ablassen und Differenzialsperren selber befreien.
Auf der westlichsten Route im Hartmanntal bewegen wir uns in der Namib-Wüste zwischen den Sanddünen der Skelett-Küste im Westen und den kargen Bergen im Osten. Kies und Sand soweit das Auge reicht – und hier und da ein Oryx, ein Springbock oder eine Erdmännchenfamilie. Weit abseits der Zivilisation fühlen wir uns richtig frei und wollen am liebsten gar nicht mehr zurück. Doch der starke Wind vertreibt uns vom perfekten Schlafplatz inmitten der Vordünen der Seklettküste. Auch die Dünen und die Sonne können uns hier nicht halten. Den würdigen Ersatzplatz finden wir vor Red Drum im Niemandsland.
Eine weitere anspruchsvolle Piste führt uns hinunter nach Puros, eine kleine Siedlung mitten in der Wüste. Seit vier Jahren führt der Fluss endlich wieder einmal etwas Wasser. Die Giraffen, Zebras, Strausse, Springböcke und Elefanten in der Gegend freut's. Sie sind in der Wüstenlandschaft allgegenwärtig. Das freundliche, grosszügige und saubere Community Camp in Puros ist ein richtiger Aufsteller – von Einheimischen geführte Camps sind nicht immer so gut wie dieses bewirtschaftet! Da sich das Dorf in einem vielschichtig interessanten Gebiet befindet, werden unterschiedliche Touren angeboten. So kann man Himba-Dörfer besuchen, sich mit einem Guide auf die Suche nach Wüstenelefanten oder Löwen machen oder in einer Tagestour die interessante Landschaft (Sanddünen, Berge, Trockental) um Puros etwas näher kennen lernen. Wir nehmen es mit der Ruhe und gönnen uns diese im Camp.
Glücklicherweise erhalten wir in Puros 45 L Diesel, nachdem vermutlich die gesamten Dieseltanks der Landcruiser Pickups im ganzen Dorf geleert wurden. Damit können wir unsere Route wie vorgesehen durchziehen ohne einen Schlenker über Sesfontein einlegen zu müssen. So fahren wir gleich südlich von Puros weiter auf einsamen Pisten durch trockene Täler zum Hoanib-Tal. Dort finden wir auf einer kurzen Talfahrt tatsächlich einen Wüstenelefanten. Wir trauen uns nicht wirklich in seine Nähe, haben wir doch schon einiges über das spezielle Verhalten dieser wüstenadaptierten Grauhäuter gehört. Er lässt sich auch ab unserem Wendemanöver nicht stören und kaut weiterhin an einem Stück trockenen Holz.
In Twyfelfontein wollen wir uns nicht für die Besichtigung restaurierter Felsmalereien und -gravuren unter die (anderen) Touristen mischen. Stattdessen fahren wir wiederum in die Wildnis im Damaralan. Wir besteigen den Doros Krater, einen erloschenen Vulkan, der zu unserer Enttäuschung von Innen gar nicht so spektakulär ist. Überall sehen wir hingegen Spuren von Nashörner, die sich allerdings nicht blicken lassen. Durch einsame Landschaften und auf guten Pisten fahren wir in den Süden bis zum Rhino Trust Camp. Das letzte Stück der Strasse führt in einer recht engen und steilen Schlucht hinunter zum Ugab Flussbett. Spektakulär!
Das Rhino Trust Camp – oder auch Fly's Camp – macht seinem Namen alle Ehre. Wir werden am Abend von Millionen winziger Fliegen belästigt, die in Ohren, Augen und Nasen kriechen. Wir verkriechen uns im siedend heissen Lars bis die Sonne untergeht und die Fliegen endlich Ruhe geben. Ja, reisen ist nicht nur wunderbar und herrlich schön, manchmal muss man auch richtig leiden!
Auf der Südseite des Ugab Flussbettes gelangen wir rasch wieder in zivilisiertere Gegenden, was in diesem Fall heisst, dass wir auf übelsten Wellblechpisten bis zur nächsten Off-Road-Piste vordringen müssen. Die Piste hat es tatsächlich faustdick hinter den Ohren und haut uns westlich vom Brandberg einen dicken Stein in den Reifen. Wir verlieren Luft, können aber rechtzeitig reagieren und das Reserverad montieren. Ohne intakten Reservereifen wollen wir uns aber nicht mehr allzu weit abseits gegradeter Pisten begeben und fahren darum ohne Umrundung des Brandbergmassivs über den riesigen Messum Vulkankrater zurück an die Küste und nach Swakopmund. Der Reifen ist zum Glück rasch geflickt (für 5 CHF). Wir sind froh, denn hier kostet ein neuer Reifen etwa 400 CHF und ist somit einiges teurer als in der Schweiz!
In Swakopmund kaufen wir abermals ein und gehen dann ausgestattet mit Permit in den Namib-Naukluft Nationalpark. Während an der Küste die Sonne vom wolkenlosen Himmel scheint, fahren wir im Landesinnern mitten in die Gewitter. Tausende Mücken belagern unseren feucht-heissen Schlafplatz an der Blutkuppe. Was für ein makaberer Zufall... Nachdem das Surren der Mücken auch am Morgen noch nicht verstummt ist, machen wir uns schnellstens aus dem Staub. Wir sehen Zebras, Giraffen, Springböcke und Oryxe und eine zauberhafte Natur im nördlichen Teil des Parks.
Zum Tanken fahren wir nach Walvis Bay und danach auf der D1983 dem Kuiseb entlang nach Norden. Rechts von uns, hinter dem grünen Kuiseb Flusstal – im Moment führt er Wasser – türmen sich die rostroten Dünen der Namib-Wüste auf. Auf der linken Seite eintönige und blendend weisse Sandwüste. Hin und wieder ein schwarzer Fels oder ein paar farbige Steine. Dem Flusstal entlang wohnen Menschen in einfachen Hütten aus Wellblech oder aufgeschnittenen Ölfässern, ihr Vieh weidet im grünen Flusstal. Die Sonne brennt erbarmungslos auf uns herunter, das Thermometer steigt und steigt. Bei 38°C macht es halt.
Auf einer Insel in der flachen Wüste befinden sich Campingplätze mit grandioser Aussicht. Mirabib empfängt uns mit viel Wind und in schönster Umgebung. Spektakulär. Der schönste Stellplatz auf unserer bisherigen Reise – und wir hatten schon viele schöne! Hierher wollen wir zurück kommen.
Hier ist vorerst Schluss für unsere zweisame Reise, denn ab nächster Woche werden wir für drei Wochen mit den Eltern Roderer in Namibia und Bostwana unterwegs sein. Vorher geniesst unser Fahrzeug einen grossen Service in der Garage Etzold in Windhoek.
Okavango Delta
Mit zwei Autos drei Wochen zu viert durch Namibia und Botswana
Namibia
Hauptstadt
Windhoek
Bevölkerung (Dichte)
2'128'471 (3 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
825'418 km2 (20 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Konigstein 2'606 m
Tiefster Punkt: Atlantic Ocean 0 m
Strassen
64,189 km
(geteert: 5,477 km; nicht geteert: 58,712 km)
Religion
Christen 80% bis 90%, Naturreligionen 10% bis 20%
Sprache
Englisch, Afrikaans, Deutsch, Herero, Nauruisch
Lebenserwartung
52
AIDS Rate
13.1%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
17.5%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
55.8%
Arbeitslosigkeit
51.2%
Lese- und Schreibfähig
88.8%
Währung
Namibia-Dollar
1 CHF = 11.40 NAD (Stand: 2014)
1 CHF = 0.00 NAD (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$7'800
Militärausgaben (% des BIP)
3.7%