Lake Turkana
Hochland Kenia
Budget Kenia
26.07.2014 - Von Kitale nordwärts ins Niemandsland westlich des Lake Turkana. Für uns Wüstenliebhaber ein tolles Erlebnis, das nur vom grauenhaften Zustand der Zubringerstrasse getrübt wird...
Sollen wir, sollen wir nicht? Die Region der Turkana geniesst nicht gerade den besten Ruf in Kenia. Und trotzdem haben wir schon von vielen anderen Reisenden gehört, wie betörend schön die wüstenähnlichen Landschaften um den Lake Turkana seien. Wir informieren uns bei lokalen Leuten und es wird uns versichert: Kein Problem. Die Schiessereien in der Region, die hin und wieder Schlagzeilen machen, sind nicht gegen Touristen gerichtet. Die Turkana und die Pokot, die zwei Völker in der Region, stehlen einander Rinder oder Weidegründe und lassen die Diebstähle in der Regel nicht ungesühnt...
Während wir die "gefährlichste" Route zwischen Lake Baringo und Marich Pass grossräumig umfahren, beschliessen wir die Westseite des Sees zu besuchen, da die Sicherheitslage dort "besser" sein soll als auf der Ostseite. Auch auf der letzten Station vor der Turkanaregion, bei Barnley's House ausserhalb von Kitale, fragen wir nach der Sicherheitslage – und werden ohne Bedenken losgeschickt. Vom Hochland in Kenia fahren wir in einem engen Tal auf die trockene, heisse Ebene des Lake Turkana hinunter.
Anfangs ist die Natur noch üppig grün, in den Bananenstauden und Maisfeldern stehen unzählige kleine Häuschen und immer wieder begegnen uns Menschen auf Velos, Töffs oder beim Einkaufen auf dem lokalen Markt. Nebst unzähliger Bodenwellen, die uns am Rasen hindern sollen, ist die Strasse in annehmbarem Zustand. Im Tal dann löst sich der Teer langsam auf und macht Platz für zahlreiche Schlaglöcher. Die Strasse ist bei Regen eindeutig auch ein Bachbett. Die Temperatur steigt, die Luftfeuchtigkeit sinkt. Die Besiedelung nimmt ab und bald sehen wir nur noch wenige Hirten, die ihr Vieh durch die trockenen Buschlandschaften treiben. Vor allem Ziegen, später auch Kamele.
Die Strasse löst sich derweil immer mehr auf. Nun hat sich die vor dreissig Jahren geteerte Strasse soweit aufgelöst, dass wir dem Teer aktiv ausweichen müssen, wollen wir die gesamte Strecke (ca. 300km) noch am heutigen Tag schaffen. Zum Glück gibt es nicht viel Verkehr, so dass wir unsere Schlangenlinienfahrt ungestört durchführen können. In Kainuk fahren wir an eine Strassensperre mit Nagelbrett. Da sich niemand nähert, wollen wir die Strassensperre umfahren, denn häufig sind die Strassensperren – zumindest für uns Touristen – nur lästige Geschwindigkeitsbarrieren. Beim Ausweichmanöver werden wir von einem Einheimischen zurück gewunken. Und siehe da, in einem grünen Tarnanzug gekleidet, bewegt sich eine Polizistin langsam aus einem Busch heraus. "I could put you in jail!" ruft sie uns zu, noch bevor sie uns erreicht hat. Viele demütige Entschuldigungen und Unschuldserklärungen zeigen Wirkung und sie lässt von ihrem Vorhaben ab. Sie will uns weis machen, dass die Weiterfahrt ab hier unsicher sei, lässt uns nach einem Blick in unser Fahrzeug aber ohne "Eskorte", also ohne einen bewaffneten Askari, weiterfahren. Glück gehabt!
Die Strasse wird nicht besser, sondern schlechter. Teilweise ist die Strasse sogar so schlecht und mit heftigem Wellblech bestückt, dass sich einige Meter neben der Strasse Pisten gebildet haben, die sich tatsächlich um einiges schneller befahren lassen. Nicht überall ist dies jedoch möglich, da immer wieder trockene Flussbetten durchquert werden müssen. Zwischen Lokichar und Lodwar ist die Strecke schliesslich so schlecht zu befahren, dass wir nur noch sehr langsam vorwärts kommen. Mit der herrschenden Hitze zusammen schlägt es ordentlich auf das Gemüt.
Lodwar ist ein hässliches Städtchen am Fusse eines Vulkans, wo in ärmlichen Siedlungen sesshafte Turkana ihr Dasein fristen. Während der letzten Dürre sind viele aus dem Umland hierher gezogen und nicht wieder los gekommen. Es ist staubig und trocken hier. Versorgungsmöglichkeiten sind rar aber Diesel ist meist vorhanden.
Zwanzig Kilometer hinter Lodwar biegen wir auf eine Schotterpiste ab. Endlich können wir die Fahrt durch die Wüstenlandschaften geniessen und rauschen ohne Schlaglöcher und Teerresten über die frisch gegradete Piste. Erst kurz bevor wir Eliye Springs erreichen, sehen wir den Lake Turkana zum ersten Mal. Still liegt er da, die Oberfläche kräuselt sich im leichten Wind. Bald darauf erreichen wir die Anlage Eliye Springs Resort, wo wir unter Palmen auf weissem Sand unser Camp errichten können. Es ist unglaublich schön hier und heiss. Die Nächte sind sternenklar und teils heftiger Wind zerzaust die Palmen um uns herum. Ein Bad im alkalischen Wasser des Sees ist erfrischend und gleichzeitig etwas furchteinflössend: ist der Lake Turkana nicht der afrikanische See mit den meisten Krokodilen? Alle werden einem aber versichern, dass es an diesem Strand keine Krokodile gibt. Wir entsteigen dem Wasser unbeschadet und duschen danach gefahrlos im warmen Quellwasser der Eliye Springs. Der entlegene See ist auch der Ort, wo wir zu zweit von Uelis Grossvater Abschied nehmen, der vor zwei Tagen in Wattwil verstorben ist. Es ist in diesen Tagen ein seltsames Gefühl so weit weg von Zuhause zu sein und immer wieder schweifen unsere Gedanken in die Heimat. Rolf, der Inhaber des Eliye Springs Resorts, ist auch gerade vor Ort und freut sich sehr über unseren Besuch. Bei gemeinsamen Gesprächen unter dem glitzernden Sternenzelt erfahren wir viel über die Region, die Hoffnungen und Ängste einer vom Tourismus abhängigen Einrichtung so weit ab der grossen Touristenströme. Es ist in jeder Hinsicht interessant für uns. Ausserdem freuen wir uns darüber, dass wir wieder einmal mit jemandem Schweizerdeutsch sprechen können - und er sich bestimmt auch!
Zwei Tage nach unserer Ankunft reisen wir dieselbe Strecke wieder zurück wie wir sie gekommen sind. Zwar ist sie keineswegs besser zu befahren, trotzdem fällt es uns einiges leichter: Wir wissen jetzt, was uns erwartet und wir freuen uns darauf, dass wir eine Nacht bei Rolf in Kapenguria bleiben dürfen. Vor Kainuk fahren wir an einer Gruppe bewaffneter junger Männer vorbei. Irgend etwas führen sie im Schilde, uns lassen sie aber unbehelligt. In Orwa kehren wir in einem kleinen Restaurant ein, das mit Hilfe des schweizer Projekts "Cuisine Sans Frontiers" aufgebaut wurde und von Rolf vor Ort betreut wird. Das Ziel ist es, im umstrittenen Gebiet zwischen Turkana und Pokot einen Raum zur Begegnung zu schaffen, wobei das gemeinsame Essen eine zentrale Rolle einnimmt. Das Schild über dem Restaurant hat hier dringende Bedeutung. Hier erfahren wir auch den Grund, warum uns heute so viele mit Polizisten beladene Allradfahrzeuge entgegen kommen, denn offenbar plant die kenianische Regierung wieder einmal eine Entwaffnungsaktion der Pokotkrieger. Es ist gut, dass wir die Region bald verlassen.
In Kapenguria bekommen wir bei Rolf zuhause eine Privatschulung zum Zwecke der Hähnchenzubereitung aus einem lebendigen Güggel. Wir wissen danach zwar, wie ein gerupfter Güggel ausschaut, ob wir das ganze Prozedere jedoch jemals selber durchführen werden, ist noch mehr als unsicher. Jedenfalls wissen wir jetzt, dass ein scharfes Messer von Vorteil sein kann, wenn man versucht, den Brustkorb des Schlachtobjekts zu öffnen. Mercy kocht uns danach die Bestandteile des Hähnchens in einer Currysauce, dazu gibt es Reis. Ausser dem Darm und der Galle wird alles im Topf gekocht – inklusive Magen, Nieren, Leber, Kopf und Füsse. Wie schnell es doch gehen kann – stolzierte der Güggel gerade noch im Garten herum...
Warum quietscht unser Vorderrad seit wir vom Lake Turkana zurück sind? Dem müssen wir unbedingt schnellstens nachgehen, wäre es nicht gerade Wochenende und alle Werkstätten geschlossen...
Von hier aus nehmen wir den winzigen Grenzübergang Suam River nach Uganda.
Hochland Kenia
Budget Kenia
Kenia
Hauptstadt
Nairobi
Bevölkerung (Dichte)
40'046'566 (69 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
582'650 km2 (14 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Mount Kenya 5'199 m
Tiefster Punkt: Indian Ocean 0 m
Strassen
160,886 km
(geteert: 11,197 km; nicht geteert: 149,689 km)
Religion
Christen 82.5%, Muslime 11.1%, Traditionalists 1.6%, andere 1.7%, keine 2.4%, unbekannt 0.7%
Sprache
Englisch, Swahili
Lebenserwartung
63
AIDS Rate
6.3%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
16.5%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
50%
Arbeitslosigkeit
40%
Lese- und Schreibfähig
87.4%
Währung
Kenia-Schilling
1 CHF = 96.05 KES (Stand: Juli 2014)
1 CHF = 0.00 KES (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$1'800
Militärausgaben (% des BIP)
2.8%