Hinterland im Norden
Tauchen auf Ibo
09.06.2014 - Vom Cahora Bassa Stausee zum Indischen Ozean durch 1000 km dicht besiedeltes Buschland mit einfachen Häusern und kleinen Feldern. Velos und Menschen sind viel zahlreicher auf den Strassen als Autos.
Die Einreise nach Mosambik geht trotz unserer inexistenten Portugiesisch-Kenntnisse am winzigen Grenzübergang von Mucumbura rasch und problemlos. Für unser Auto bekommen wir kostenlos ein "Temporary Import Permit" (mehr dazu hier). Bereits direkt nach der Grenze sieht das Dorfleben ganz anders aus als noch 20 km voher. Die Mosambikaner scheinen geselliger zu sein als die Simbabwer und bilden grössere Dörfer. Auch hier wohnt man vorwiegend in Lehm- oder Backsteinhütten mit Strohdächern. Ausserhalb der Dörfer liegen die bebauten Felder.
Wir fahren entlang des fünftgrössten Stausees der Welt, dem Cahora Bassa, nach Osten. Bald ist vom Grabenbruch nichts mehr zu sehen, dafür erheben sich hohe Berge, hinter denen sich der gestaute Zambezi ausbreitet. Songo, eine herausgeputzte Stadt, die noch lange nach der Unabhängigkeit in portugiesischen Händen lag, ist unsere erste Versorgungsstadt. Auch hier kommen wir bestens ohne viel Englisch aus. Bei einem schönen Zeltplatz im südafrikanischen Stil am See verbringen wir unsere erste Nacht.
Am nächsten Morgen geht es auf guter Teerstrasse weiter nach Tete. Tete zeigt sich uns als geschäftige und dreckige Stadt. Viele Menschen tragen Lasten durch die stark befahrenen Strassen. Es werden Kohle und Früchte verkauft. Tankstellen, Supermärkte und Bankomaten sind zu finden. Wir überqueren hier den Zambezi Fluss und fahren dann als erstes in Richtung Malawi. Vor der Grenze biegen wir allerdings auf eine Schotterpiste ab, die der Zuglinie nach Süden folgt. Ab jetzt gibt es praktisch keine anderen Autos mehr. Unzählige Velos mit abenteuerlichen Beladungen, hin und wieder ein Motorrad, selten ein Lieferwagen mit Holz oder Menschen auf der Ladefläche. Die Landschaft ist vorwiegend bewaldet, hin und wieder brechen riesige Granitblöcke wie grosse Blasen aus der Erde heraus.
Bei der grossen Zambezi-Brücke in Mutarara biegen wir nach Osten ab. Der Boden ist hier im Schwemmland von Shire und Zambezi gut bewässert und erlaubt Anbau von unterschiedlichen Nutzpflanzen: Mais, Zuckerrohr, Bananen, Papayas, Ananas. Die Suche nach einem Übernachtungsplatz ist sehr schwierig. Überall wohnen Menschen neben den Strassen, die einzigen unbewohnten Flächen sind bebaute Felder. Schliesslich werden wir bereits nach Sonnenuntergang mit dem Dorflehrer als Dolmetscher beim Chief von Goma vorstellig. Offenbar ist einiges an Überredungskunst notwendig, denn das Gespräch zwischen Lehrer und Chief dauert erstaunlich lange. Schliesslich dürfen wir aber unser Auto direkt vor die Hütte des Chiefs fahren und dort unser Lager aufschlagen. Unter genauer Beobachtung seiner Entourage und zahlreicher Kinder beantworten wir die Fragen des Chiefs und bekommen unsere Fragen, die sich während der ersten Tage in diesem Land aufgedrängt haben, beantwortet. Am nächsten Morgen – der Nebel hängt dicht über dem Dorf – verabschieden wir uns von der gastfreundlichen Runde und machen uns auf die Weiterreise.
Die Piste wird immer noch ausgewaschener und sumpfiger, der Nebel dichter. Bald schon zeichnen sich die Umrisse der Fussgänger und Velofahrer nur noch schemenhaft vor uns ab. Nach dem übelsten Streckenabschnitt erreichen wir schliesslich den Shire Fluss. Hier gibt es wie erwartet keine Brücke, sondern man muss sich mit einem handbetriebenen Ponton übersetzen lassen. Während wir uns auf dem Ponton befinden, löst sich der Nebel in Minutenschnelle auf und die wärmende Sonne steht am Morgenhimmel.
Von jetzt an ist die Piste einiges besser und schneller zu befahren. Nach über 400 km Piste in unterschiedlichsten Zuständen, sind wir froh, als wir endlich Teer unter den Rädern haben. Nur, schneller fahren können wir auch hier nicht, denn wir teilen die Strasse mit Unmengen von unmotorisierten Verkehrsteilnehmern. Wir sind darüber zuerst etwas schockiert, und fragen uns, wie wir die über 800 km an die Küste unfallfrei überstehen sollen. Bald schon aber lichtet sich die Strasse und wir kommen schneller und sicherer vorwärts. In Mocuba übernachten wir bei einer christlichen Mission.
Die restlichen Kilometer an die Küste fahren wir im Schnellzugstempo. Unterwegs laden wir eine Amerikanerin auf, die gerne ins 200 km entfernte Nampula mitfahren möchte, kurz darauf muss ein Huhn, das den falschen Fluchtweg gewählt hat daran glauben. Es landet unter dem Auto und ist im Rückspiegel nur noch als fliegender Federball zu sehen. Äxgüsi...
Erst ganz kurz bevor wir die Ilha de Moçambique erreichen, erspähen wir den Indischen Ozean. Wald und Palmen haben vorher die Sicht versperrt. Die Insel selber, die Handelsstadt, die ehemals die Hauptstadt von Mosambik war, beeindruckt uns mit ihren Gegensätzen und der Farbenprächtigkeit der einheimischen Bevölkerung. Die Stadt ist recht untouristisch und bietet trotzdem genug Infrastruktur für Besucher. Mehr dazu hier: Ilha de Moçambique.
Tauchen auf Ibo
Mosambik
Hauptstadt
Maputo
Bevölkerung (Dichte)
22'061'451 (28 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
801'590 km2 (19 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Monte Binga 2'436 m
Tiefster Punkt: Indian Ocean 0 m
Strassen
30,331 km
(geteert: 6,303 km; nicht geteert: 24,028 km)
Religion
Katholiken 28.4%, Protestanten 27.7%, Muslime 17.9%, andere 7.2%, keine 18.7%
Sprache
Portugiesisch
Lebenserwartung
52
AIDS Rate
11.5%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
21.2%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
54%
Arbeitslosigkeit
21%
Lese- und Schreibfähig
56.1%
Währung
Metical
1 CHF = 34.66 MZN (Stand: Juni 2014)
1 CHF = 0.00 MZN (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$1'200
Militärausgaben (% des BIP)
0.8%