Nochmals zu viert
Rummel und Einsamkeit
Unterhalt
31.10.2014 - Wir befahren mit Hans und Brigitte anspruchsvolle Pisten im nördliche Namibia: Auto flicken in der Wüste, Gin-Tonic mit Eiswürfeln aus dem Gefrierfach, Sandduschen im Auto und Staub bis zum Abwinken!
Kaokoveld-Tour für Fortgeschrittene
Bereits zum zweiten Mal seit unserer Abreise besuchen uns meine Eltern in Namibia. Hatten wir im April noch eine touristische Route gewählt, so wollen wir jetzt eine fahrtechnisch anspruchsvolle Route bereisen. Hans ist ein passionierter Auto- (und Lastwagen-)fahrer, Brigitte liebt fotogene Landschaften. Perfekt, die Tour ist gesetzt: Kaudom und Kaokoveld!
Bereits am zweiten Tag unserer Reise bei der Fahrt nach Tsumkwe, hören wir aus dem Funk ein verknattertes "---Pla---en---!". Wir fahren zurück und sehen Hans mit den Händen über dem Kopf vor dem vorderen, linken Rad stehen. Plattfuss! Wir sind alle froh, dass nichts passiert ist und montieren den Reservereifen. Zwanzig Minuten später sind wir wieder unterwegs. Damit Hans und Brigitte wieder mit einem funktionalen Reserverad unterwegs sind, lassen wir unseren etwas zu grossen Ersatzschlauch in die Sprengringfelge des defekten Reifens montieren. Ist zwar nicht perfekt, aber funktioniert.
Im "Living Museum" eines San-Dorfes nördlich von Tsumkwe, basteln wir mit unseren Gastgebern Pfeil und Bogen, Seile und Schlingen, während die Frauen aus Strausseneierschalen Schmuck fertigen. Hans deckt sich danach mit dem Überlebenskit der San ein und kauft sich eine Köcher mitsamt Feuerstäben, Trinkrohr und einem Giftpfeil. Der Dorfälteste übergibt ihm seinen persönlichen Köcher. Er wird sich einen Neuen machen.
Als erste Prüfung für unsere beiden Fahrer steht der winterliche Tiefsand im Kaudom auf dem Plan. Mit fast vollen Tanks geht es in das Abenteuer. Ist die Fahrt anfangs noch wenig sandig und relativ tierreich, so wird sie nach dem letzten Wasserloch im Flusstal bald tiefsandig und sehr beschwerlich. Die Strecken mit hartem Untergrund werden immer seltener und sind bis zum Ende praktisch nicht mehr vorhanden. In der Untersetzung quälen sich Lars und Greta - der gemietete Landcruiser von Hans und Brigitte - durch den lockeren Sand. Tiere gibt es nur noch wenige, dafür viel Spass und Durchhaltewillen unserer Fahrer. Im Kaudom Camp wird zur Zeit intensiv gebaut. Wunderschöne Chalets sind im Aufbau und auch die Campsites mit bester Aussicht auf das (Trocken-)Flusstal werden neu gestaltet. In der Zwischenzeit ist das Zelten hier gratis und gleicht einer Baustelle.
Auch der nächste Tag hat es in sich. Bis zur Teerstrasse zwischen Rundu und Katima Mulilo sind nochmals viele tiefsandige Kilometer zu fahren. Mit dem Kühlwassertemperaturzeiger nur leicht unter dem Maximum erreichen wir den Teer und lassen die Gefährte erst einmal etwas durchschnaufen. Eine anstrengende Strecke.
Zur Erholung gönnen wir uns zwei Tage am Okavango. Im Ngepi Camp und auf dem Zeltplatz der RiverDance Lodge lassen wir es uns bei heissem, sonnigem Wetter gut gehen. Ausser Besichtigung der etwas dürftigen Popa Falls und "Einkaufen" in Divundu steht nicht viel auf dem Plan. Wir schmücken Lars mit dem aus der Schweiz mitgebrachten Alpaufzug, der die bisherige Kamelkaravane auf der Beifahrerseite ersetzt. Heimweh?
Die zwei nächsten Tage fahren wir auf endlosen, praktisch verkehrsfreien Strassen gegen Osten nach Opuwo. Einkaufen in Rundu und Okongwati und zwar für die nächsten zehn (!) Tage stellen uns auf die Probe. Vor unserer Ankunft in Windhoek werden wir keine brauchbaren Einkaufsmöglichkeiten mehr finden. Der Gretakühlschrank und das Lars-Gefrierfach werden bis unter die Deckel gefüllt. Auch Savanna Dry muss natürlich gehortet werden, damit wir die Tage in der Abgeschiedenheit gut überstehen. Nebst vielem Fleisch gerät auch etwas Gefriergemüse in das Tiefkühlfach, damit wir uns nicht nur von Büchsen ernähren müssen, sobald wir kein frisches Gemüse mehr haben. Eiswürfel für die obligaten Gin-Tonics und Whisky-Colas sind natürlich schon seit Anfang unserer gemeinsamen Reise mit dabei.
Nach einem geführten Besuch in einem Himba-Dorf, geht es ab auf einsame Pisten. Bereits der kleine Van Zyl's Pass zwischen Okongwati und Ojitande fordert uns. Noch wilder geht es dann am eigentlichen Van Zyl's Pass zu und her. Wir lassen uns viel Zeit um die Fahrstrecke unbeschadet und mit maximalem Fahrgenuss hinter uns zu bringen. Hans holt alles aus der armen Miet-Greta heraus. Man fährt steil hinunter, hängt schräg in den Federungen und rutscht über sandige Felsen. Es geht zum Glück alles gut. Am Fusse des Passes essen wir unter einem schattigen Baum ein kleines Mittagessen. Die anschliessende Fahrt zum Syncro Camp am Kunene-Fluss ist dann die Belohnung für die strapaziösen Kilometern am Vormittag.
Während Brigitte Rösti kocht und die Männer sich um die 1.2 kg Zebra-Filet kümmern, erfahren wir beim gemeinsamen Abendessen von Sarah und Ryan was die letzte Zeit im Camp gelaufen ist. Es sieht wieder ganz anders aus als noch vor einem halben Jahr! Die beiden haben gewirkt und gewerkt wie die Weltmeister. Bald schon sollen auch einfache Chalets vermietet werden. Eigene Gärten, Hühner und viele neue Bäume verschönern die Landschaft am Kunene. Und: Es gibt einen neuen Weg zu einer Sandbank am Kunene, wo man die Krokodile beobachten kann...
Bei der ausgebuchten Palmwag-Lodge sind wir nach sechs Tage in der Einsamkeit wieder voll mitten im Geschehen. Wir bekommen einen Stellplatz auf dem Parkplatz und ein Abendessen an der Bar statt im Restaurant. Am nächsten Tag geht die Fahrt weiter im Damaraland. Sobald wir die Touristenattraktionen um Twyfelfontein hinter uns gelassen haben, sind wir auch hier wieder alleine unterwegs. Durch goldene Graslandschaften, weitere, tiefsandige Flusstäler und über sanfte, bewachsene Dünen erreichen wir schliesslich den Ugab Trockenflusslauf und gleich danach die White Lady Lodge. Die Weiterreise führt uns schliesslich durch die Ausläufer der Namibwüste zur Spitzkoppe und von dort in den Namib-Naukluft Nationalpark und zurück nach Windhoek.
Schon sind die drei Wochen wieder vorbei. Den letzten Abend lassen wir in Joe's Beerhouse ausklingen. Nach einer letzten gemeinsamen Fahrt zum Flughafen sind wir jetzt wieder zu zweit unterwegs. Keine schönen Geschichten mehr von den Grosskindern, vom Lastwagen Sissi, keine Abende zu viert am Lagerfeuer, kein gemeinsames Staunen unter dem Sternenhimmel.
Auch für uns geht der Endsprurt in Afrika los. Ende Oktober geht das Schiff mit unserem Toyota nach Montevideo, Uruguay! Vorher gibt es noch einiges zu erledigen.
Unsere Route
Der GPS-Track unserer Reise kann hier heruntergeladen werden: Tour Namibia 2014
Rummel und Einsamkeit
Unterhalt
Namibia
Hauptstadt
Windhoek
Bevölkerung (Dichte)
2'128'471 (3 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
825'418 km2 (20 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Konigstein 2'606 m
Tiefster Punkt: Atlantic Ocean 0 m
Strassen
64,189 km
(geteert: 5,477 km; nicht geteert: 58,712 km)
Religion
Christen 80% bis 90%, Naturreligionen 10% bis 20%
Sprache
Englisch, Afrikaans, Deutsch, Herero, Nauruisch
Lebenserwartung
52
AIDS Rate
13.1%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
17.5%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
55.8%
Arbeitslosigkeit
51.2%
Lese- und Schreibfähig
88.8%
Währung
Namibia-Dollar
1 CHF = 11.40 NAD (Stand: 2014)
1 CHF = 0.00 NAD (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$7'800
Militärausgaben (% des BIP)
3.7%