Uganda
Schimpansen
01.08.2014 - Vom Mount Elgon bis zum Lake Bunyonyi hält Uganda so einiges für uns bereit - auch wenn im Norden noch viel Regen fällt und uns damit etwas zur Ruhe zwingt.
Die Einreise nach Uganga verläuft reibungslos, bis auf dass wir weder kenianisches noch ugandisches Geld zur Verfügung haben um die Strassengebühren zu bezahlen. Mehr dazu hier.
Bei der Fahrt um den Mount Elgon erleben wir ein aufgestelltes Uganda mit vielen kleinen Kindern, die uns fröhlich "bye bye muzungu!" hinterher rufen und uns wie wild zuwinken. Zu unserer Linken erhebt sich der Mount Elgon, an dessen Hängen wir auf einer extrem kurvigen Piste fahren, zu unserer rechten fällt der Hang steil ab in eine grosse, dunstverhangene Ebene. Ehe wir uns versehen, gelangen wir aus dieser ruhigen Idylle in den touristischsten Ort seit langer Zeit: Sipi. Einige zum Teil imposante Wasserfälle zieren hier die steilen Wände des Mount Elgon und Hotels und Zeltplätze buhlen um ihre Gäste. Das Wetter ist so regnerisch und die Hänge sind so wolkenverhangen, dass wir auf eine Wanderung verzichten und stattdessen beschliessen, am nächsten Tag zum Lake Victoria weiterzufahren.
Dort gelangen wir zum nächsten touristischen Ort, an die "offiziellen" Nilquelle, wo der Nil aus dem Lake Victoria austritt. Wo früher Stromschnellen zu bewundern waren, ist heute das Wasser gestaut um Uganda und auch die Nachbarstaaten mit Strom zu versorgen. Auf dem ersten Abschnitt des Nils gibt es bereits mehrere Staudämme.
Im "The Haven", das direkt am Nil gelegene, wunderbare Campinggelegenheiten bietet, müssen wir mal wieder Wäsche waschen. Kaum ist sie sauber und hängt an der Leine, zieht auch schon ein Gewitter auf. Wir verkriechen uns zusammen mit unserer nassen Wäsche unter einem Unterstand und warten bis das Schlimmste vorbei ist. Offenbar ist hier die Regenzeit noch nicht richtig vorüber und das bekommen wir auch die nächsten Tage zu spüren.
In Kampala wollen wir endlich das seltsame Geräusch am Vorderrad beseitigen, sowie Öl und Ölfilter wechseln lassen. Die hiesige Toyota-Vertretung ist äusserst unzuvorkommend. Nicht nur sind sie extrem unflexibel was die anzustehenden Arbeiten angeht, auch bekommen wir eine Muzungu-Spezialpreis der etwa 20% über dem sonst schon nicht so vorteilhaften Normalpreis liegt. Wir lehnen dankend ab und lassen die Öle und den Filter bei einer Tankstelle wechseln. Dem Geräusch wollen wir bei Gelegenheit auf eigene Faust nachgehen. Da gerade einer unserer Reifen auch noch etwas Luft verliert, schauen wir bei Tyrexpress vorbei. Die Arbeiter finden nicht nur ein Loch sondern gleich sieben! Wie das passieren konnte, ist uns unklar. Wir lassen den neuen Reifen, den wir bis jetzt auf dem Dach mitgeführt haben auf eine Felge aufziehen und montieren das Reserverad für den weiteren Gebrauch. Weil der indische Inhaber der Firma so Freude an uns hat, müssen wir nichts bezahlen. Er kann aber nicht verstehen, warum in aller Welt wir in Afrika herumreisen, wo wir es doch in der Schweiz so schön hätten.
Um der Grossstadt zu entfliehen, fahren wir zum Mpanga Forest Reserve. Im Vergleich zu Nationalparks ist dieser Park, in dem man lediglich zu Fuss den Wald erkunden kann, geradezu ein Schnäppchen. Wir fliegen wie Tarzan und Jane an einer Liane durch die Luft, werden von hunderten Schmetterlingen und Heuschrecken umschwärmt und lassen unsere Socken mit Feuerameisen besiedeln. Der Regenwald hat seinen Reiz – aber auch seine Tücken!Das Katonga Wildlfe Reserve etwas weiter in Richtung Fort Portal überrascht uns mit unglaublichen Eintrittspreisen. Eine Nacht Camping auf einem sehr einfachen Zeltplatz ohne ebenen Stellflächen und eine geführte Wanderung würde für uns zwei glatte 240 USD kosten, wofür 150 USD für das Fahrzeug anfallen. Die im Reiseführer beschriebene Bootstour auf dem Fluss gibt es nicht mehr. Wir verabschieden uns enttäuscht, ohne den Park zu besuchen. Schade.
Dafür quartieren wir uns In Fort Portal bei Stefan Kluge und seiner Frau Mariam auf der Kluge’s Guest Farm in Kabahango ein. Wir lassen uns von der exzellenten Küche bezirzen. Beste Küche Ostafrikas, wagen wir zu behaupten! Wir haben einiges zu erledigen und bleiben gleich vier Nächte auf dem gemütlichen Zeltplatz. Saubere Fazilitäten, viel heisses Wasser, viele Vögel und ein wunderbarer Garten mit allerlei exotischen Pflanzen, dazu die erheiternden Gespräche mit unserem Gastgeber, der uns in jeder Situation beisteht.
So beginnen wir auf seinem Parkplatz unseren Wagen auseinander zu nehmen, um endlich dem zirpenden, quietschenden Geräusch aus dem vorderen linken Rad auf die Spur zu kommen. Der Rütteltest ergibt, dass das Radlager vermutlich in Ordnung ist und dass stattessen etwas mit den Bremsen nicht in Ordnung ist. Wir demontieren das Rad und schauen im Werkstatthandbuch nach, wie man die Bremsbeläge entfernt. Es ist einiges an Kraft notwendig, bis wir schliesslich die Bremsbeläge entfernt haben. Tatsächlich sind die Beläge zu dünn. Ein eingebauter Mechanismus zeigt uns dies durch einen singenden Laut an, der nach einer verquetschten Grille klingt. Super! Damit wir nun mit dem Auto neue Bremsbeläge einkaufen gehen können, müssen wir wieder alles zusammensetzen.
Mit der Hilfe von Mariam finden wir einen Ersatzteilehändler in Fort Portal, etwa zwanzig Kilometer entfernt. Er hat tatsächlich Bremsbeläge an Lager, die er uns zu einem Standardpreis verkaufen kann. Ob es sich tatsächlich um Originalteile von Toyota handelt, wissen wir nicht...
Die Montage der Bremsbeläge wird gleich mühsam wie die Demontage. Zudem versauen wir den Motorraum mit Bremsflüssigkeit. Auch die hinteren Bremsbeläge wollen wir uns danach ansehen. Das Lösen der Bremsbacken ist wirklich ein saumässiges Gefummel und nachdem ich noch meine Hände ins Spiel gebracht habe, lässt sich rein gar nichts mehr bewegen und das abends um sieben. Stefan sieht unsere Not und lässt uns zum Preis des Campings in seinem Gästezimmer übernachten! Am nächsten Morgen mit frischem Elan und nachdem sich Ueli im Internet weiter schlau gemacht hat, funktioniert die Demontage recht einfach. Er kontrolliert die Beläge und putzt die Trommeln, bevor wieder alles zusammengesetzt wird.
Das schlechte Wetter lädt uns nicht gerade zur Weiterfahrt ein. Was wir in dieser Region noch sehen wollen, hängt unter dicken Wolken. Zeitwese fällt Regen. Zudem haben wir einen Fixpunkt mit dem Schimpansentracking, das unweit von hier stattfindet. Statt im Regen viele Kilometer zu fahren, beschliessen wir, nochmals zwei Tage bei Stefan auf Kluge’s Guest Farm zu verbringen. Die exzellente Küche und der ruhige Zeltplatz machen uns die Entscheidung leicht. Wir putzen das ganze Auto, erledigen viele anstehende Arbeiten und sitzen abends am grossen Lagerfeuer bis alle anderen zu Bett gegangen sind.
Am Tag vor dem Schimpansentracking bessert sich das Wetter endlich. Die Ruwenzori-Berge können wir nun schon von weitem sehen und auch die Fahrt zum Semuliki Nationalpark, um den nordöstlichen Ausläufer der Ruwenzori, gefällt uns sehr. Besonders das letzte Stück, das auf einer alten, unbefestigten Strasse durch die mit Urwald bewachsenen Berge führt. Der Ausblick auf das Kongobecken ist zwar etwas dunstverhangen aber trotzdem eindrücklich. Aus Sicherheitsgründen – hier sollen sich die ansässigen Völker gegenseitig die Köpfe einschlagen – wagen wir uns nicht weiter ins Tal hinunter.
Auf der Anfahrt zum Kibale Forest Nationalpark besuchen wir die Kraterseen um Kasenda und den Urwald, der diese Seen umgibt. Die abflusslosen Seen sollen in unterschiedlichen Farbtönen ruhig in der Landschaft liegen. Lake Nkuruba zeigt sich graubraun, der Wald darum in dunklem Grün und der Urwald im nahen Sumpf in frischem Grün. Es flattern unzählige Schmetterlinge und Libellen durch die Lüfte.
Zwischen den Schimpansen- und Gorilla-Trackings spannen wir am Lake Bunyonyi, im äussersten Südosten von Uganda, etwas aus. Die Strasse von Fort Portal nach Kabale ist in gutem Zustand, bis auf einen kurzen Abschnitt im Queen Elizabeth National Park. Die Landschaft wird nach und nach trockener und wir kommen wieder hinauf in die Berge. Auf fast 2‘000 Meter über Meer am Lake Bunyonyi ist die Temperatur auch bei vollem Sonnenschein recht angenehm und das Wetter zeigt sich von der schönsten Seite. Im touristischen Örtchen Bunyonyi ist zwar vom See nicht viel zu sehen, die spektakulären Pisten entlang des Sees sind aber nicht weit entfernt. Besonders die Strasse nach Muko direkt dem See entlang ist ganz nach unserem Gusto: unbefestigt, schmal, unbefahren, schöne Aussichten und absolut untouristisch. Wunderbar!
Von Kisoro aus versuchen wir nach dem Gorilla-Tracking ein erstes Mal nach Ruanda einzureisen. Das kenianische System des East African Tourist Visa wird nicht anerkannt und wir müssen wieder nach Uganda einreisen, das kein Problem damit zu haben scheint. Die weitere, ungeplante Nacht in Uganda verbringen wir nochmals am Lake Bunyonyi. Dort treffen wir James und Mira. Spät abends stellen sie sich beim Lake Bunyonyi Overland Resort neben uns, eine lange Nacht und eine gemeinsame Fahrt zum zweiten Grenzübergang nach Ruanda folgt.
Während Mira und James relativ rasch über die Grenze kommen, werden wir erneut in Ruanda abgelehnt. Bei der Rückkehr zum ugandischen Grenzposten wird nun auch hier unser East African Tourist Visa nicht mehr anerkannt. Zwischen den beiden Grenzposten entscheiden wir uns, nochmals ein ostafrikanisches Touristenvisum zu beantragen und zwar in Uganda, wo wir es unmittelbar erhalten. Denn in Ruanda müssten wir als Schweizer für alle Visa drei Tage auf eine Antwort aus dem Innenministerium warten, während derer man natürlich nicht zwischen den Grenzen bleiben kann. Mit dem neuen Visum und um weitere 200 USD erleichtert, haben wir nach kurzer Zeit endlich ruandischen Boden unter unseren Füssen – nach viereinhalb Stunden an der Grenze…
Schimpansen
Uganda
Hauptstadt
Kampala
Bevölkerung (Dichte)
33'398'682 (141 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
236'040 km2 (6 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Margherita Peak on Mount Stanley 5'110 m
Tiefster Punkt: Lake Albert 621 m
Strassen
70,746 km
(geteert: 16,272 km; nicht geteert: 54,474 km)
Religion
Katholiken 41.9%, Protestanten 42%, Muslime 12.1%, andere 3.1%, keine 0.9%
Sprache
Englisch, Ganda, Swahili, Arabisch
Lebenserwartung
53
AIDS Rate
6.5%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
16.4%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
24.5%
Lese- und Schreibfähig
66.8%
Währung
Uganda-Schilling
1 CHF = 2'840.91 UGX (Stand: Juli 2014)
1 CHF = 0.00 UGX (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$1'400
Militärausgaben (% des BIP)
2.2%