Abschiedstour
Kleine Tour
Reiseroute Marokko
15.04.2016 - Zu viert machen wir eine dreiwöchige Reise durch Marokko – Landcruiser meets MAN!
Am 12. März ist es soweit: Kathrins Eltern fahren mit ihrem MAN Wohnlastwagen namens „Sissi“ in Tanger Med von der Fähre. Kurz darauf dürfen wir sie in die Arme schliessen. Zum vierten Mal begleiten sie uns ein Stück auf unserer Reise, dieses Mal sogar mit ihrem eigenen Fahrzeug.
Wir beginnen die Reise mit einem Ruhetag am Meer. In Moulay Bousselham werden wir auf den neuesten Stand gebracht, besichtigen Sissi intensiv, werden hervorragend bekocht (Artischocken mit Vinaigrette und Mayo-Sauce und eingeschmuggeltes Entrecôte aus der Schweiz vom Grill) und besuchen zu guter Letzt auch noch den sehr kleinen arabischen Gemüsemarkt im Dorf. Immer wieder ruft der Muezzin über den Lautsprecher seine Schäfchen zum Gebet.
Von nun an geht es der Küste nach südwärts. Wir durchfahren ländliche Gebiete, wo mit einfachsten Mitteln Landwirtschaft betrieben wird. Der Esel ist das Transportmittel der Wahl. Ob Mensch oder Last, treu trottet er dahin, vielfach als gleichwertiges Verkehrsmitglied. Wir besuchen die Altstadt von Salé und fahre dann weiter entlang der Küste nach Essaouira.
Die schöne Altstadt auf einer Halbinsel umgeben vom Meer mit ihren Gerüchen und dem geschäftigen Treiben gefällt uns gut. Wir erstehen Kunsthandwerk und wandern durch die engen Gassen. Den grossen Einkauf machen wir aber lieber im neuen Carrefour etwas ausserhalb.
Dann fahren wir landeinwärts nach Marrakesch. Am Fusse des Hohen Atlas erstreckt sich die grosse, geschichtsträchtige Stadt. Wir wandeln mit vielen Touristen durch den engen Markt, der sich nicht besonders von denen anderer Städte unterscheidet. Lediglich die Läden dünken uns noch stärker auf internationale Kaufkraft ausgerichtet. Am Abend dann, mit dem einsetzen der Nacht, erwacht das Leben auf dem grossen Platz Djemaa el-Fna. Stände verkaufen Fruchtsaft, zahlreiche Garküchen jagen sich die Kundschaft gegenseitig ab. Geschichtenerzähler, Schlangenbeschwörer, Wasserverkäufer und Tänzer unterhalten einheimische und ausländische Besucher. Die Luft ist geschwängert mit Düften aus der orientalischen Kultur. Weihrauch, Myrrhe, Kebab-Grillstände und andere, undefinierbare Ausdünstungen aller Art. Mit diesen Eindrücken geht unsere Reise weiter südwärts. Über den Hohen Atlas fahren wir in die Wüste. Ein Umweg über Telouet bringt uns in sehr ländliche und untouristische Gegenden, wo wir als Touristen noch ein Hingucker sind. Die Dörfer entlang des Flusstals schmiegen sich an schroffe, trockene Felshänge. Kaum ein Dorf ist motorisiert. Alle Arbeiten werden ohne technische Hilfe und zu Fuss erledigt.
Voller Tatendrang fahren wir bei Foum Zguid in die Wüste. Noch ahnen wir nicht, dass es ein ganz spezielles Erlebnis werden wird. Direkt hinter dem Dorfausgang empfängt uns das Tor zur Wüste. Damit hört auch der Teer auf und stattdessen holpern wir nun auf einer steinigen, unbefestigten Piste hinein in die Weite. Wir sind ganz alleine unterwegs. Hinter uns ganz treu, fährt der blauweisse Lastwagen. Eine Staubwolke umgibt uns. Bald lassen wir Luft aus den Reifen. Das ewige Gerüttle sind wir uns nach Tausenden von Kilometern auf amerikanischen Teerstrassen nicht mehr gewohnt. Bald wird die Piste sandiger. Der Wind nimmt nach und nach zu, bis wir in einer Wolke fahren. Je näher wir uns dem Lac Iriki nähern, desto schlimmer wird der Sturm. Eine Staubwolke erhebt sich in den Himmel. Schnellstens versuchen wir wieder aus der Wolke heraus zu fahren. Es gelingt uns teilweise. Immerhin können wir den Feierabend im Windschatten richtig geniessen und nachts lässt der Wind sogar nach.
Auch am nächsten Morgen ist der Wind noch zahm wie ein Schaf. Wir bleiben in der Wüste und fangen ein kleines Projekt an: Wir wollen unsere täglichen Beschäftigungen des Unterwegsseins in Filmchen festhalten. Heute ist Wäsche waschen dran. Bis wir einen geeigneten Platz gefunden, alles aufgestellt und den anhänglichen Kameltreiber wieder abgewimmelt haben, bläst uns bereits ein kräftiger Wind um die Ohren. Vorerst lassen wir uns nicht verunsichern. Wir machen weiter. Als dann die Wäsche endlich an der Leine hängt, weht sie waagrecht im Wind und ist innerhalb von 20 Minuten trocken. Aus der Ferne ist bereits wieder eine Staubwalze zu sehen. Überstürzt brechen wir das eben begonnene Mittagessen ab und machen uns reisefertig. Nur raus aus diesem Wetter, zurück in die Zivilisation!
Bald holt uns die Staubwolke ein. Sie begleitet uns mit kräftigem Rückenwind. Auf dem staubigen Untergrund wirbeln wir eine Unmenge Sand und Staub auf, der sich mit uns bewegt. Auf dem steinigen Untergrund kommen wir nur langsam vorwärts. Der Staub, der uns umgibt, wird dichter und dichter. Schliesslich fahren wir immer schön einem GPS-Track entlang in die Dünen hinein. Der Staub folgt uns und hüllt uns immer wieder in eine dunkle Wolke. Angestrengt versuchen wir den Spuren zu folgen, manchmal erfolglos. Teilweise verschwindet sogar ein Grossteil der Motorhaube in der Unsichtbarkeit. Hinter uns quält sich Sissi durch den Staub. Etwas unruhig werden wir, als wir den Sichtkontakt verlieren. Wir drehen um. Erst als wir fünf Meter voneinander entfernt stehen, sehen wir uns wieder. Phu!
Schliesslich taucht unvermittelt aus dem Sandtreiben die Stadt Mhamid auf. Hier scheint man sich solche Wetterlagen gewohnt zu sein. Der Gemüsemarkt findet ganz normal statt, das Café ist geöffnet, die Schulkinder sind auf dem Nachhauseweg. Wir holen in der im Sturm wackelnden Sissi das Mittagessen nach und fahren dann auf der Teerstrasse etwas aus der Wüste heraus bis nach Tagounite. Hier finden wir uns urplötzlich in einer anderen Welt wieder. Es scheint die Sonne, ein lauer Wind streift durch den Palmenhain. Nur in der Ferne sehen wir noch immer die Staubwolke. Wir sind froh, dass wir unseren Weg aus dem Sand gefunden haben und werden vorerst weitere Sandfahrten im staubigen Süden unterlassen.
Was wir dagegen nicht lassen können, ist ein kleiner Ausflug zu den Dünen von Tinfou. Wir lassen den Reifendruck auf ein Minimum hinunter und fahren einen kleinen Parcours mitten durch den Sand. Das macht solange Spass, wie uns der fliegende Sand noch nicht in die Augen geweht wird. Eine Einladung ins Bedouinenzelt können wir nicht ausschlagen und teilen mit den Berbern zum Tee Appenzeller Biber und Migros Schoggi.Auf dem weiteren Weg fahren wir durch das touristische Zagora und weiter ins Draa Tal. Das wasserführenden Flusstal ist über und über mit Dattelpalmen bewachsen. Die Dörfer kleben an den kargen Hängen um ja keinen fruchtbaren Boden zu vergeuden. Über Tazzarine, wo gerade Markttag ist, geht die Fahrt weiter ins Gebiet eines weiteren Dünengürtels des Erg Chebbi. Langsam legt sich der Sturm etwas und wir wagen uns nochmals in den Sand. Abseits der Touristen auf der Ostseite des Gürtels finden wir einen idyllischen Übernachtungsplatz mitten im Sand. Wir grillieren ein rekordverdächtiges Rindsfilet und verbringen eine windige Nacht unter dem funkelnden Sternenhimmel der Sahara. Am nächsten Tag dann, beim Verlassen des Übernachtungsplatzes fährt sich der MAN Lastwagen in einer Senke so richtig fest. Wir graben über eine Stunde und ziehen das Ungetüm dann mit vereinten Kräften, Sandblechen und Seilwinde aus der Misere heraus. Nun haben wir für eine Weile genug Sand und Staub geschluckt. Raus aus der Wüste!
Langsam nähert sich das Ende unserer Tour durch Marokko. Wir drehen wieder nordwärts ab, überqueren den frisch verschneiten Hohen Atlas und besuchen nochmals die Städte Fès und Chefchaouen. Kurz darauf trennen sich die Wege der zwei Reisegrüppchen. Wir setzen nach Algeciras über, Sissi wird nach Genua verschifft.
Mit dieser letzten Fährpassage zurück nach Europa bleiben uns auf unserer grossen Reise nicht viel mehr als ein paar Tage, bis wir zurück zuhause bei unseren Lieben sein werden. Das Ende unseres Traums nähert sich unweigerlich.
Kleine Tour
Reiseroute Marokko
Marokko
Hauptstadt
Rabat
Bevölkerung (Dichte)
31'627'428 (71 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
446'550 km2 (11 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Jebel Toubkal 4'165 m
Tiefster Punkt: Sebkha Tah -55 m
Strassen
58,256 km
(geteert: 39,480 km; nicht geteert: 18,776 km)
Religion
Muslime 99%, Christen 1%, Juden about 6,000
Sprache
Arabisch, Französisch
Lebenserwartung
76
AIDS Rate
0.1%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
9.9%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
15%
Arbeitslosigkeit
8.8%
Lese- und Schreibfähig
56.1%
Währung
Marokkanischer Dirham
1 CHF = 9.70 MAD (Stand: März 2016)
1 CHF = 0.00 MAD (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$5'300
Militärausgaben (% des BIP)
5%