Kleine Tour
Abschiedstour
04.04.2016 - Wir verbringen zehn Tage mit dem Genesen am Atlantik und schnuppern dann erste arabische Markt-Luft in der kulturellen Hauptstadt Marokkos, Fès. Durch das Rif-Gebirge fahren wir zurück ans Mittelmeer.
Wiedervereint mit unserem Fahrzeug fahren wir gleich zu einem Fährticketverkäufer in Los Barrios. Er kann uns Tickets verkaufen, die wir ohne festes Datum einsetzen können. Auf dem Parkplatz von Carrefour verbringen wir die Nacht mit zwei weiteren Dutzend Wohnmobilen, alle auf dem Weg nach oder zurück von Marokko. Im Carrefour kaufen wir Vorräte für die nächsten Wochen ein. Wir sind nicht allzu optimistisch, was die Nahrungsmittelauswahl in Marokko betrifft.
Am nächsten Morgen begeben wir uns zum Fährhafen von Algeciras. Drei Stunden später erreichen wir Marokko über den Hafen Tanger Med. An der Atlantikküste etwas ausserhalb von Tanger verbringen wir zwei Nächte auf einem mittelmässigen Zeltplatz bei angenehm warmem Wetter – unserer noch immer angeschlagenen Gesundheit zuliebe. Dann verschieben wir unser Camp weiter nach Süden auf einen grossen Wohnmobil-Zeltplatz. Nachdem wir in ganz Nordamerika keinen einzigen solchen Platz besucht haben, geniessen wir es hier, dem seltsamen Treiben der europäischen Winterflüchtlinge beizuwohnen. Da läuft immer was. Der eine klaut dem anderen Strom, man versperrt sich die Zufahrten und man kennzeichnet sein Gärtchen mit Wasserflaschen, die fein säuberlich rund um den Vorplatz aufgestellt werden. Immer mal wieder rollt das Kassettchen zur Entsorgungsstation, dann und wann wird frisches Wasser geholt. Den Weg von und zur Dusche wird im rosa Bademantel zurückgelegt. Die meiste Zeit des Tages verbringt man sonnend auf dem Liegestuhl und plaudert mit dem Nachbarn. Nachts wird der Fernseher eingeschaltet, gesetzt der Fall, dass dann auch wirklich Strom aus der Buchse kommt und nicht schon wieder ein Defekt vorliegt. Praktischerweise kann man Gemüse, Fisch und Früchte gleich auf dem Campground vom Marokkaner mit Tuk-Tuk kaufen und sich die heisse Tajine ans Womo liefern lassen. Mit den Essensresten werden die zahlreichen Campkatzen gefüttert.
Nach drei Tagen Sonne und Meer haben wir genug von diesem Treiben und fahren von der Küste weg ins Landesinnere nach Fès. Im kulturellen Hauptort von Marokko mit der ältesten Universität der Welt und dem wichtigsten Königspalast des Landes, lassen wir uns von Ouafi, einem marokkanischen Fremdenführer mit Deutschkenntnissen, durch die Gassen führen. Er zeigt uns die sieben Tore am Königspalast, das jüdische Viertel und fährt uns zu einem eindrücklichen Aussichtspunkt über die verschiedenen Stadtteile von Fès. Dann besuchen wir einige Handwerkskooperativen, wo wir einerseits Einblick in deren Tätigkeiten erhalten, andererseits natürlich auch Souvenirs erstehen könnten. Die Mosaikschule beeindruckt uns besonders. Pfeilschnell werden die Formen vorgezeichnet, mit dem Hammer bearbeitet und schliesslich zum fertigen Mosaik zusammengefügt. Die normalerweise farbenfrohe Gerberei ist im Moment leider nicht in Betrieb.
In den engen Gassen von Fès gibt es keinen motorisierten Verkehr. Güter werden zu Fuss, in Schubkarren oder auf Mauleseln transportiert. Überall befinden sich kleine Läden, Restaurants oder Souvenirshops, dazwischen immer wieder mal ein ruhiger Pol in Form einer Moschee. Wir werden gut verpflegt und können dem Treiben in der geschäftigen Stadt beiwohnen. Mit vielen Eindrücken kehren wir am Abend zu unserem Camp zurück.
Da bald meine Eltern für eine gemeinsame Tour in Tanger ankommen werden, müssen wir nun wieder nordwärts halten. Auf einer Bergstrecke fahren wir zum Mittelmeer. Unterwegs bekommen wir zu spüren, was aggressives Verkaufsverhalten ist: Auf der engen Passstrasse werden wir etwa 100 Mal von jüngeren und älteren Männern mit eindeutigen Gesten darauf aufmerksam gemacht, dass man bei ihnen Haschisch kaufen kann. Manchmal fahren sie uns in Autos nach, überholen knapp und wollen uns zum Kaufen anregen. Wir bleiben stur, versuchen Unfälle zu verhindern und wundern uns über dieses tiefe, grüne Tal. Es muss ein einträgliches Geschäft sein, welches von der Polizei geduldet wird.
Entlang der Mittelmeerküste und wieder landeinwärts fahren wir in eine nächste sehenswerte Stadt, Chefchaouen. In diesem blauweissen Städtchen ist gerade Markttag. Vom Souvenirhändler zur Gemüsebäuerin und dem Haschisch-Verkäufer ist alles auf den Beinen. Wir geniessen erst die Altstadt, besuchen den Aussichtsturm bei der alten Kasbah und beehren dann auf dem Heimweg noch den einen oder anderen Gemüsebauern. So spät am Tag ist nicht mehr das beste Gemüse übrig, aber auch das tut es für uns.Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Hafen von Tanger. Bald schon sehen wir meine Eltern in ihrem blauweissen MAN daher brausen. Fast drei Wochen lang werden wir mit ihnen eine grössere Tour durch Marokko machen.
Abschiedstour
Marokko
Hauptstadt
Rabat
Bevölkerung (Dichte)
31'627'428 (71 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
446'550 km2 (11 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Jebel Toubkal 4'165 m
Tiefster Punkt: Sebkha Tah -55 m
Strassen
58,256 km
(geteert: 39,480 km; nicht geteert: 18,776 km)
Religion
Muslime 99%, Christen 1%, Juden about 6,000
Sprache
Arabisch, Französisch
Lebenserwartung
76
AIDS Rate
0.1%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
9.9%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
15%
Arbeitslosigkeit
8.8%
Lese- und Schreibfähig
56.1%
Währung
Marokkanischer Dirham
1 CHF = 9.70 MAD (Stand: März 2016)
1 CHF = 0.00 MAD (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$5'300
Militärausgaben (% des BIP)
5%