Über dem Polarkreis
Nordwärts
Reiseroute Kanada Westen
29.08.2015 - 732 km von der Klondike Kreuzung bis nach Inuvik, 120 km vom arktischen Meer entfernt am Mackenzie Flussdelta gelegen – eine epische Fahrt auf Schotter. Eindrückliche Landschaften und abwechslungsreiches Wetter. Dawson zeigt sich als originelles Goldgräberstädchen, wo die Tradition noch am Leben erhalten wird.
Nicht ohne unsere Tanks nochmals bis unter den Rand mit Diesel gefüllt zu haben, biegen wir über den Klondike Fluss vom gleichnamigen Highway auf den Dempster. Vor uns liegt eine nordische Landschaft mit nur wenigen Versorgungspunkten und viel Wildnis dazwischen. Bereits von den ersten Metern an ist die Piste ungeteert. 730 km Schotter liegen vor uns. Eine Broschüre, die wir auf der Touristeninformation erhalten haben, liefert Informationen zur Route, Geologie, Versorgungsmöglchkeiten und zu Sehenswertem durch Wald, Berg und Tundra.
Die Streckenführung ist wunderschön. Erst geht es durch den Tombstone Park über ein ehemals vergletschertes Gebirge. Hier liegt auch der höchste Pass der Strecke und bereits bekommen wir einen Vorgeschmack der baumlosen Tundra. Die Berge halten die Wolken auf ihrem Zug nach Norden auf und regnen sich aus. Ein tristes, graues Gruselwetter. Danach geht es auf eine sanfte Hügelkette. Auf beiden Seiten sehen wir ins Tal, im Westen erhebt sich ein Gebirge. Unendlich windet sich die Strasse auf diesen Hügeln. Die Umgebung ändert sich kaum. Der Wald ist mal frisch, neu und jung, mal ist er abgebrannt und nur ganz kleine Pflanzen haben sich den kahlen Boden wieder zu Eigen gemacht. Bald schon folgt die nächste Passüberquerung. Graue, flach geschliffene Felsen ragen neben der Strasse aus dem lichten Wald empor. Während die Südseite einiges an Pflanzen-Wachstum unterhalten kann, ist die Nordseit ganz kahl. Dahinter ausgedehnte Tundra, die lediglich entlang der Flussläufe den Bäumen ein Leben ermöglicht.
Sobald wir die Grenze zu den Northwest Territories überschreiten, geht es abwärts – im wahrsten Sinne des Wortes. Von über 1'000 M.ü.M. gelangen wir zum Mackenzie Fluss auf knapp 100 M.ü.M. Eine erste Fähre bringt uns über einen Zufluss, dann folgt eine grössere Fähre, die uns über den Mackenzie selber bringt. Von da an ist die Landschaft flach und eintönig. Weil der Mackenzie so viele Nährstoffe und mildes Klima bis nach Inuvik bringt, ist es den Fichten möglich, viel weiter nördlich zu gedeihen als andernords.
Hier bietet sich ein erster Testgrund für unsere neue Flugkamera. Dank dieser können wir nun über die Fichten hinweg fliegen und die zahlreichen blauen Seen bestaunen, die uns vom Boden aus verborgen bleiben. Nur auf einer Flugtour könnte man sonst die Landschaft auf diese Weise erleben.
Inuvik, die ursprüngliche Eskimosiedlung, ist vorerst noch das Ende des Dempster Highways. Man baut aber fleissig an einer Verlängerung bis ans arktische Meer. Sehr aufwändig soll der Strassenbau sein: Um den Permafrost nicht zu zerstören wird ein meterhoher Damm gebaut, auf dem die Strasse angelegt wird. Das Dorf erscheint uns auf dem absteigenden Ast. Viele Geschäfte sind geschlossen, es gibt gerade noch ein einziges Restaurant, wo einfache Kost serviert wird. Wenigstens gehört auch noch eine Bar dazu. Auch hier entdecken wir die Umgebung per Flugkamera von der Luft aus. Spektakulär leuchten die tausenden Seen und Kanäle des Mackenzie Flusssystems aus der Höhe.
Natürlich müssen wir danach wieder dieselbe Strecke zurück. Wir erwischen zwei gute Tage mit nur sehr wenig Regen. Am frühen Morgen liegt noch Nebel über der Eagle Creek gleich unterhalb der Eagle Plains Lodge. Erst im Tombstone Park hängen wieder die Wolken, allerdings bieten sich dadurch wieder sehr schöne Stimmungen.
In Dawson City, der Goldgräberstadt am Yukon, lebt der Goldrausch auch heute noch. Ist die Siedlung heute wieder um ein Vielfaches kleiner als um 1900, so ist es doch gelungen ein stimmiges Dorfbild zu erhalten. Das Schlendern durch die staubigen Gasse und die Aushänge, die für "Gold Claims" werben, versetzen uns in eine längst vergangene Zeit zurück. Dass einige Goldminen aber auch heute noch voll in Gebrauch sind, sehen wir an den grossen Kieshalden im Klondike-Tal. Wir wagen uns nicht vorzustellen, wie das zu Goldrauschzeiten ausgesehen haben mag.
Auf dem Midnight Dome, gute 400 Meter über dem Yukon Fluss, geniessen wir eine spektakuläre Aussicht. Leider sind die Nächte noch so hell, dass wir keine Polarlichter erkennen können. Das wäre sonst ein guter Platz, um sie zu beobachten, wie wir uns sagen lassen. Zur Feier der "Discovery Days", welche die Entdeckung des Goldes am Klondike würdigen, finden einige Spezialshows statt. Eine davon ist das sogenannte "Mud Bog". Aufgemöbelte Autos fahren in zwei etwa 100 Meter langen Schlammspuren um die Wette. Wer es nicht schafft, wird von einer grossen Baumaschine aus dem Schlamm gezogen. Es ist ein grosses Spektakel, das ganz Dawson anzieht – trotz des Regens. Am nächsten Tag gibt es etwas Besonderes: Wunderschön blauen Himmel über einem weissen Nebelmeer. Sofort machen wir uns auf den Weg über den Top of the World Highway. Wunderbar, wie sich die Route auf den höchsten Hügelzügen durch die Landschaft zieht. Gerade noch rechtzeitig vor der Grenze zu Alaska treffen wir auf eine kleine Herde Karibus. Sie sind aber schneller als wir und bald schon über alle Berge auf und davon. Für uns heisst es nun: Ab nach Alaska, in uns von der Reise 2008 schon bekannte Gefilde!
Nordwärts
Reiseroute Kanada Westen
Kanada
Hauptstadt
Ottawa
Bevölkerung (Dichte)
33'679'000 (3 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
9'984'670 km2 (242 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Mount Logan 5'959 m
Tiefster Punkt: Atlantic Ocean 0 m
Strassen
1,042,300 km
(geteert: 415,600 km; nicht geteert: 626,700 km)
Religion
Katholiken 42.6%, Protestanten 23.3%, andere Christen 4.4%, Muslime 1.9%, andere and unbekannt 11.8%, keine 16%
Sprache
Englisch, Französisch, Inuktitut
Lebenserwartung
81
AIDS Rate
0.3%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
9.4%
Arbeitslosigkeit
7.3%
Lese- und Schreibfähig
99%
Währung
Kanadischer Dollar
1 CHF = 1.36 CAD (Stand: September 2015)
1 CHF = 0.00 CAD (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$41'500
Militärausgaben (% des BIP)
1.1%