Verschiffung nach Nordamerika
Warten in Vancouver
14.10.2015 - Wir waren der Ansicht, aus der letzten Verschiffung einiges gelernt zu haben. Dennoch gibt es wieder unzählige Überraschungen und viel Nervenkitzel während der Verschiffung von Süd- nach Nordamerika.
Der Panamericana, der fast durchgehenden Strasse von Alaska nach Feuerland, fehlen bekanntlich immer noch 100 Kilometer zwischen Panama und Kolumbien. In diesem abgelegenen, gebirgigen Regenwald (Darien Gap) ziehen sich die Rebellen zurück und es hat niemand ein Interesse daran, dort eine Strasse zu bauen. Diese Tatsache zwingt uns, unser Gefährt irgendwie übers Wasser Richtung Norden zu bringen.
Bis im Mai 2015 operierte eine Fähre (Ferry Xpress) zwischen Cartagena, Kolumbien und Colón, Panama. Diese hat den Betrieb in der Zwischenzeit eingestellt, da die Saison zu Ende sei. Welche Saison genau gemeint ist, ist allgemein unbekannt. Als Alternative versucht Fritz (San Blas Ferry) seinen alten Rosthaufen wieder in Betrieb zu nehmen. Bereits vor einigen Jahren fuhr er damit von Panama nach Kolumbien. Zu dieser misslungenen Jungfernfahrt findet man im Internet amüsante Berichte. Wir wollten uns dieses doch sehr teure Abenteuer ersparen.
So bleiben noch zwei Möglichkeiten: Die RoRo-Reederei "SC-Lines" bietet seit Neuestem an, mit dem Auto auf dem RoRo-Frachter zwischen Cartagena und Florida mitzureisen. Wir haben schon fast gebucht, als wir herausfinden, dass man für die Einreise über den Hafen in Florida ein B-2 Visum benötigt und man mit dem ESTA-Visum nicht einreisen kann. Somit fällt diese Variante ebenfalls ins Wasser.
Eine RoRo-Verschiffung, wo wir das Auto nicht auf dem Schiff begleiten können, kommt nicht in Frage, da die Autos zu oft geplündert werden. Übrig bleibt eine Containerverschiffung auf die andere Seite des Darien Gap. Naheliegend wäre die kostengünstige, schnelle und eingespielte Verschiffung nach Colón, Panama. Nebst dem Fakt, dass Colon eine der kriminellsten Städte Zentralamerikas ist, haben wir keine Lust in dieser extrem feuchtheissen Jahreszeit durch Zentralamerika zu reisen. Wir müssen bereits in Cartagena ein Hotelzimmer mit Klimaanlage beziehen, da ansonsten nicht mehr an Schlafen zu denken ist.
Schliesslich entscheiden wir uns für eine unkonventionelle Variante: Wir verschiffen direkt nach Vancouver, Kanada. Somit werden wir im Sommer den hohen Norden bereisen können und dann langsam südwärts dem Winter davon fahren. Da wir bei der letzten Verschiffung schlechte Erfahrungen mit Transhipments (Umladen des Containers auf ein anderes Schiff) gemacht haben, suchen wir eine Reederei, die direkte Schiffe von Cartagena nach Vancouver hat. Wir werden bei Hapag Lloyd fündig. Die Webseite Linscape ist bei der Suche sehr hilfreich. Einziger Wehmutstropfen ist, dass Vancouver als sehr teurer und komplizierter Hafen bekannt ist. Fahrzeuge aus Südamerika werden normalerweise einem "full destuffing" unterzogen. Das heisst, die Zöllner räumen das Auto in Abwesenheit des Inhabers komplett aus und kontrollieren auf unerlaubte Artikel. Dies wird einem in Rechnung gestellt und kostet schnell über 1000 USD. Dazu kommen noch die anderen Hafengebühren in einer ähnlichen Grössenordnung. Falls man aber Glück hat, wird lediglich ein günstigeres "soil exam" durchgeführt. Dazu muss das Auto in einem tadellos sauberen Zustand sein.
Mit Luis Ernesto La Rota (Enlace Caribe) finden wir einen englischsprachigen, sehr zuverlässigen Agenten. Er leitet mit Hapag Lloyd alles in die Wege, damit unser Auto in zehn Tagen aufs Schiff kann. So haben wir genügend Zeit, in der unterträglichen Hitze das Auto innen und aussen zu putzen und uns von den letzten Lebensmittel zu trennen. Erwartete Transitzeit nach Vancouver sind 14 Tage mit einigen Zwischenstopps an der Westküste der USA.
Schliesslich erhalten wir den Termin für die Beladung des Containers. Als wir vor Ort sind, wird dieser aber weiter nach hinten verschoben, so dass wir schlussendlich kurz vor Feierabend am Freitagabend den Container beladen können. Würde irgendetwas schief gelaufen, wir würden das Schiff verpassen. Leider ist nur eine Person pro Fahrzeug im Hafengelände erlaubt, weshalb ich alleine dorthin gehe. Eine grosse Polizeiinspektion wartet auf mich. Ich muss das Auto komplett ausräumen und alle Kisten offen auf einem staubigen Platz hinstellen. Immer wieder bläst der Wind Staub in die Kisten. Und wir haben doch alles so sauber geputzt... Endlich tauchen die Polizisten mit Drogenhund auf. Was in der Zwischenzeit noch nicht staubig war, wird jetzt vom Hund vollgesabbert. Mein Ausrufen wird wenig geschätzt. Nach der Inspektion bleibt keine Zeit mehr, etwas zu reinigen. Ich muss das Auto sofort wieder beladen und in den Container fahren. Ich hänge die Batterien ab, damit diese sich nicht selbst entladen. Die Türen dürfen wir nicht abschliessen, da der Zoll in Vancouver ohne unser Beisein das Auto durchsuchen kann. Schliesslich wird der Container verschlossen und doppelt versiegelt (ein Siegel von der Drogenpolizei, das andere von der Reederei).
Wir verfolgen nun auf Marinetraffic die Position unseres Schiffes "Seaspan Hamburg". Als dieses dann den Hafen Cartagena verlässt, besuchen wir das Containertracking von Hapag Lloyd und stellen fest, dass unser Container immer noch in Cartagena steht. Wir sind am Boden. Beginnt nun derselbe Albtraum wie bei der Verschiffung nach Südamerika vor neun Monaten? Unser Container ist nun auf das nächste Schiff, die Santa Rafaela, gebucht, welches in zehn Tagen ablegen sollte. An einem Samstag soll es dann soweit sein, das Schiff wird am Abend ablegen. Am Mittag erhalten wir von unserem Agenten in Cartagena im CC ein Mail, welches an unsere Agentin in Vancouver gerichtet ist. Sie müsse umgehend ein Zollformular an Hapag Lloyd Kolumbien faxen, da ansonsten der Container nicht geladen werden kann. Kanada hätte da sehr strikte Zollvorgaben. Natürlich arbeitet weder unsere Agentin, noch das Zollbüro am Samstag. Wir teilen unserem Agenten in Eigenregie mit, dass wir von der Agentin gehört hätten, dass hier in Vancouver alles ok sei und der Zoll über den Container informiert sei. Wir hören nichts mehr.
Während einigen Tagen ist es unklar, ob unser Container nun auf dem Schiff ist oder nicht. Später erhalten wir die Nachricht, dass der Container unterwegs sei. Natürlich fängt die Santa Rafaela vor dem Hafen in San Francisco nochmals einige Tage Verspätung ein. Es gibt ein weiteres Problem. In Cartagena gibt es zwischen unserem Agenten und Hapag Lloyd Streitereien, wer nun die zusätzlichen Hafenstandkosten des Containers bezahlen muss. Es geht um mehrere Hundert Dollar. Solange diese nicht bezahlt sind, können wir das Frachtdokument, die Original Bill of Lading nicht erhalten. Ohne dieses Dokument sind wir nicht Eigentümer des Containers und eine Zollabfertigung in Vancouver ist undenkbar. Wir haken jeden Tag bei Hapag Lloyd und unserem Agenten nach, bis wir schliesslich am Tag vor Ankunft des Schiffs erfahren, dass in Cartagena nun alles bezahlt sei und wir die B/L erhalten können. Mit mehr als zwei Wochen Verspätung erreicht unser Container Vancouver.
Usere Agentin Young Sil Kim (Allcargo Express) ist vom Fach. Sie scheint nichts anderes zu machen, als Autos nach Kanada zu importieren. Sie meldet unseren Container beim Zoll an. Am Freitag vor einem verlängerten Wochenende (Provinzfeiertag BC-Day) erhalten wir um den Mittag ein Mail, dass unser Container nun zur Zollabfertigung bereit sei, falls sie ihn denn finden würden. Er stünde am Hafen unter zig anderen Containern. Einige Stunden später wird unser Container gefunden und die Agentin schickt uns zum Hauptzollamt. Wir fragen noch nach, ob denn die teure, zeitaufwändige Zollinspektion schon stattgefunden hätte. Sie meint, nein, aber wir sollen trotzdem beim Zoll vorbei.
Zehn Minuten vor Feierabend erreichen wir das Zollamt. Die Dame am Empfang will uns nicht mehr rein lassen, da die Zeit für eine Zollabfertigung nicht reiche. Wir geben nicht nach und verlangen, mit einem Zollbeamten zu sprechen. Dieser verneint ebenfalls, wir sollen am Dienstag nochmals vorbeischauen. Wir bleiben stur und geben selbstsicher an, dass uns klar sei, dass die Abfertigung mit Carnet de Passage lediglich fünf Minuten daure. Der Zöllner gibt nach, nimmt das Carnet, verlangt eine Inspektionsbescheinigung, welche wir nicht haben, schaut in den Computer und meint, dass da die Inspektion noch nicht stattgefunden hätte. Wir sollen am Dienstag vorbeikommen, um den Container für die Inspektion anzumelden. Wir erwidern, dass unsere Agentin den Container für die Inspektion angemeldet hätte, der entsprechende Zöllner aber diese für nicht nötig befunden hätte. Das sei unmöglich, meinen die Zöllner, die langsam aber sicher auf die Uhr schauen. Wir lassen uns nicht wegschicken und versuchen unsere Situation darzulegen. Völlig überraschend, meint der eine Zöllner plötzlich, dass da im Computer etwas stehe, dass es keine Inspektion gebe. Er füllt das Carnet aus und lässt uns springen. Wow! So kurz vor dem Wochenende gleich noch 1'500 USD gespart. Nicht schlecht.
Leider hat das Warehouse nun schon geschlossen und wir können Lars nicht mehr abholen. Somit müssen wir uns bis Dienstag gedulden. Dank des grossen Zoll-Geschenks können wir damit aber gut leben. Am Dienstag geht es aber ruckzuck. Wir gehen kurz bei der Agentin vorbei, erhalten die nötigen Papiere und werden ins nahe Warehouse geschickt. Lars steht ohne Container in der Lagerhalle. Türen und Fenster sind geöffnet, Batterie ist angehängt und alles ist genau so, wie es war, als ich ihn in Cartagena in den Container fuhr. Wir sind erleichtert und brummen schon bald darauf durch Vancouver.
Warten in Vancouver
Kanada
Hauptstadt
Ottawa
Bevölkerung (Dichte)
33'679'000 (3 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
9'984'670 km2 (242 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Mount Logan 5'959 m
Tiefster Punkt: Atlantic Ocean 0 m
Strassen
1,042,300 km
(geteert: 415,600 km; nicht geteert: 626,700 km)
Religion
Katholiken 42.6%, Protestanten 23.3%, andere Christen 4.4%, Muslime 1.9%, andere and unbekannt 11.8%, keine 16%
Sprache
Englisch, Französisch, Inuktitut
Lebenserwartung
81
AIDS Rate
0.3%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
9.4%
Arbeitslosigkeit
7.3%
Lese- und Schreibfähig
99%
Währung
Kanadischer Dollar
1 CHF = 1.36 CAD (Stand: September 2015)
1 CHF = 0.00 CAD (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$41'500
Militärausgaben (% des BIP)
1.1%