Warten in Vancouver
Verschiffung nach Nordamerika
Nordwärts
01.08.2015 - Verordnete Ruhe: Unser Auto tuckert von Kolumbien nach Kanada. Wir warten – und werken – derweil geduldig in der wunderbaren Stadt umgeben von Wald und Wasser.
Pünktlich und mit ruhigen Flügen – wohl aber etwas müde von der durchgemachten Nacht im Flughafen von Miami – erreichen wir an einem strahlenden Sommertag unsere Heimat für einen guten Monat: Vancouver! Der Empfang gelingt unserer Gaststadt hervorragend: Es ist Canada Day, Nationalfeiertag! Was für ein Fest! Vom Stanley Park aus geniessen wir die ausgelassene Stimmung mit hunderttausend anderen Leuten und schauen das Feuerwerk. Öffentliche Verkehrsmittel bringen uns danach per Seabus über den Vancouver Harbor und mit dem Bus bis vor die Haustüre.
Was uns als Erstes auffällt, ist die wunderbare, echte Freundlichkeit der Kanadier. Es wird uns geholfen, man beantwortet geduldig unsere Fragen, man redet ein verständliches Englisch, man interessiert sich für uns. Wir fühlen uns sofort wohl: we blend in – solange wir den Mund nicht aufmachen, sieht uns keiner an, dass wir hier nur zu Besuch sind.
Was uns als Nächstes auffällt, sind die hohen Preise. Eigentlich wollen wir uns ja nicht darüber beschweren, aber wenn man gerade aus einem südamerikanischen Schwellenland kommt, dann sind die Preisunterschiede halt doch recht augenfällig. Fairerweise muss man dazu sagen, dass der Standard hier in Kanada jedoch um ein Vielfaches höher ist, gerade was Sauberkeit und Service anbelangt.
Als Drittes fällt uns auf, in was für einer übertechnisierten und teilweise auch seltsamen Welt wir heute leben. Bargeld wird fast nicht mehr verwendet, Kreditkarten werden durch Tablets gezogen, Quittungen per Email versandt. Im Supermarkt sammelt man Flugmeilen, zu Fuss geht man draussen nur im Jogging-Anzug und einfach jeder hat ein blitz-blank gefegtes Auto. Oder zwei. Und dann beschwert man sich über die verstopften Strassen. Ist das nicht verrückt? Ist das in der Schweiz nun auch so?
In North Vancouver quartieren wir uns in einer AirBnB-Unterkunft ein. Bald kennen wir die Nachbarn und wissen, wie wir am schnellsten zum nächsten Starbucks gelangen, wo wir Nahrungsmittel einkaufen und wo wir unsere Post hinsenden lassen. Ein paar Strassen aufwärts geht es in den Wald und weg vom Grossstadtrummel. Hier sind wir alleine mit Mountainbikern, Eichörnchen, Waschbären und potentiellen Problembären.
Die ersten paar Tage wundern wir uns über dies und das, bald schon gewöhnen wir uns an die neue Umwelt. Es ist ein einfaches Eingewöhnen. Vancouver ist eine grossartige Stadt: schön, sicher, am Wasser, entspannt. Es geht uns fast ein bisschen zu schnell. Und schon beginnen wir wieder zu vergessen, was uns am Anfang so überrascht oder gar befremdet hat.
Aber ein paar Sachen hallen noch nach: Wo sind die Taxis? Warum sind die Trottoirs alle so schön geputzt und eben? Warum steht kein überfüllter Abfalleimer neben dem Klo? Warum stoppen die Autofahrer, wenn Fussgänger über die Strasse wollen? Warum hupt hier keiner? Warum bekommen wir hier alles, was wir suchen? Warum ist hier die Luft so rein und der Himmel so blau? Kann ich das Hahnenwasser wirklich einfach so trinken?
Aber auch: Warum ist es hier so unendlich kompliziert eine SIM-Karte zu kaufen? Warum kostet 1 GB mobiles Internet 30 CAD – ist das Internet hier wertvoller? Und warum brauchen wir verdammt nochmal einen monatlichen Vertrag für unseren Prepaid-Account? Wo ist die liebe Marktfrau, der ich gerne ein paar Tomaten und Kartoffeln abkaufen würde? Warum schmeckt Apfel-Cider wie aus der Parfümerieabteilung entflohen? Warum gibt es Bier mit Himbeeraroma? Warum ist es billiger im Subway ein Sandwich zu essen als selber eins zu machen?
Ohne unser Gefährt, das etwas verspätet in Vancouver eintreffen soll, sind wir ganz normale Touristen. Wir gehen ins Vancouver Aquarium, wandern im Stanley Park, schauen uns die Badestrände an und staunen über die sauber polierten, glänzenden Glasfassaden der Wolkenkratzer im Stadtzentrum. Wir schlendern durch die Strassen, trinken da einen Kaffe, dort eine Cola, lassen uns in feinen Restaurants bekochen und decken uns in den Shopping Centers mit dem Nötigsten ein.
Und wenn wir nicht gerade die Stadt oder die grünen Wälder um Deep Cove oder Grouse Mountain unsicher machen oder das B-2 Touristenvisum für die USA beantragen, dann sitzen wir "zuhause" oder im Starbucks und machen Büro. Wir geniessen die immobile Zeit ohne unseren fahrbaren Untersatz. Verordnete Ruhe, sozusagen.
Nach zwei Wochen zügeln wir von North Vancouver nach Burnaby. Ein Glückstreffer in unserer AirBnB-Auswahl. Eine wunderschöne Wohnung, wunderbare Aussicht, ein sehr netter Host und viel Platz und Ruhe um unseren Aufgaben zuhause nachzugehen. Mit dem Erstellen von Webseite-Inhalten, Schreiben von Zeitungsberichten und Organisatorischem zur Verschiffung, Reiseführer Lesen und Routen Planen sind wir voll ausgelastet. Jetzt freuen wir uns bis unser Fahrzeug ankommt und wir wieder in unseren gewohnten Reisealltag einsteigen können. Drückt uns die Daumen, dass auch die letzten Schritte am Hafen ohne grössere Probleme ablaufen!
Verschiffung nach Nordamerika
Nordwärts
Kanada
Hauptstadt
Ottawa
Bevölkerung (Dichte)
33'679'000 (3 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
9'984'670 km2 (242 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Mount Logan 5'959 m
Tiefster Punkt: Atlantic Ocean 0 m
Strassen
1,042,300 km
(geteert: 415,600 km; nicht geteert: 626,700 km)
Religion
Katholiken 42.6%, Protestanten 23.3%, andere Christen 4.4%, Muslime 1.9%, andere and unbekannt 11.8%, keine 16%
Sprache
Englisch, Französisch, Inuktitut
Lebenserwartung
81
AIDS Rate
0.3%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
9.4%
Arbeitslosigkeit
7.3%
Lese- und Schreibfähig
99%
Währung
Kanadischer Dollar
1 CHF = 1.36 CAD (Stand: September 2015)
1 CHF = 0.00 CAD (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$41'500
Militärausgaben (% des BIP)
1.1%