Nordiran
Esfahan
16.11.2013 - "Willkommen im Iran! Trinken Sie einen Tee mit uns?"
So klingt es tagtäglich auf unseren Wegen im Iran. Mal in Englisch, mal in Deutsch mal in Farsi. Selten sagen wir ab, immer öfters sagen wir zu. Zum heissen Schwarztee werden jeweils harte Stücke Zucker gereicht die nicht in den Tee eingerührt werden, sondern im Mund mit dem Tee zergehen. Wo kommt ihr her? Wo geht ihr hin? Wie gefällt euch der Iran? Was denkt ihr über dieses Land? Das sind einige der Fragen die dann meistens auftreten. Oft folgt darauf ein Satz wie: Erzählt euren Freunden und eurer Familie, wie schön es hier ist. Wir würden uns freuen, auch sie hier zu begrüssen. Wenn es keine gemeinsame Sprache gibt, bleibt es meist bei "Wo kommt ihr her?" und einem "oh!" auf die Antwort "Suiss".
Vor allem in den Städten, wo einige Leute des Englisch mächtig sind, werden wir häufig angesprochen. Ja, wir fallen hier tatsächlich etwas auf mit unserem Auto und den ausländischen Nummernschildern. Die Menschen freuen sich sehr darüber, uns zu sehen, heissen uns herzlich im Iran willkommen und schütteln uns die Hand.
Wir sind anfangs etwas skeptisch in Anbetracht der Freundlichkeit die uns entgegen schwappt. Noch nirgends haben wir ein solch interessiertes, freundliches und aufgeschlossenes Volk getroffen. Junge und alte, vor allem Männer, sprechen uns an, ohne irgendwelche Hintergedanken. Wir fragen uns, wo wir das auf unserer Reise sonst noch antreffen werden.
In den ersten Tagen unserer Iranreise sind wir überrascht ob der grossen Höhe, in der wir uns aufhalten. Kaum einmal bewegen wir uns unter 1'500 Metern über Meer. Dementsprechend kalt sind die Nächte. Auch haben wir vor der Reise nicht mit den kurzen Tagen gerechnet. Schon um 16 Uhr müssen wir einen Platz für die Nacht gefunden haben, wollen wir beim letzten Tageslicht kochen und abwaschen. Da wir praktisch immer mit der Sonne aufstehen, kommen wir trotzdem gut vorwärts.
Iran hat eine grosse Vielfalt an Landschaften zu bieten. Nicht nur einmal erleben wir innerhalb weniger Stunden mehrere total verschiedene Landschaftsstriche. Von Urwald bis Schneeberge, von Meer bis Wüste. Alles ist hier zu haben.
Einreise
Die Einreise in den Iran verläuft etwas chaotisch (mehr dazu zu gegebener Zeit). Aber nach zwei Stunden sind wir in Bazargan und dürfen uns im Iran frei bewegen. Wir besorgen uns iranisches Bargeld (für 100 US$ kriegen wir 2'950'000 Rial in 50'000er-Scheinen), eine Haftpflichtversicherung fürs Auto und eine SIM-Karte mit Internet-Guthaben. Kathrin trägt brav Schlabbertop und Kopftuch und die Zahlen in Farsi haben wir nochmals repetiert: yek-do-se-chahar-panj... Jetzt kann nichts mehr schief gehen.
Tabriz
Auf dem Weg nach Tabriz haben wir die Qarah Kelisa, eine armenische Kirche, besucht. Als erste iranische Millionenstadt besuchen wir Tabriz. Eine alte, wiederaufgebaute Moschee und der weltweit grösste überdachte Basar warten auf uns. Das Verkehrschaos ist erträglich und einen Parkplatz finden wir recht rasch. Zu Fuss können wir die Innenstadt erkunden.
Wie erwartet sind hier alle Frauen mit Kopftuch verhüllt, viele tragen einen sogenannten Chador über alles drüber, ein grosses schwarzes Tuch, das vor dem Kinn mit einer Hand, oder auch mal mit den Zähnen, zusammen gehalten wird. Auf deutsch heisst der Überwurf "Zelt" und schaut auch so aus.
Zu dieser Jahreszeit gehören wir zu einigen wenigen Touristen in der Stadt. Im Gegensatz zu Istanbul läuft hier auch alles ohne Touristen und wir werden überall neugierig aus den Augenwinkeln beobachtet, und hin und wieder mit "Welcome to Iran" begrüsst, oder gefragt, ob alles in Ordnung sei.
Als wir an einer Strassenecke im Reiseführer ein Restaurant für das Mittagessen suchen, werden wir von einem Iraner deutsch angesprochen. Er hat in Österreich studiert und ist nach dem Studium in den Iran zurückgekehrt. Einige Brocken Deutsch sind hängen geblieben. Er führt uns zu einem guten Restaurant mitten im Bazar, wo wir das Nationalgericht in seiner besten Form geniessen können: Celo-Kabap. Rindsfiletstücke mit einer würzigen Marinade am Spiess gegrillt, dazu scharfe Peperoni, halbe Tomaten und iranischen weissen Reis.
Blaue Moschee
Die Blaue Moschee in Tabriz wurde im 18. Jahruhundert durch ein schweres Erdbeben fast vollständig zerstört. Erst in den 1950-er Jahre beschloss man die Moschee wieder aufzubauen. Nur ein kleiner Teil der blauen Mosaike, die rund um die Moschee verliefen, sowie der eindrückliche Torbogen über dem Eingang sind noch erhalten. Im Innern der Moschee ist schon vieles wieder hergestellt worden. Was nicht mehr als Mosaik vorhanden ist wird als Fresko nachgemalt.
Die Schiiten legen beim Beten in der Moschee ihre Stirn nicht wie die Sunniten direkt auf den Gebetsteppich, sondern auf ein Stück Erde. Die Erde stammt meist von einem bedeutungsvollen Platz der religiösen Geschichte.
Bazar
Der weltweit grösste überdachte Basar ist in Tabriz zu finden. Je nach Quelle beträgt seine Fläche einen bis sieben Quadratkilometer. So oder so, die Fläche ist riesig. Die Mauern und auch spitz zulaufende Kuppen im Basar sind aus kleinen Ziegelsteinen gebaut. Im Gegensatz zum grossen überdachten Basar in Istanbul ist dieser nicht für die Touristen gemacht. Hier findet man wirklich alles, was man für den Alltag in einer iranischen Stadt braucht. Von Teppichen über Schuhe, Hochzeitskleider, Spiegel, Wolle, Gift, Gemüse und Gewürze bis zu Bildern, Schaufensterpuppen, Restaurants und Eisenwarenhandlungen. Es kommt einem vor, als ob die Hälfte der Einwohner der 1.5-Millionenstadt sich gerade beim Grosseinkauf im Basar aufhielten und sich mit Kleidern, Süssigkeiten und Schmuck eindecken würde. In den engen Gassen herrscht ein grosses Gedränge. Nur per Zufall erreichen wir hin und wieder den Rand des Basars und atmen "frische" Stadtluft (alles ist relativ).
Abends sind wir vom Gewühl ganz erschlagen und fahren aus der grossen Stadt in den Sonnenuntergang.
Irans Kappadokien
Südlich von Tabris befindet sich weit im Hochland eine kleine Siedlung, die vorwiegend aus Behausungen besteht, die aus den kegelförmigen Steinformationen gehauen sind. Nicht zu Unrecht wird es als Irans Kappadokien bezeichnet, mit Anlehnung an die Steinbehausungen in der Türkei. Das Dorf ist noch intakt und erwartet im Sommer gewiss viele Touristen aus dem In- und Ausland. Bei unserem Besuch am frühen Morgen ist noch nicht viel los und wir begnügen uns mit einem kurzen Dorfrundgang. Wer Kappadokien bereits besucht hat findet hier nicht viel Neues.
Zum Kaspischen Meer über unbefestigte Pässe
Auf dem Weg vom iranischen Hochland zum Kaspischen Meer gibt es eine hohe Bergkette (Alborz-Gebirge) zu überwinden. Nur schwach steigt die Passstrasse von der Hochebene im Westen, umso steiler fällt sie gegen das Kaspische Meer ab. Schneeberge, karge Hügel und ein urbar gemachtes Tal säumen unseren Weg. Da wir nicht die stark befahrene Strasse über den letzten Bergzug nehmen wollen, suchen wir uns eine kleine Piste abseits der Massen. Es gibt im Tal zwar einen grossen Wegweiser in unsere Richtung, wir enden aber auf unbefestigten Strassen ohne Strassenschilder, die in unserem Navigationssystem nirgendwo vermerkt sind. Wählen von Pisten an Kreuzungen wird zur Glückssache. So fragen wir in einem winzigen Berdorf nach, wo wir weiter fahren sollen. Unser Gegenüber, ein alter Herr mit Gehstock, versteht kein Wort Englisch und weist uns mit der Hand eine grobe Richtung. Wir halten uns daran. Die sanften Berge werden langsamer schroffer und Schmelzwasser rinnt von den Bergspitzen auf unsere Piste. Sobald wir den letzten hohen Berg zum Kaspischen Meer umrundet haben ändert sich die Fauna schlagartig. Hier wachsen Tannen und Bäume bis auf über 2500 Meter über Meer, es gibt einen dichten Grasbewuchs und wir fühlen uns in die Schweiz zurück versetzt. Der Übergang ist wirklich sehr abrupt. Die Feuchtigkeit des Kaspischen Meeres wird an die Berge gedrückt, es regnet sich aus und für das dahinter liegende Hochland bleibt kein Tropfen übrig. Am Kaspischen Meer treffen wir so auf eine extrem grüne und urwaldartige Landschaft. Hier wird Tee angebaut und Fischzucht betrieben. Die Küste des Kaspischen Meeres ist total zugebaut und man findet kaum einen Punkt, wo man das Meer und die Küste sehen kann. Die Küstenstrasse ist stark befahren und es reiht sich Stadt an Stadt. Wir haben bald genug gesehen und stechen wieder hoch in die Berge.
Wir haben auch am Kaspischen Meer riesiges Wetterglück: Nur Sonne und keinen Tropfen Regen. In dieser Jahreszeit eine Seltenheit, wie man sagt.
Täler östlich von Teheran
Wieder in den Bergen angekommen, fahren wir über Pässe mit Höhen über 3'000 Meter über Meer. Auch der Damavand, Irans höchster Berg liegt in unmittelbarer Nähe neben unserer Route. Die Nächte sind jetzt extrem kalt und es wachsen Eiszapfen am Auto. In zwei langgezogenen Tälern zwischen den Hauptverkehrsachsen von Teheran ans Kaspische Meer finden wir abgelegene Dörfer in kargen Landschaften und einsame Schafhirten mit ihren Herden in den Tälern herum ziehen. Wir geniessen die Zeit in der Einsamkeit trotz der grossen Kälte in vollen Zügen. Die Täler mit ihrer Abgeschiedenheit und den schneebedeckten Gipfeln haben ihren Reiz!
Esfahan
Iran

Hauptstadt
Teheran
Bevölkerung (Dichte)
76'923'300 (47 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
1'648'000 km2 (40 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Kuh-e Damavand 5'671 m
Tiefster Punkt: Caspian Sea -28 m
Strassen
172,927 km
(geteert: 125,908 km; nicht geteert: 47,019 km)
Religion
Muslime 98%, andere 2%
Sprache
Persisch, Kurdisch
Lebenserwartung
70
AIDS Rate
0.2%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
18.7%
Arbeitslosigkeit
15.5%
Lese- und Schreibfähig
77%
Währung
Iranischer Rial
1 CHF = 25'111.37 IRR (Stand: November 2013)
1 CHF = 0.00 IRR (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$13'100
Militärausgaben (% des BIP)
2.5%