Osttürkei
Westtürkei
Budget Türkei
07.11.2013 - Die Osttürkei scheint touristisch weniger erschlossen zu sein als der Westen. Wir haben schon bald nach der Abfahrt aus Kappadokien das Gefühl, dass wir als Europäer bei den Touristen in der Unterzahl sind. Es gibt viele Türken, die ans Schwarze Meer fahren oder sich das Kloster Sumela, das unglaublich hoch oben direkt in einen Felsen gebaut wurde, ansehen. Die Gegenden werden ärmer, die Berge höher, die Dörfer kleiner. Wir sind wieder ausserhalb der Saison unterwegs und die offenen Zeltplätze werden rarer. Wilde Stellplätze sind aber überall zu finden. So muss man dann halt mal mit dem Spaten zur Toilette gehen. ;-)
Nach wie vor sind wir beide gesund und munter, geniessen unsere "Auszeit" in vollen Zügen und denken sehr gern auch einmal an euch zuhause. Seit den Regentagen in Bergama haben wir keinen Tropfen Regen mehr gesehen und durchwegs schönes und zumeist wolkenloses Wetter genossen. Die Temperaturen sind zwar im unteren Bereich des Angenehmen, im Vergleich zur Schweiz aber bestimmt immer noch viel besser. Die kalten Nächte überstehen wir im Grossen und Ganzen sehr gut, wenn auch mal die Kappe drauf bleiben muss oder wir am Morgen das Eis von der Innenseite der Scheibe kratzen müssen. Was uns etwas zu schaffen macht, ist die gewöhnungsbedürftige Uhrzeit im Osten der Türkei, besonders seit der Umstellung auf Winterzeit. Die Sonne geht um halb sechs auf und um vier wieder unter. Es ist schwieriger als angenommen, den Tag morgens um fünf zu starten, um zehn Uhr Zmittag zu essen um dann um drei Znacht zu kochen, damit man auch noch etwas sieht. So haben wir im Allgemeinen kurze Tage erlebt und oft im Dunkeln gekocht. Im Iran ist das dann wieder besser. Die langen Abende versüssen wir uns mit der Standheizung des Gefährts, damit wir nicht schon um 16 Uhr unter die Decke schlüpfen müssen.
Wir nehmen uns recht viel Zeit um gut zu essen. Wir tun dies, indem wir uns auf dem Markt oder in den noch recht zahlreichen Supermärkten viel frisches Gemüse (vor allem Tomaten, Peperoni, Auberginen, Zucchetti, Rüebli) einkaufen und verschiedene Beilagen dazu immer bereit haben (Linsen, Kichererbsen, Reis, Pasta, Kartoffeln, Bulgur). Auch ein Stück Fleisch ist hin und wieder dabei, sei es als Filet vom Grill, Entrecôte oder Geschnetzeltes. Zu den Preisen, die wir in der Schweiz zahlen würden, können wir uns hier immer das beste Fleisch kaufen. Hin und wieder gehen wir auswärts lokale Spezialitäten essen.
Einiges an Zeit hat uns auch die Suche nach Reinbenzin für den Kocher gekostet. Mit dem Resultat, dass es in der Türkei kein Reinbenzin zu kaufen gibt. Nur die Uhrmacher verwenden solch edle Wasser und drücken uns keine fünf Liter davon ab. So müssen wir schon bald auf dreckiges iranisches Benzin umsteigen. Ob uns damit das Kochen unserer Spezialität, dem Eintopf, bald nicht mehr so Spass machen wird?
So gerne wir selber kochen und draussen essen (oder auch mal drinnen, wenn es wirklich kalt ist), so ungern waschen wir das Geschirr. Wasser ist noch immer Mangelware auf Reise und warmes Wasser ganz besonders. Ein tolles Feature unserer Küche ist, dass wir auch ausserhalb vom Auto fliessendes Trinkwasser zur Verfügung haben. Damit können wir wenigstens beim Abwasch richtig sauen und müssen nicht noch auf die Sitzpolster, die stark in Mitleidenschaft gezogen werden könnten, Rücksicht nehmen. Eisig kalte Hände und nasse Füsse sind allerdings jedes Mal mit dabei, auch wenn wir uns etwas Wasser aufkochen.
Worauf wir auch ganz stolz sind, ist die Ordnung die wir täglich in unserem Fahrzeug herstellen können. Während dem Kochen sieht es zwar immer aus als ob der Blitz eingeschlagen hätte, nach dem Abwasch hat Ueli aber bereits wieder alles eingeräumt und verstaut, dass wir uns im Auto einen gemütlichen Abend machen können. Das Ein- und Ausräumen braucht immer viel Zeit, aber Zeit ist etwas, was wir zur Genüge haben (oder hätten?). Ein Privileg!
Entwicklungsmöglichkeiten sehen wir bei uns noch in der Routenplanung. Wir kommen im Moment noch immer nicht genug dazu Reiseführer zu lesen und machen uns sozusagen on-the-go schlau darüber, was es noch alles zu sehen gäbe. So verpassen wir auch mal was tolles, oder fahren irgendwo hin, wo es dann gar nicht so toll ist.
Paketzustellung aus Spanien
Ein grösseres Abenteuer war die Zustellung eines Pakets aus Spanien. Nachdem wir uns auf dem Olymp im dichten Nebel fast verlaufen hätten, da das iPhone uns in der herrschenden Kälte seinen Dienst verweigerte, haben wir uns noch in Griechenland von CompeGPS ein kleines portables GPS bestellt und es an eine Adresse in Pamukkale senden lassen. Dummerweise kamen uns die Feiertage in die Quere (dieses Jahr bedeutete dies 6 Feiertage in Folge für die öffentlich Beschäftigten). Nach zig Telefonaten mit Compe, DHL Deutschland und DHL Türkei ist klar, dass wir noch weitere Informationen für den Zoll nachliefern müssen (Formular nur auch türkisch erhältlich). Die Zollgebühren und die Mehrwertsteuer von knapp 20% müssen vor der Auslieferung bezahlt werden. Nachdem wir 4 Tag in Pamukkale gewartet hatten und immer noch nicht klar war, wann das Paket eintreffen würde, beschlossen wir das Paket an ein Hotel am schwarzen Meer zustellen zu lassen. Damit konnten wir Pamukkale verlassen und unsere Reise fortsetzen.
Ein Anruf beim Hotel am Schwarzen Meer bestätigte uns, dass das Paket eingetroffen sei. Zwei Tage später waren wir vor Ort um es entgegen zu nehmen. Beim Bekanntgeben unseres Begehrens an der Rezeption in besagtem Hotel gab es erst verständnisloses Gucken, dann Rumfragen bei den anderen anwesenden Angestellten, dann zwei Telefonate mit der Chefetage, dann Kopfschütteln. Nein, kein Paket für uns. Auch im Gepäcklagerabteil ist offensichtlich nichts zu finden. Wir geben nicht locker, bleiben an der Rezeption stehen bis schliesslich nach einem weiteren Telefonat ein Paket mit unserem Namen darauf seinen Auftritt gibt. Puh, nochmals Glück gehabt!
Und was ist die Moral der Geschichte: Kauft euch was ihr unterwegs brauchen könntet noch zuhause. Im Notfall lieber etwas nach Hause schicken als etwas in ein fremdes Land nachschicken lassen!
Zwischen Kappadokien und dem Schwarzen Meer
Unser Weg von Kappadokien weg führt uns also nach Trabzon am Schwarzen Meer. Über das zentrale Hochland wählen wir eine schnelle Überlandstrasse. Die Landschaft ist im Herbst öde und trocken. Alle Felder sind bis auf Kartoffeln und Zuckerrüben abgeerntet. Bäume oder gar Wald können wir ausser entlang von einigen Bachbetten nirgends sehen. Es ist sehr trocken. Ab und zu zerfurcht ein Fluss die Ebene. Nach und nach wird das Gelände gebirgiger und wir überqueren einen ersten Pass. Wo die Strassen noch nicht vierspurig sind, wird wie wild gebaut und es sind dementsprechend viele Lastwagen unterwegs. Der private Verkehr übers Land hält sich aber in Grenzen – vermutlich eine Folge der drastischen Erhöhung des Diesel- und Benzinpreises: Mittlerweile sollen die Preise mit über 2.10 CHF für Diesel und 2.40 CHF für Benzin die höchsten der Welt sein, was auch an unserem Reisebudget nicht spurlos vorbei geht)!
Zwei weitere Bergketten müssen überquert werden. Für die erste wählen wir einen Pass mit einer unbefestigten Strasse, auf dessen Höhe wir noch frischen Schnee vorfinden. Den zweiten Pass überqueren wir auf einer Hauptverkehrsachse. Mit einem letzten Gutsch Diesel im Tank erreichen wir das Tal. Über eine weitere unbefestigte Strasse fahren wir durch die schroffe Bergwelt am Schwarzen Meer, durch abgelegene Dörfer auf über 2'300 Metern über Meer. Auch hier ist uns das Wetter wieder hold und die vielen Bergketten schimmern hintereinander in unterschiedlichen Blautönen um die Wette.
Sumela Kloster
In den bewaldeten Bergen um Trabzon besuchen wir ein griechisch-orthodoxes Kloster. Das Kloster wurde bereits zu byzantinischen Zeiten erbaut und 1923 verlassen (Sumela Monastery). Das Spezielle an diesem Kloster ist die Lage: Die Häuser sind eingepasst in eine kleine Aushöhlung in einer senkrechten Felswand. Über eine steile Treppe gelangt man zum Eingang. Der Blick aus den Fenstern verschlägt einem fast den Atem: Unter dem Fenster geht es einige hundert Meter senkrecht hinunter. Eine in den Felsen gehauene Kirche zeigt farbenfrohe Fresken aus dem 9. und dem 19. Jahrhundert, die jedoch teilweise stark gelitten haben (Vandalismus). Ausser uns sind nur einheimische Touristen unterwegs.
Schwarzes Meer
Die kurze Strecke am Schwarzen Meer zwischen Trabzon und Of haut uns nicht vom Hocker. Das Meer ist hier überall zugebaut und unzugänglich. Fast die gesamte Strecke ist bewohnt. Wir finden keinen Ort, wo wir am Meer gemütlich Rast für ein Pic-Nic machen könnten. So fahren wir gleich wieder hinauf in die Berge und lassen das Meer hinter uns. Wir sind sicher, dass das Schwarze Meer andernorts zugänglicher und schöner ist.
Georgische Täler (Türkei)
Im gebirgigen und kargen Nordosten der Türkei findet man abgelegene Täler, die vorwiegend von georgischen Bauern bewohnt werden. Das Gebiet gehörte im Mittelalter für eine Zeit lang tatsächlich zum christlichen Georgien. Es wurden in den Tälern zahlreiche Kathedralen gebaut, die dann aber aufgegeben wurden und heute zerfallen sind. Sie sind trotzdem einen Besuch wert – scheinbar für die Ewigkeit gebaut, stehen noch grosse Teile der riesigen Bauten in unwahrscheinlichem Gelände. Wir besuchen insgesamt drei Ruinen, eine davon, die Ishan Kilise, ist wegen Restaurationsarbeiten unzugänglich. Die eindrückliche Dörtkilise verfehlen wir beim ersten Anlauf, da das Hinweisschild aus Fahrtrichtung vollständig ausgebleicht ist. Sie befindet sich oberhalb der Zufahrtsstrasse (oder besser Pfad). Die Dimensionen, die unwahrscheinliche Lage und der Zustand der Zerstörung sind sehr eindrücklich. Die dritte Kirche (Ösk Vank) wird zur Zeit als Schaf- und Kuhstall verwendet und befindet sich in einem interessanten Zustand der Renovation. So werden zerstörte Säulen mit Baumstämmen ersetzt. Der grösste Teil des Hauptschiffes ist eingefallen. Das Flattern der Tauben in der Kuppel lässt die Luft erbeben. Ein seltsames Gefühl breitet sich aus. Einige Fresken und viele Reliefs sind gut erhalten und einen Besuch wert. Das Eindrücklichste hingegen sind die riesigen Ausmasse des Baus. Sie lassen manche Dorfkirche in der Schweiz daneben blass aussehen.
Östliches Hochland
Je weiter gegen Osten wir fahren, desto ärmer und landwirtschaftlicher wird das Gebiet. Die Kuhhirten treiben morgens und abends das Vieh über die Strasse auf die Weide, beziehungsweise in die Ställe. Die zahlreichen Schafe lassen sich beim Überqueren der Strassen kaum stören, solange der Schafhirt keinen Pfeifton von sich gibt. Wo die Landschaft erst noch zart hügelig und das Gestein in orangen, weissen, violetten und blassgrünen Tönen erstrahlt wird es bald eintöniger und öder. Die Bauern verbannen die Kälte aus ihren grasbewachsenen Lehmhäusern durch Verbrennen Torf und getrocknetem Kuhmist (der Rauch ist unerträglich). Auf immer unwirtlicherem Gelände sind noch Äcker, Felder und Weiden zu sehen. Die Durchschnittshöhe über Meer beträgt ca. 2'000 Meter.
In Kars essen wir in einem westlichen Kaffee Frühstück, trinken dazu Chai und bewirtschaften unsere Webseite. Es gibt einiges zu tun. Zu bemerken ist, dass während des Gesangs des Muezzins vom nahe gelegenen Minarett, die Musik im Kaffee abgestellt wird...
Ani
Unweit der grossen Stadt Kars, direkt an der Grenze zum heutigen Armenien, befinden sich die Ruinen der mittelalterlichen, an der Seidenstrasse gelegenen, ehemaligen Hauptstadt Armeniens. Zu ihrer Blütezeit sollen in Ani über 100'000 Leute gewohnt haben. Die natürliche Begrenzung der Stadt durch die umliegenden tiefen Schluchten, sowie eine riesige Stadtmauer haben die Stadt vor Eindringlingen geschützt. Einige Kirchen, Moscheen und Tempel für verschiedene Religionen sind noch zu sehen, sowie die Seidenstrasse, die aus Armenien über den Grenzfluss in die Türkei führt. Hier haben die Händler auf der Seidenstrasse Rast gemacht, sich im Bad erholt und sich auf die nächste Etappe vorbereitet. Die Stadt florierte, bis sich schliesslich die Mongolen die Herrschaft über die Stadt verschafften und ein Grossteil der Gebäude bei einem Erdbeben zerstört wurde. Viele Details der armenischer Baukunst können in den Ruinen gefunden werden. Steinverzierungen aus rotem und schwarzem Stein, Inschriften in armenischer Schrift und Reliefs. Das Gebiet ist riesig und man braucht etwas Zeit um sich die Ruinen anzusehen.
Westtürkei
Budget Türkei
Türkei
Hauptstadt
Ankara
Bevölkerung (Dichte)
77'804'122 (100 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
780'580 km2 (19 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Mount Ararat 5'166 m
Tiefster Punkt: Mediterranean Sea 0 m
Strassen
352,046 km
(geteert: 313,151 km; nicht geteert: 38,895 km)
Religion
Muslime 99.8%, andere 0.2%
Sprache
Türkisch, Kurdisch, Aserbaidschanisch, (Neij-)Awarisch
Lebenserwartung
73
AIDS Rate
weniger als 0.1%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
3.5%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
16.9%
Arbeitslosigkeit
9%
Lese- und Schreibfähig
87.4%
Währung
Türkische Lira
1 CHF = 2.11 TRY (Stand: Oktober 2013)
1 CHF = 0.00 TRY (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$15'000
Militärausgaben (% des BIP)
5.3%