In der Wüste
Andenpässe und Sterne
Reiseroute Altiplano
05.04.2015 - Nach der Regenzeit sind der Altiplano, die Puna in Argentinien und die Atacama in Chile ein Abenteuer. Einsame Strecken, Wasserdurchfahrten und "irisches Wetter" mit vielen Wolken am Himmel und auch mal etwas Regen prägen unsere Tage.
Gleich nach der Einreise nach Argentinien am Paso San Francioco nehmen wir eine kleine Piste nach Antofagasta de la Sierra in Argentinien. Die Strecke ist zwar wunderschön, wegen der grossen Höhe meist über 4'000 Meter für uns mit unserem Auto ohne Turbo aber auch recht stressig. Mehr dazu hier: 4x4 durch die Puna.
Wir sind erleichtert, als wir Antofagasta erreichen. In nächster Zeit wollen wir lieber wieder den Hauptpisten entlang fahren. So bringt uns unsere Reise über weitere Pässe in das grüne Tal bei Villa Vil, wo wir uns einen Übernachtungsplatz suchen. In der Nacht werden wir dann von drei Gewittern heimgesucht, die sich dicht auf dicht folgen. Am nächsten Tag ist die Strasse vielerorts unter Wasser. Wir sind froh, dass wir einen Geländewagen haben und unsere Strecke problemlos weiterführen können. Andere müssen auf besseres Wetter warten oder sind froh, dass wir sie mit unserer Seilwinde aus dem Fluss ziehen.
Endlich gelangen wir auf die Ruta 40. Wir schnaufen auf. Zu früh gefreut: Wegen der sommerlichen Gewitter in der Region, ist aber auch diese Strasse in einem abenteuerlichen Zustand. Mehrere Male müssen Flüsse durchquert werden, wo auf beiden Seiten PWs auf die Absenkung des Wasserspiegels warten. Wir folgen dem oberen Valle Qualchaquí und besuchen die Ruinen von Quilmes. Hier hat ein Volk sich lange Zeit erfolgreich gegen die Inkas und später die Spanier verteidigt. An einem steilen Hang kann man heute deren Bauwerke und Forts bestaunen. Überall wachsen Kandelaberkakteen in den Ruinen und tragen zu einer mystischen Stimmung bei.
Schliesslich erreichen wir Cafayate. Wir stellen uns auf einen Zeltplatz und fangen gleich an die vielen kleinen Sachen zu reparieren. Das Klappern, das uns seit der Salardurchquerung vor Antofagasta stört, können wir den defekten Gummis der vorderen Stossdämpfer zuschreiben. Nachts um 20 Uhr fahren wir darum bei einer Garage in Cafayate vor. Tatsächlich können die Handwerker etwas basteln, damit unsere Stossdämpfer hoffentlich bis La Paz in Bolivien durchhalten. Wir sind froh, dass es nichts Schlimmeres ist, die Garage hat die besten Zeiten hinter sich...
Das nordöstlich von Cafayate gelegene Valle de las Conchas überrascht uns mit wahnsinnig vielen Touristen. Und wir dachten, die argentinischen Schulferien seien vorbei! Dichte Wolken hängen über den roten Schluchten, die Strasse noch überall nass vom Regen. Wir weichen bald auf die sehr nasse Ruta 40 nach Salta aus, wo wir einsamere Gegenden vorfinden. Die Quebrada de las Flechas, wo die Strasse durch spitze, senkrechte Felsen führt, mag uns besonders zu begeistern. Eine fotogene Gegend! Wir fragen uns, wie die Schlucht vor mehr als 35 Jahren ausgesehen haben mag, als Uelis Eltern hier mit einem einfachen Tourbüssli durchgefahren sind!
Über Cachi und die steile, unbefestigte Cuesta del Obispo gelangen wir nach Salta. Da wir nur Schlechtes über den Zeltplatz in Salta gehört haben, machen wir uns auf die Suche nach einem Hotel mit sicherer Parkmöglichkeit. Die einzige Option, die wir finden, ist das Hotel Sheraton. Wunderschön gelegen, ein hässlicher Betonklotz und eine Tiefgarage von 2.62 Metern Höhe. Tja, dann muss es halt hier sein. Ein schönes Zimmer mit super Aussicht auf die Stadt, das haben wir ja nicht alle Tage. Wir sind gleich doppelt froh um die Unterbringung im Hotel, denn auch in Salta ist die Regenzeit noch nicht vorbei. Gewitter um Gewitter zieht vorbei und bald schon sind die 35°C auf 15°C abgesenkt. Wir lassen unseren zerschlissenen Reifen vulkanisieren (Neumáticos San Agustín, Av. Paraguay 1249) und erholen uns von den vielen Reisetagen seit Santiago.
Das Wetter ist auch zwei Tage später nicht besser. Trotzdem fahren wir weiter ins farbenprächtige Humahuaca-Tal. Leider sehen wir nicht viel von den viel gepriesenen Felsen, die Wolken hängen zu tief. In Tilcara bietet sich eine gute Möglichkeit uns auf 2'500 M.ü.M. an das Hochland zu akklimatisieren und im WiFi-Kaffee unsere Webseite auf Vordermann zu bringen. Neue Bilder, neue Berichte, ein paar neue Infos. Endlich sind wir wieder mit allem nach und topaktuell!
Als sich das Wetter schliesslich etwas bessert, fahren wir los nach Norden. Über Humahuaca, Abra Pampa und die Laguna de Pozuelos erreichen wir das Hochland. Bei Oratorio fahren wir wieder auf die Ruta 40. Überall sind noch die Spuren des Regens sichtbar. Die Ruta 40 gleicht hier mehr einem 4x4-Track als einer Nationalstrasse. Schliesslich kündigt uns ein Schild an, dass die nächsten 11 km in einem Bachbett verlaufen werden. Tatsächlich fliesst noch Wasser, über uns haben sich wieder die Wolken zusammen gezogen und hin und wieder fallen einige Tropfen. Wie hiess es nochmals? Bei Regen keine Trockentäler und Flussbette befahren, oder? Naja, wir müssen durch und schaffen es ohne weitere Schwierigkeiten. Im dem Zweiseelendorf San Juan übernachten wir vor der riesigen Kirche. Bis auf ein paar vorbeirasende Schmugglerautos bleibt es die ganze Nacht still.
Auch der weitere Verlauf der Nationalstrasse Ruta 40 bis zur Passstrasse zum Paso de Jama ist in bedenklichem Zustand. Immer wieder müssen wir denselben Fluss durchqueren. Je weiter wir nach Süden vordringen, desto häufiger sehen wir Lamaherden und einfache Steinbehausungen. Dann auch die ersten Menschen, die in dieser Abgeschiedenheit wohnen. Schliesslich erreichen wir bei Susques die Teerstrasse, der wir zu den Salinas Grandes folgen. Auch hier sind die Spuren des Regenwetters zu sehen: Der Salar ist fast vollständig mit Wasser gefüllt. In der Windstille des Nachmittags gibt es tolle Bilder mit der Bewölkung. Ein Vorgeschmack auf den Salar de Uyuni in Bolivien?
Nach insgesamt 62 Nächten in Argentinien wird es Zeit von diesem grossen, vielseitigen aber auch gegensätzlichen Land Abschied zu nehmen. Wir fahren also nach San Antonio de los Cobres, einem staubigen Dörfchen an der Zuglinie des Tren a las Nubes. Wir tauschen ein letztes Mal US-Dollar zur Blue-Rate und tanken nochmals voll. Nach dem Besuch des 64 Meter hohen Viadukts La Polvorilla des Tren a las Nubes, der früher auch für Personen Salta mit Antofagasta in Chile verband, fahren wir fast 200km auf über 4'400 Meter über Meer auf teilweise stark wellblechiger Piste. Wir gelangen ins Hochland und beginnen im eisigen Wind zu frieren. Nach langer Fahrt erreichen wir um 15 Uhr die Grenze zu Chile am Grenzposten Paso de Sico. Wir werden überrascht empfangen. Ob wir denn nicht wüssten, dass fast sämtliche Pässe im Norden von Argentinien geschlossen seien? Es sei in Chile soviel Schnee gefallen, dass ein Durchkommen unmöglich sei. Natürlich sei nirgends etwas angeschrieben, aber wir müssten halt Radio hören oder fernsehen, aber hier würden wir nicht weiterkommen. Wir sollten besser zum Paso de Jama fahren. Da der Pass besser ausgebaut sei, würde dieser früher von den Schneemassen befreit. Hier wüsste niemand, wann der Pass wieder geöffnet würde.
So fahren wir drei Stunden zum Paso de Jama, der seit einer Stunde über Nacht auch wieder geschlossen ist. Wir übernachten also hinter der YPF-Tankstelle im eisigen Wind auf 4'100 Meter über Meer. Am nächsten Morgen, als die Sonne bereits so fest wärmt, dass die Teerstrasse wieder vom Eis befreit zu sein scheint, dürfen wir die gut organisierte Grenze passieren. Ein letztes Mal erhalten wir einen schönen "Tramité"-Zettel, wo alle abzuklappernde Stationen ihren Stempel aufdrücken. Den vollen Zettel können wir der Gendarmerie abgeben und nach Chile einreisen. Der letzte von dreizehn Grenzübertritten zwischen Chile und Argentinien...
Die lange Fahrt durch die Anden nach San Pedro de Atacama ist eine Augenweide. Der Verkehr hält sich in Grenzen, der Schnee liegt lediglich oberhalb 4'500 Metern über Meer und dort auch nicht meterhoch. Wir fahren an farbigen Lagunen vorbei, durch karge Hochwüsten und durch alleinstehende, hohe Felsen. Die Anden sind hier mehr als 400 km breit und je näher wir uns San Pedro de Atacama nähern, desto weisser werden die Bergspitzen. Von der Passhöhe auf über 4'800 Metern über Meer folgen wir der Strasse fast gerade hinunter ins 2'300 Meter tiefer liegende San Pedro de Atacama. Keine einzige Serpentine ist nötig um ins Tal zu gelangen!
San Pedro begrüsst uns mit angenehm trockenem Klima und perfekten Temperaturen. Warme Tage, kühle Nächte. Die internationale Touristenschar ist zwar zahlreich aber angenehm. Uns stört es nicht nach so vielen Tagen in der Einsamkeit. Wir machen die touristischen Ausflüge zum Salar de Atacama, an die zahlreichen Lagunen und zu den Flamingos. Dabei besuchen wir das eine oder andere einfache Dörfchen entlang des Salars. Später besuchen wir das Valle de la Luna, eine Mondlandschaft aus Salzfelsen und Dünen. Mitsamt allen Touristen wohnen wir dem Sonnenuntergang bei, mit bestem Blick auf die schneebedeckten Anden. Von den Unwettern in der Atacama, die die Region in den Tagen zuvor heimgesucht haben, ist zum Glück ausser ein paar gesperrten Strassen nichts mehr zu spüren.
Schliesslich sind auch unsere Tage in Chile gezählt. Wir fahren nach Calama, tätigen im schönen Jumbo-Supermarkt Hamsterkäufe und fahren nach einer Nacht auf dem Zeltplatz wieder in die Anden hinein. Entlang eines Salzsees und aktiven, sprich dampfenden Vulkanen zum Grenzübergang Ollagüe. Nach fast drei Monaten in Argentinien und Chile sind wir bereit für das nächste Abenteuer: Bolivien!
Andenpässe und Sterne
Reiseroute Altiplano
Argentinien

Hauptstadt
Buenos Aires
Bevölkerung (Dichte)
41'343'201 (15 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
2'766'890 km2 (67 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Cerro Aconcagua 6'960 m
Tiefster Punkt: Laguna del Carbon -105 m
Strassen
231,374 km
(geteert: 69,412 km; nicht geteert: 161,962 km)
Religion
Katholiken 92%, Protestanten 2%, Juden 2%, andere 4%
Sprache
Spanisch, Englisch, Italienisch, Deutsch, Französisch, Guaraní
Lebenserwartung
77
AIDS Rate
0.5%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
2.3%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
30%
Arbeitslosigkeit
7.2%
Lese- und Schreibfähig
98.1%
Währung
Argentinischer Peso
1 CHF = 11.99 ARS (Stand: März 2015)
1 CHF = 0.00 ARS (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$18'200
Militärausgaben (% des BIP)
0.8%