Montevideo
Buenos Aires
29.11.2014 - Um die Zeit bis zur Ankunft des Containers zu überbrücken, mieten wir uns in Montevideo eine Wohnung und besuchen während drei Wochen einen intensiven Spanischkurs. Die Verschiffung zieht sich unvorhergesehenermassen etwas in Länge, so dass wir neue Pläne schmieden müssen.
Kaum haben wir die letzten Pendenzen in Walvis Bay abgearbeitet, das Auto im Container verzurrt und diesen mit dem Siegel verschlossen, düsen wir per Hummeldumm-Bus von Walvis Bay an der Küste zurück nach Windhoek und von dort weiter zum Flughafen. Langsam aber sicher sind unsere Stunden in Afrika gezählt. Bald sind es nur noch Minuten, dann hebt der Flieger über unserem so lieb gewonnen Afrika ab. Mir kullern die Tränen über die Wangen. Nie hätten wir gedacht, dass uns dieser Abschied so schwer fallen würde. Bald schon aber kommen wir auf andere Gedanken. Was erwartet uns wohl in Südamerika? Wird es uns gefallen? Haben die vielen "Schauergeschichten", die wir von anderen Reisenden zu hören bekommen haben etwas Wahres, oder sind das alles nur Einzelschicksale, die nichts mit uns zu tun haben werden? Oder ist es noch wie vor fast 40 Jahren, als Uelis Eltern hier ein halbes Jahr gereist sind? Und versteht man uns wirklich nicht, wenn wir Englisch sprechen?
40 Stunden nach unserer Abreise aus Walvis Bay stehen wir im Flughafen von Montevideo, Uruguay. Die Schlange vor uns, die bis zu den Immigrationsschaltern artig dreissig Kurven geht, wird immer kürzer. Bereits hier herrscht nicht mehr die afrikanische Drängelei-Mentalität, sondern europäische Disziplin. Dann gelangen wir in die Ankunftshalle, wo uns wie abgemacht ein Taxifahrer erwartet und uns zum Apartment bringt. Wir sind überrascht wie es hier ausschaut. Die Strassen von Dublin oder Rom sehen vergleichbar aus. Nur steht diese Stadt direkt am Meer, das hier noch "Rio de la Plata" heisst. Die zwölfstöckigen Gebäude entlang der Rambla – Montevideos kilometerlangen Promenade – sind alle schon etwas in die Jahre gekommen. Neue Gebäude fehlen hier gänzlich. Unser Taxifahrer übergibt uns in Sichtweite des Pocitos-Strandes an Chichila, die uns unser neues Zuhause auf Zeit vorstellt. Die Wohnung im zweiten Stock ist für unser Verständnis – von Afrika geprägt – sehr gut eingerichtet. Es hat richtig Stil. Gleichzeitig mit der Übergabe der Wohnung weiht uns Chichila auch in die Geheimnisse von Montevideo ein. Nicht verpassen dürfen wir Chivitos, den stilvollen uruguayischen Fastfood, das Bussystem funktioniere sehr gut und zuverlässig und im Allgemeinen sei Uruguay ein sehr sicheres Land für Touristen. Zudem gibt sie uns gleich auch ein paar Tipps für gute Restaurants in Montevideo.
Bevor wir am Montag zum Spanischunterricht antraben, haben wir Zeit, uns auf dem neuen Kontinenten einzurichten. Ein erster Spaziergang entlang der Rambla, der bevölkerten Meer-Promenade, stimmt uns auf Südamerika ein: Junge Mädchen sitzen in der prallen Sonne um sich den passenden Teint für den Sommer zuzulegen, junge Burschen in Shorts spielen Fussball oder Volleyball auf dem Sandstrand, dazwischen Familien oder ältere Menschen beim Gespräch. Und was vielerorts nicht fehlen darf: eine Thermoskanne und ein Becher für Matetee. Wo immer möglich wird das Gebräu angesetzt, aufgegossen und aus dem metallenen Strohhalm geschlürft. Eine Tradition die auch von den Jungen zelebriert wird.
Die drei Wochen bei Anna im Sprachkurs gehen vorbei wie im Flug. Wir lernen Vokabular, machen Aufgaben, büffeln Grammatik und reden über Uruguay, die Schweiz und unsere Reise. An den Wochenenden besuchen wir die Altstadt oder arbeiten angestaute Büroangelegenheiten ab.
Während der ganzen Zeit beschäftigt uns vor allem ein Thema: Wo steckt der Container mit Lars? Bewegt sich alles im Zeitplan? Letztere Frage können wir uns bereits beim Umsteigen in Sao Paolo beantworten: Nein, der von der Agentur in Namibia mitgeteilte Zeitplan kann nicht eingehalten werden. Unser Schiff ist noch in Angola und wird bestimmt mit einer Woche Verspätung in Walvis Bay eintreffen.
Jeden Tag schauen wir online wir die Position des Schiffes nach. Schliesslich wächst die Verspätung auf drei Wochen an. Unser Spanischkurs ist zu Ende und unser Container steht noch immer in Walvis Bay. Wir beginnen mit der Planung eines Alternativprogramms, wie wir die Zeit bis Weihnachten verbringen sollen. Schliesslich bewegt sich unser Container und wird Richtung Coega (Hafen bei Port Elizabeth) befördert. Dort wird er auf ein weiteres Schiff umgeladen um nach Durban zu gelangen. Zwischendurch wird uns mitgeteilt, dass der Container nicht mehr vor Weihnachten eintreffen wird, was also mehr als vier Wochen Verspätung bedeuten würde. im Momet heisst es wieder, dass der Container am 16. Dezemeber in Montevideo sein soll. Morgen soll der Container den Hafen von Durban auf der MSC Azov Richtung Südamerika verlassen.
Wir geniessen die zusätzliche Zeit in Montevideo, schlendern durch die Strassen, erledigen viele Büroarbeiten, lernen fleissig Vokabeln und lernen die Eigenheiten dieser Stadt kennen:
Arme Leute gehen im Quartier der Reichen mit Pferdewagen von einer Mülltonne zur nächsten, steigen hinein, durchwühlen den ganzen Abfall und nehmen heraus, was noch irgendwie gebraucht oder verkauft werden kann. Besonders das Recycling von Glas und Karton scheint lohnenswert zu sein. Auch Matratzen sind auf den Wagen häufig zu sehen.
Wochenmärkte findet man in verschiedenen Quartieren. Wunderschönes Gemüse und Früchte werden angeboten. Auch Fleisch, Fisch und Käse dürfen nicht fehlen. Uns beeindrucken auch immer die abenteuerlichen alten Ford-Lastwagen, mit denen die Marktfahrer ihre Ware umherfugen. Meistens ist kein Lack mehr zu sehen und das Verhältnis Rost zu Loch etwa 50:50.
Die Altstadt scheint nach Büroschluss und an Wochenenden wie ausgestorben. Grund dafür ist, dass viele Büros und Geschäfte aber nur wenige Wohnungen dort zu finden sind. Die Kolonialbauten sind teilweise wunderbar restauriert, teilweise total zerfallen und häufig zwischen 15-geschössigen 80er-Jahre Hochhäusern eingeklemmt. Was die neuere Städteplanung angeht, echt afrikanisch. Es wurde einfach wild drauflos gebaut. Heute scheint das Geld dazu zu fehlen. Baustellen findet man in der ganzen Stadt nur wenige.
Der Rio de la Plata gleicht hier einem Meer, sofern wenn der Wind aus Süden kommt. Ansonsten ist es eine eher dreckige Brühe. Der Rio de la Plata trägt viele Sedimente ins Meer. Bei Montevideo öffnet sich das riesige Flussdelta noch stärker zum Atlantik und je nach Wind bläst es eher das Dreckwasser oder das saubere Meerwasser an die Strände. Und aus irgendeiner Windrichtung bläst es immer. Hatten wir in Afrika während mehr als neuen Monaten gerade mal 2-3 windige Nächte, so wird das hier sehr wahrscheinlich eher die Ausnahme sein.
Währen der nächsten zweieinhalb Wochen werden wir uns Buenos Aires, Iguazu und Südbrasilien zu Gemüte führen. Ganz konventionell mit minimalstem Fahrzeug auf Hoteltour. ¡Arriba!
Buenos Aires
Argentinien
Hauptstadt
Buenos Aires
Bevölkerung (Dichte)
41'343'201 (15 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
2'766'890 km2 (67 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Cerro Aconcagua 6'960 m
Tiefster Punkt: Laguna del Carbon -105 m
Strassen
231,374 km
(geteert: 69,412 km; nicht geteert: 161,962 km)
Religion
Katholiken 92%, Protestanten 2%, Juden 2%, andere 4%
Sprache
Spanisch, Englisch, Italienisch, Deutsch, Französisch, Guaraní
Lebenserwartung
77
AIDS Rate
0.5%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
2.3%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
30%
Arbeitslosigkeit
7.2%
Lese- und Schreibfähig
98.1%
Währung
Argentinischer Peso
1 CHF = 11.99 ARS (Stand: März 2015)
1 CHF = 0.00 ARS (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$18'200
Militärausgaben (% des BIP)
0.8%