Verschiffung Walvis Bay - Montevideo
Sandstrand und Hochland
Reiseroute ohne Lars
16.01.2015 - Die unendliche Geschichte unserer Verschiffung von Namibia nach Uruguay. Nur geeignet für Leute, die wirklich alle Details wissen wollen!
Ausgangslage
Für die Verschiffung unserers Fahrzeugs von Afrika nach Südamerika wählen wir Namibia, Walvis Bay als Abgangshafen. Zum einen haben wir vor einem Jahr beim Empfang des Fahrzeugs aus Dubai sehr gute Erfahrungen gemacht, zum anderen kommen südafrikanische Hafen nicht in Frage, da wir dort kein Visum mehr bekommen (wir haben unsere drei Monate für 2014 bereits eingezogen). Mit Namship finden wir in Walvis Bay eine deutschsprachige Agentur, die uns von Freunden empfohlen wurde.
Als Zielhafen wählen wir Montevideo in Uruguay. Dies soll der korruptionsbefreiteste, zuverlässigste und günstigste Hafen in Südamerika sein. Über Buenos Aires haben wir viel Schlechtes gehört und Brasilien kommt nicht in Frage. Über das Internet können wir eine Agentur (U-Log) ausfindig machen, die uns beim Auslösen des Autos aus dem Hafen behilflich sein wird.
Da mit einer Transitzeit von ca. 25 Tagen gerechnet werden muss, ändern wir sofort unsere Pläne, damit wir sicher weit vor Weihnachten das Auto in Montevideo haben. Dadurch möchten wir allfällige weitere Verzögerungen durch die Feiertage verhindern. Wir streichen also die bereits gebuchten Campgrounds durch die Central Kalahari und den Kgalagadi Transfrontier NP und ziehen die Verschiffung vor.
Abfertigung Walvis Bay
Am 29. Oktober 2014 bringen wir unser Fahrzeug an den Hafen von Walvis Bay. Namship erwartet uns bereits und wir erledigen den letzten Papierkram. Völlig überrascht werden wir von einem Formular, das unterzeichnet werden soll und besagt, dass die Dieseltanks leer seien und die Batterie abgehängt. Wir haben am Vorabend nochmals vollgetankt, da der Diesel in Namibia einiges günstiger ist als in Uruguay. Wir haben das bei der letzten Verschiffung in Dubai genaugleich gemacht und es war kein Problem (das Fahrzeug wurde standardmässig als Gefahrengut verfrachtet). Nun müssen wir am Hafen nach einer Lösung suchen, 170 Liter Diesel möglichst kostenbringend und zeitsparend loszuwerden. Nachdem keine Pumpe aufgetrieben werden kann, versuchen wir den Diesel passiv durch Ansaugen in Kanister fliessen zu lassen. Etwa 50 Liter werden wir los, dann kommt kein weiterer Tropfen aus unserem Tank. Uns ist das noch so recht...
Schliesslich fahren wir das Fahrzeug in den Container. Es ist wieder sehr knapp. Das neue Fahrwerk trägt auch einige Zentimeter dazu bei. Kathrin steht auf der hinteren Stossstange, so dass wir bei der Einfahrt genau noch 2 Zentimeter Luft nach oben haben. Schliesslich wird das Fahrzeug etwas chaotisch verzurrt und die Dachbox und der Reservereifen unter dem Auto verstaut. Ans Abhängen der Batterien hat in der Hektik niemand mehr gedacht...
Die Zöllnerin kreuzt auf und stempelt das Carnet de Passage. Anschliessend wird der Container im Warenhaus versiegelt. Er soll noch am selben Tag in den Hafen gebracht werden, denn das Schiff wird am 31. Oktober erwartet und soll 25-28 Tage später Montevideo erreichen.
Das lange Warten
Täglich schauen wir nun auf der Tracking-Seite von MSC, unserer Schiffslinie, die aktuelle Position des Containers nach. Als auch Anfang November noch keine News sichtbar sind, fragen wir bei Namship nach und erfahren, dass unser geplantes Schiff "leicht verspätet" sei. Es wird den Hafen in Walvis Bay voraussichtlich am 11. November verlassen, also fast zwei Wochen verspätet. Diese Verspätung des Schiffs wäre ja für Namship voraussehbar gewesen und hätte uns frühzeitig bekannt gegeben werden können. So hätten wir gerne noch einige Tage in Afrika verbracht. Wir sind nun aber schon in Montevideo und lernen fleissig spanisch...
Grund für die Verspätung ist das stürmische Wetter um Kapstadt, wodurch die Schiffe im Hafen nicht abgefertigt werden können und somit grosse Verspätungen entstehen können. Voraussichtliche Ankunft soll der 12. Dezember anstatt des 28. Novembers sein.
Nach mehrmaligem, mühsamen Nachhaken erfahren wir schliesslich am 17. November, dass der Container nun auf das Schiff (Zagora) geladen wurde. Nachdem er nun 18 Tage in Walvis Bay stand, tut sich endlich etwas. Wir sind erleichtert. Voraussichtliche Ankunft in Montevideo soll der 19. Dezember sein. Wir planen eine dreiwöchige Tour mit einem Mietwagen zu den Iguazù-Fällen und zurück um die Zeit sinnvoll zu verbringen.
Als nächstes stehen zwei Transhipments (Umladen des Containers auf ein anderes Schiff) in Südafrika an. Wir verfolgen auf der Trackingseite von MSC und auf marinetraffic täglich die Position der Schiffe und des Containers. Plötzlich ändert sich das ETA (Estimated Time of Arrival) auf den 15. Dezember. Dann scheint das Transhipment in Coega laut Tracking und Auskunft von U-Log in Montevideo nicht geklappt zu haben, was eine weitere Woche Verspätung zur Folge hätte (ETA 22. Dezember). Es stellt sich dann doch heraus, dass der Container das frühere Schiff (MSC Paris) "erwischt" hat und somit planmässig unterwegs ist. Am 26. November erhalten wir nach erneutem Nachfragen endlich auch die Versicherungspolice für den Container.
Das letzte Transhipment in Südafrika hat sich lediglich um einen Tag verspätet, so dass das neue ETA der 16. Dezember ist. Nun kann eigentlich nicht mehr viel passieren, da dieses Schiff nun nur noch kurz in Santos und Buenos Aires stoppt, bevor es in Montevideo ankommt. Wir sind wieder guten Mutes, das Auto vor Weihnachten aus dem Hafen zu bekommen.
Plötzlich erhalten wir die Mitteilung, dass unser Schiff, die MSC Azov, wegen einer unvorhergesehenen Fahrplanänderung Montevideo nicht anlaufen wird. Unser Container wurde in Santos, Brasilien abgeladen und wartet dort auf das nächste Schiff (MSC Gemma) Richtung Montevideo. Das ETA wird auf den 18. Dezember korrigiert. Schliesslich klappt auch dieses Transhipment nicht und unser Container erwischt das übernächste Schiff (MSC Bremen), welches dann am 19. Dezember in Montevideo erwartet wird.
Bald wird klar, dass auch dieses Schiff nicht pünktlich ankommen wird. Als letztes ETA erhalten wir schliesslich den 22. Dezember.
Abwicklung in Montevideo
Lange vor Ankunft des Schiffs besuchen wir unsere Agentin von U-Log um das ganze Prozedere und die Kosten zu besprechen. Etwa drei Tage nach Ankunft des Schiffs, soll das Auto aus dem Hafen sein. Die Kosten seien fix und es komme bestimmt nichts mehr dazu. Wir haben alle benötigten Dokumente vorbeigebracht. Mit diesem guten Gefühl machen wir uns mit dem Mietauto auf den Weg nach Brasilien.
Zuerst erreicht uns ein Mail betreffend Mehrkosten von ca. 100 USD. Eine Woche später folgt ein weiteres Mail: Es fehle ein Dokument, dass wir persönlich in Montevideo beim Migrationsamt beantragen müssten und die Hafenkosten seien doch nochmals 700 USD teurer. Wir künden die Zusammenarbeit, verlangen das bereits gezahlte Geld zurück (was problemlos funktioniert) und suchen eine neue Hafenagentur.
Fündig werden wir bei Sandra Simona Brand. Die Deutsche wohnt in Colonia (zwei Autostunden von Montevideo) und hilft Reisenden gemeinsam mit einem Hafenagenten die Autos zu guten Konditionen und innert nützlicher Frist aus dem Hafen zu lösen. Sie schildert uns das genaue Vorgehen, die Kosten und gibt uns den Kontakt zum Hafenagenten Eduardo.
Als erstes gilt es das "certificado de llegada" bei der Migrationsbehörde zu besorgen. Dieses bescheinigt, dass ich nicht schon länger als drei Monate im Land bin und ist für die Zollabfertigung notwendig. Dann wird ein Versicherungsnachweis für das Auto verlangt. Diese Mercosur-Versicherung haben wir bei einer Mapfre-Agentur beantragen können. Als nächstes kreuzen wir am 22. Dezember, dem Ankunftstags unserers Schiffs, bei MSC auf, um an die Original-B/L zu kommen. Nun scheint es ein Problem zu geben. Wie sich später hinausstellen wird, hat MSC Südafrika eigenmächtig den Consignee des Containers (sozusagen der Besitzer) von unserer Montevideo-Adresse auf die Adresse von U-Log, der Agentur, mit der wir nicht mehr zusammenarbeiten möchten, abgeändert. Grund dafür ist ein Gesetz, welches besagt, dass ein Container nur an einen Resident in Uruguay adressiert werden kann.
Es dauert zwei Tage, unzählige Diskussionen und Telefonate bis über Durban der Corrector zugestellt wird und wir die Container-Papiere beinahe erhalten... Es ist ein Lauf gegen die Zeit, möchten wir so viel wie möglich noch vor Weihnachten erledigen. Zudem ist Durban um vier Stunden zeitversetzt, so dass nur während kurzer Zeit kommuniziert werden kann. Als letztes müssen wir nur noch die Hafenkosten von MSC in Montevideo begleichen. Dafür gehen wir bei einer Bank vorbei und nehmen die Einzahlung auf das Konto von MSC am Automaten vor. Mit der Quittung sind wir kurz vor Büroschluss wieder bei MSC. Plötzlich verschwinden alle Angestellten. Wir beobachten sie, wie sie im Gang aufgeregt miteinander diskutieren. Es scheint ein Problem zu geben. Es wäre ja auch zu schön, wenn etwas gleich auf Anhieb geklappt hätte.
Die Automaten-Quittung gilt nicht als Quittung, da das Geld erst am nächsten Tag auf dem MSC-Konto gutgeschrieben wird. Wir hätten am Schalter einzahlen müssen. Dies wurde uns natürlich nicht gesagt. Wir finden nach langem Hin und Her die Lösung, dass wir nun 500 USD Kaution hinterlegen, dafür die Containerpapiere kriegen. Morgen, sobald das Geld auf ihrem Konto ist, kann ich die 500 USD wieder abholen.
Am gleichen Abend können wir uns noch kurz mit Eduardo verabreden. Wir übergeben ihm alle Dokumente und veranlassen die Verschiebung unseres Containers auf einen Standplatz, wo er später dann auch geöffnet werden kann. Er versichert uns, dass er noch morgen, an Weihnachten (!), die ersten Schritte beim Zoll einfädeln wird. Am Do, 25. Dezember wird nichts passieren, aber es könne durchaus sein, dass wir am Freitag, 26. Dez. bereits ans Auto kommen, bevor dann wieder Wochenende ist. Er werde sich bei uns melden.
Wir verbringen Weihnachten ohne Lars, aber in guter Hoffnung, dass wir schon sehr bald wiedervereint sein werden. Und tatsächlich erhalten wir am Freitag nach dem Mittag ein Telefon: Er hätte alle Dokumente, Zollabfertigung sei abgeschlossen und der Container könne heute geöffnet werden. Wow, was für ein tolles, verspätetes Weihnachtsgeschenk. Wir machen uns im strömenden Regen auf in die Stadt. Als wir schon fast bei seinem Büro angekommen sind, erhalten wir einen erneuten Anruf. Wir verstehen nicht viel, bilden uns aber ein, das Wort "problemas" gehört zu haben. Erfahrungsgemäss sind Eduardos Probleme immer Kleinigkeiten, die sofort gelöst werden. Wie wir bei ihm eintreffen, werden wir eines besseren belehrt. Der starke Regen hätte das Computersystem beim Zoll ausser Betrieb gesetzt. Wir können das Auto heute unmöglich aus dem Hafen holen. Zudem streiken die Hafenarbeiter und der geleerte Container könnte nicht zum Terminal zurückgebracht werden. Alles Diskutieren bringt nichts.
Total enttäuscht und vom starken Regen durchnässt kehren wir in unser Apartment zurück. Wir verbringen ein weiteres Wochenende ohne unser Auto. Es ist die zehnte Terminänderung in unserer unendlichen Verschiffung.
Am Montag soll es aber klappen. Wir gehen zum Hafen, bezahlen die horrenden Gebühren fürs Öffnen und Rückführen des Containers, werden vor den Container gefahren und brechen das Siegel. Die Tür öffnet sich und siehe da: Er steht noch da! Genauso wie wir ihn vor exakt zwei Monaten in Walvis Bay verzurrt haben. Ein kleiner Schock ist, dass die Starterbatterien komplett entleert sind, und nicht einmal die Beleuchtung der Armatur angeht. Auch ein Starten ab Bord-Batterie ist unmöglich, da die Spannung nicht einmal mehr reicht, um das Trennrelais zu schalten. Wir stossen das Auto aus dem Container und kriegen dann Startspannung vom riesigen Hafenkran. Anschliessend muss nur noch das Temporary Import Permit geholt werden und wir rollen auf unseren vier Rädern aus dem Hafen raus der Rambla entlang zu unserem Apartment. Hier trauen wir uns, den Motor abzustellen.
Nachdem innert Rekordzeit das ganze Hab und Gut in Lars verstaut ist, möchten wir das uns lieb gewordene Montevideo möglichst schnell verlassen. Aber da ist die Batterie bereits wieder leer. Langes Örgelen bringt nichts. Wir holen bereits das Abschleppseil hervor und befestigen es an einem vor uns stehenden Fahrzeug. Da versuche ich doch nochmals zu starten und siehe da: Nach einer gefühlten Ewigkeit schnurrt unser Motor los. Unsere Reise kann endlich weitergehen!
Sandstrand und Hochland
Reiseroute ohne Lars
Argentinien
Hauptstadt
Buenos Aires
Bevölkerung (Dichte)
41'343'201 (15 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
2'766'890 km2 (67 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Cerro Aconcagua 6'960 m
Tiefster Punkt: Laguna del Carbon -105 m
Strassen
231,374 km
(geteert: 69,412 km; nicht geteert: 161,962 km)
Religion
Katholiken 92%, Protestanten 2%, Juden 2%, andere 4%
Sprache
Spanisch, Englisch, Italienisch, Deutsch, Französisch, Guaraní
Lebenserwartung
77
AIDS Rate
0.5%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
2.3%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
30%
Arbeitslosigkeit
7.2%
Lese- und Schreibfähig
98.1%
Währung
Argentinischer Peso
1 CHF = 11.99 ARS (Stand: März 2015)
1 CHF = 0.00 ARS (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$18'200
Militärausgaben (% des BIP)
0.8%