Nordperu
Bei den Inkas
Reiseroute Peru
20.05.2015 - Vom Hochland an die Küste bei Nasca, dann zurück in die Berge der Cordillera Blanca und schliesslich viel Strecke entlang der Panamericana bis zur Grenze nach Ecuador. Bergwelten, Wüsten, Meer – was will man mehr?
Nach unzähligen Pässen, tiefen Schluchten und tausenden Kurven erreichen wir nach etwa 15 Fahrstunden endlich Nasca. Wir besuchen einen eher weniger interessanten Bewässerungskanal der Vor-Inka-Zeit und fliehen dann aus der mehr als hässlichen Stadt Nasca zum Nasca-Kultur-Friedhof bei Chauchilla. Ein stürmischer Wind reisst uns beim Aussteigen fast die Türen aus den Angeln und weht uns den Sand in die Augen. Was für ein unwirtlicher Ort mitten in der Wüste!
Hier, tief unter dem Sand vergraben, fand man einen Friedhof der Nasca-Kultur von vor etwa 1'400 Jahren. Wegen des sehr trockenen Klimas wurden die Leichen sehr gut konserviert. Männer und Frauen mit langen, verfilzten Haaren wurden in wertvollen Tüchern eingewickelt zu Grabe getragen. Mit dabei wertvolle, schön bemalte Töpfereien. Wertvollere Grabbeigaben wurden schon vor langer Zeit von Plünderern entfernt. Das angegliederte Museum ist leider nicht sehr informativ. Der Platz davor eignet sich aber ausgezeichnet zum Campieren.
Auch am frühen Morgen, wenn in den Bergen landeinwärts noch der Morgennebel hängt, ist ein Besuch lohnenswert. Dann, wenn die zahlreichen Touristen, deren Outfit uns an Ibiza-Strandferien erinnert, noch nicht eingetroffen sind, dann ist die Stimmung hier besonders mystisch und auch etwas andächtig. Schiesslich sind die Menschen in den Gräbern in einer anderen Welt als der heutigen durch die Wüste gewandert, haben Linien in den Wüstenboden gezeichnet, den Elementen getrotzt und wunderbare Töpfereien hergestellt. Eine Kultur, über die man nicht allzu viel weiss, wie uns scheint.
Da wir nun schon hier sind und uns die Panamericana Sur mitten hindurch bringt, besuchen wir natürlich auch die Linien von Nasca. Schon lange bevor wir die erste Aussichtsplattform erreichen gibt es zahlreiche gerade Linien, die in alle Richtungen laufen. Die oxidierten, roten Schottersteine liegen auf den Linien seit mehr als tausend Jahren nicht mehr an ihrem Ort. Die Linien zeigen ins Unbekannte. Wohin genau, darüber wird noch immer lebhaft debattiert. Man weiss es einfach nicht. Theorien gibt es unzählige. Schliesslich begutachten wir auch noch Figuren "die Hände" und "den Baum" von einer etwa 30 Meter hohen Plattform. Was wir sehen ist eindrücklich, aber nicht spektakulär. Zu viele Unbekannte spielen in dieses Schauspiel.
In Ica, einer grossen Wüstenstadt, von der wir schon Schauergeschichten gehört haben, kauft Ueli im dürftigen Metro ein. Bei der lokalen Polizei und der Touristenpolizei informieren wir uns über die Sicherheitslage im abgelegenen Nationalreservat der Paracas-Wüste. Alles normal, keine Auffälligkeiten. Man gibt uns sogar eine Telefonnummer mit, falls wir Probleme haben sollten. Mit diesen guten Infos und einem guten Gefühl fahren wir aus Ica heraus.
Nachdem Ueli's Eltern vor fast 40 Jahren schon in der schönen Oase Huacachina waren, wollen wir uns das natürlich auch nicht entgehen lassen. Wie das so ist mit solch wunderbaren Orten, bleiben die vom Massentourismus natürlich nicht verschont. Wo dazumal noch Einsamkeit und Abgeschiedenheit regierte, donnern heute Buggies durch die Wüste und der Ibiza-Tourist mietet palmengedeckte Ruderbote, um auf dem Teich zu padeln. Als gewillter Tourist verweilt man in einer der stimmigen Bars am Rande des wassergefüllten Teichs in der Mitte der Oase. Uns genügt ein Blick auf das Treiben. Es muss hier wahrlich einmal wunderschön gewesen sein.
Über den verlassenen Südeingang, an einfachen Wüstensiedlungen, einige Minen und grossangelegte Wasserprojekten vorbei, gelangen wir schliesslich in das Nationalreservat Paracas. Links und rechts der Strasse türmen sich die Sanddünen. Dazwischen breiten sich Kieswüsten aus, einige steinige Hügel unterbrechen die Ödnis. Der Himmel zieht sich langsam zu, der Küstennebel zeigt sein Können. Zwei Stunden später erreichen wir den Pazifik. Es bläst uns ein kühler Wind um die Ohren. Mit Aussicht auf eine tiefblaue Bucht, wo sich tausende Meeresvögel und einige Seehunde tummeln, essen wir unser Mittagessen und fahren dann unserem GPS-Track folgend nach Norden. Bald schon stehen wir im Abseits. Weit und breit gibt es keinen Weg, der in den letzten Jahren von mehr als einem Fahrzeug befahren wurde. Offroad geht es weiter in Richtung des Parkausgangs. Der Himmel zieht sich immer mehr zu. Wir finden schliesslich den Parkausgang, winken den Rangern freundlich zu und fahren aus dem Park heraus.
Weiter nördlich entlang des Meeres gibt es viele Fischmehlfabriken, die dementsprechend stinken, ab und zu sieht man das Meer. In Pisco (ob der Name der Stadt etwas mit dem gleichnamigen Schnaps zu tun hat?) biegen wir wieder auf die Panamericana ein. Sogleich wird die Landschaft wieder öder. Die Städte sind auch nicht schöner. Viele Häuser sind im Rohbau und die mühsamen Geschwindigkeitshumps bremsen die zahlreichen Lastwagen in den Stillstand. Erst als die Strecke doppelspurig wird, verflüssigt sich der Verkehr.
Nach 50 km Panamericana biegen wir bei San Vicente wieder ab Richtung Berge. Ein paar armselige und aneinander gewachsene Dörfchen später hört die tolle, neue Teerstrasse auf und man fährt auf einer Baustelle. Im schönen Garten vom Hotel Brisas del Sol in Lunahuana nächtigen wir. Am frühen nächsten Morgen dann fahren wir dem Flusstal entlang in Richtung Huancayo. Die Strasse wird bald sehr eng und ist schliesslich höchstens noch einspurig. In stetiger Steigung führt sie uns auf 4'700 Meter über Meer. Die Autofahrer sind sehr rücksichtsvoll und halten meist an, wenn sie uns sehen kommen. Wir werden zwei Mal von Lastwagen vor gelassen. Gar nicht Peru-Like. Dann geht es im Altiplano auf einen weiteren 4'500 Meter hohen Pass, alles recht eben. Statt nach Huancayo zu fahren, nehmen wir eine Abkürzung an einer Mine vorbei ostwärts. Damit sparen wir uns 1'000 Höhenmeter, dafür nehmen wir unzählige Schlaglöcher in Kauf...
Über weitere Pässe und Hochtäler, wo die Menschen ein sehr einfaches Leben führen, und nach viel Fahrerei, gelangen wir schliesslich in die Cordillera Blanca. Eine schneeweisse Bergkette im zentralen Peru aus spitzen, zackigen Felsen. Hier gehören die höchsten Berge von Peru dazu. Eine Pracht in weiss. Wir fahren nochmals auf einen 4'700 Meter hohen Pass und gelangen kurz danach in den südlichsten Zipfel des Huascaran Nationalpark. Als sich der Himmel bereits mit vielen Wolken zuzieht, besucht Ueli auf 5'000 Metern über Meer den Gletscher Pastoruri, der auch von Tagestouren ab Huaraz bedient wird. Die unakklimatisierten Gäste quälen sich den Hang hoch, auch wenn sie sich nach den ersten paar Metern schon übergeben müssen, kleine halb bewusstlose Kinder werden hochgeschleppt. Und das obwohl bereits ein Gewitter aufzieht. Eine unsympathische Sorte von Touristen, wie uns dünkt. Oder wissen die Leute gar nicht, dass sie sich so hoch über Meer befinden und dass Höhenkrankheit ein Thema sein könnte? Wir fliehen so schnell es geht, das wollen wir uns nicht weiter ansehen.
Etwas weiter unterhalb, immer noch weit in den Bergen, treffen wir auf ein Feld von Riesenbromelien. Diese Gewächse sind im Guinnes-Buch der Rekorde als Pflanze mit dem grössten Blütenstand, der nämlich bis zu acht Meter hoch werden kann. Nur ein einziges Mal in ihrem Leben blüht die Pflanze, zwischen dem 60 und 100sten Lebensjahr. Sie wächst ausschliesslich in Höhen zwischen 3'200 und 4'800 Metern über Meer und ist die Nationalblume Perus. Wir kommen ganz nah an die Pflanze heran und sehen bald, warum sie trotz der vielen weidenden Schafe und Lamas hier überlebt: Jedes Blatt ist mit vielen widerhakenartigen Dornen bestückt, ein Albtraum für jedes Tier mit Fell. Wegen dem Fehlen von Bäumen auf diesen Höhen werden Riesenbromelien häufig als Brennstoff oder Baumaterial von der indigenen Bevölkerung verwendet. Das ist natürlich alles andere als nachhaltig bei dieser langen Generationszeit. Darum werden die Pflanzen hier im Nationalpark geschützt.
Schliesslich erreichen wir zusammen mit einem weiteren Gewitter das Tal um Huaraz. Das Wetter bessert auch die Nacht hindurch nicht. Seit langem regnet es wieder einmal die ganze Nacht hindurch. Was für ein Wetterglück wir sonst doch haben!
Am nächsten Tag, als sich am Vormittag das Wetter etwas bessert, fahren wir mitten durch die Cordillera Blanca von Carhuaz durch den zentralen Teil des Huarascan Nationalparks nach Chacas, ein Bergdorf mit wunderschöner Plaza gesäumt von Häusern mit geschnitzten Arkaden und Balkonen. Ausser einheimischen Touristen aus Lima gibt es hier praktisch keinen Tourismus. Am Rande des Dorfplatz werden Meerschweinchen verkauft. Nein, nicht als Haustiere, sondern als Delikatesse. Für rund 10 CHF dünken uns die putzigen Tierchen allerdings recht teuer. Da lassen wir den Leckerbissen lieber sausen. Wir wüssten ja gar nicht, wie wir die Tierchen häuten, geschweige denn zubereiten müssten...
Quer zu den weissen Bergen fahren wir danach nordwärts nach Yanama, weiterhin durch sehr einfache Siedlungen. Ausser Minibussen und einheimischen Pickups sieht man hier kaum Fahrzeuge. Wir werden neugierig beäugt und manchmal winken die Kinder zurück. Natürlich gibt es wieder ein paar Pässe zu bezwingen. Von Yanama aus zurück ins Tal von Huaraz setzt dann der Regen ein, der uns bis am nächsten Morgen begleitet. Auf dem nächsten Pass schneit es zeitweise, bevor es in 29 engen Serpentinen auf einer Luftliniendistans von gut 900 Metern 500 Meter in die Tiefe geht. Wir sind schon steilere Strassen gefahren. Auf der Fahrspur bahnt sich dafür ein kleiner Bach seinen Weg.
Bei den Lagunen Llanganuco hängen die Wolken noch immer sehr tief. In einer Kiesgrube finden wir einen Platz, wo wir nicht befürchten müssen, nach einer Regennacht festzustecken. Wir setzen keinen Fuss mehr vor die Türe und schlafen unter dem Trommeln der Tropfen auf unserem Dach gemütlich ein.
Am Nordende des Tales bei Huaraz folgen wir dem engen Cañon del Pato durch den der Río Santa ans Meer. Uns dünkt die spektakuläre, kilometerlange Fahrt vor allem eines: spektakulär gefährlich. Immer wieder gibt es unbeleuchtete, einspurige Tunnels, die Strasse ist geteert und meist auch nur eine Spur breit. Links geht es mehrere hundert Meter steil hinauf. Der Fluss tost, mal durch ein breiteres Bett, mal meterbreit durch eine schmale Schlucht. Busse, die uns entgegenkommen, fahren schnell und bremsen beim Kreuzen nicht ab. Personenwagen hingegen fahren schnell, weichen aber auch gerne mal aus. Viel Verkehr hat es zum Glück nicht. Je weiter wir fahren, desto weiter frisst sich der Bach in den Boden ein und desto weiter überhalb des Bachs fahren wir. Häufig sehen wir den Fluss direkt unter uns, besonders da, wo die Strasse abgerutscht ist...
Nach Tunnel Nummer 35 geht es ein paar Serpentinen hinunter in eine Wasserkraft-Siedlung. Danach ist die Strecke ungeteert und staubig. Nachdem sich das Tal etwas weitet, finden wir einige Dörfer, die die bröckligen Hänge bewässern. Und ganz egal, wie steil das Dorf am Hang klebt, eine Plaza und einen Fussballplatz gibt es immer.
Dann verengt sich die Strasse nochmals und wir fahren jetzt durch ein wüstenhaftes Tal. Lediglich links und rechts des Flusses wachsen etwa fünf Meter breit ein paar Gräser und Bäume, sonst ist alles kahl. Waren die Hänge vorher steinig und bröcklig, so sind sie jetzt kiesig und sehr rutschig. Immer wieder fallen Gesteine auf die Fahrbahn, wie wir anhand den Haufen neben der Fahrspur sehen können. Wir sind froh, als wir die Teerstrasse erreichen und sich das Tal danach merklich weitet. Auch der Fluss weitet sich und neben ihm werden nun zahlreiche Felder bewässert. Die Siedlungen werden zahlreicher und auch der Hochnebel nimmt etwas zu.
Nun bleiben wir für den Rest unserer Peru-Tour an der Küste auf der Panamericana. Auf schnellstem Weg fahren wir durch die trostlosen Dörfer im immergrauen Küstennebel. Hin und wieder regnet es, obwohl die Landschaft um uns herum öde und eintönig trocken ist. Sanddünen sind Lichtblicke im trockenen Küstengürtel. Zwei Mal übernachten wir unterwegs, einmal in Limbayeque, einmal in Huanchaco, nachdem wir aus Trujillo weggewiesen werden. Zu gefährlich. In Huanchaco sind wir am frühen Morgen früh genug unterwegs um die einheimischen Fischer zu beobachten, wie sie mit ihren selbst gemachten Schilfbooten – heutzutage mit Styropor und leeren Pet-Flaschen leichter gemacht – in den Hafen einfahren. Manch ein frecher Pelikan mag nicht auf die Eingeweide der Fischerbeute warten und stibitzt gleich einen ganzen Fisch.
Der Panamericana entlang geht es weiter nach Norden. Die Fahrt ist anstrengend. Mit uns sind viele Lastwagen unterwegs. Meist ist die Strasse zwar in recht gutem Zustand, allerdings nicht immer sehr übersichtlich. Uns dünkt, man fährt wieder rücksichtsvoller als auf den kurvenreichen Strassen im Altiplano. Wir vertreiben uns die Zeit mit guter Musik oder mit Lesen von Reiseberichten anderer Reisender. Unterwegs lehrt uns die Señora de Cao und ihre Hinterlassenschaft über die eindrückliche Hochkultur der Moche, die noch vor den Inkas die Küstenregion im Norden Perus besiedelt hat. Tempel mit eindrücklichen Fresken sind zu sehen und sehr schön gestaltete Töpfereien werden uns im angegliederten Museum vor Augen geführt. Auch die Mumie der Señora de Cao selber, eine wichtige Person zu ihrer Zeit, wie ihre Tätowierungen und die reichen Grabbeigaben zeigen, beeindruckt uns sehr.
Kurz vor der Grenze zu Ecuador legen wir einen langersehnten Stopp ein. Bei der Unterkunft Casa Grillos (Grillos tres Puntas) finden wir einen wunderbaren Platz am Meer, wo wir uns bei warmen bis heissen Temperaturen fertig auskurieren können und wo uns den ganzen Tag die Sonne auf die Birne brennt. Genau richtig um Wäsche zu waschen, Altlasten abzuarbeiten und im badewannenwarmen Meer, in dem die Fische und Schildkröten wegen der vorgelagerten Ölplattform auf dem Rücken zu schwimmen pflegen, den Dreck der vergangenen Wochen abzuschmirgeln. Ausgeruht und mit Ideen für die Weiterreise geht es dann weiter an die Grenze zu Ecuador.
Bei den Inkas
Reiseroute Peru
Peru
Hauptstadt
Lima
Bevölkerung (Dichte)
29'907'003 (23 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
1'285'220 km2 (31 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Nevado Huascaran 6'768 m
Tiefster Punkt: Pacific Ocean 0 m
Strassen
137,327 kmnote: includes 26,017 km of national roads, 28,843 km of departmental roads, and 82,467 km of local roads
Religion
Katholiken 81.3%, Evangelikale 12.5%, andere 3.3%, unbekannt oder keine 2.9%
Sprache
Spanisch, Quechua, Aymara
Lebenserwartung
73
AIDS Rate
0.4%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
5.4%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
31.3%
Arbeitslosigkeit
7.7%
Lese- und Schreibfähig
92.9%
Währung
Nuevo Sol
1 CHF = 2.85 PEN (Stand: Mai 2015)
1 CHF = 0.00 PEN (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$10'700
Militärausgaben (% des BIP)
1.5%