Ruanda
Achtung: East Africa Tourist Visa
06.08.2014 - Das saubere und überaus ordentliche Kigali erinnert uns stark an Städte im südlichen Afrika. Das ganze Land ist bis auf die Nationalparks von Menschen bewohnt.
Die Einreise nach Ruanda lassen wir uns etwas kosten. Mit je 100 USD für ein neues East African Tourist Visa können wir nun doch nach Ruanda einreisen. Damit sparen wir uns einige Kilometer in Uganda, wo wir sonst einen recht grossen Umweg hätten fahren müssen. Dafür haben wir nun etwas Zeit, um uns auch Ruanda etwas näher anzusehen.
Auf den ersten Blick fällt uns auf, dass die Menschen im Vergleich zu Uganda gepflegter gekleidet sind und dass die Strassen noch besser sind als in Uganda. Sonst bleibt sich alles gleich. Die Häuser sind alle mit Wellblech gedeckt, und viele davon sind mit Werbung für Farbe, Seife oder Mobilfunkanbieter bemalt, besonders in den Dörfern. Kigali ist um den Busbahnhof herum recht geschäftig, sonst problemlos und zügig zu befahren. Die Ampeln funktionieren einwandfrei und man hält sich an die Regeln. Die Motorradfahrer tragen alle Helme und in der Innenstadt gilt ein Lastwagenverbot.
Im zentralen Nakumatt besorgen wir das Nötigste und fahren dann auf den Zeltplatz beim One Love Club mitten in der Stadt. Nun, „Zeltplatz“ ist etwas viel gesagt, aber er tut seinen Zweck. Auch Mira und James, die wir am Grenzübergang haben ziehen lassen, haben sich hier einquartiert. Wir werden von den zweien nach unserem anstrengenden Tag an der Grenze begrillt und bekocht. Vielen Dank euch beiden!
Am nächsten Tag verbringen wir etwas Zeit in einem schmucken Kaffee und fahren dann zur Genozid Gedenk- und Informationsstätte in Kigali. Während zwei intensiven Stunden erfahren wir viel über den Völkermord an den Tutsis, der vor zwanzig Jahren vom April bis im Juli seinen Lauf nahm. Wir sind tief betroffen von dem, was wir sehen und lesen. Während 100 Tagen wurden wahrscheinlich über 1‘000‘000 Menschen ermordet, viele davon Tutsis und auch gemässigte Hutus. Die Brutalität, mit der die militanten Hutus vorgingen, lässt uns den Atem stoppen. Wir können uns nicht vorstellen, wie man ein Volk zu solch grausamen Taten bringen kann. Vor den Toren des Informationszentrums lagern in Massengräbern die sterblichen Überreste von über 250‘000 Menschen.
Noch ganz still und in Gedanken versunken fahren wir von der Hauptstadt an den Lake Kivu im Westen des Landes. Die sprichwörtlichen tausend Hügel sind alle da. Die Strasse schlängelt sich mit tausend Kurven hindurch. Zu unserer Freude ist die Strasse wenigstens in gutem Zustand, denn die vielen Menschen auf den Strassen brauchen all unsere Aufmerksamkeit. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir Kibuye am Lake Kivu. Auf dem Stellplatz beim Hotel Bethany quartieren wir uns ein und kochen uns ein warmes Abendessen.
Am nächsten Morgen fahren wir entlang des Congo-Nile-Trails dem See entlang nach Süden. Wir sind gespannt, was die Piste für uns bereit hält, denn der Reiseführer warnt vor der schlechten Qualität ebendieser. Wir werden überrascht, denn schon in den ersten Kilometern stehen die Baumaschinen bereit. Sie begradigen die Piste und entfernen Hänge. Auf den folgenden 70 km können wir ein Bouquet an chinesischer Strassenbaukunst bestaunen, denn überall wird in verschiedenen Stadien an der neuen Teerstrasse gearbeitet: Berg entfernen, Abhänge mit Pickeln bearbeiten, Piste verbreitern, Bananenplantagen vernichten, Kies auftragen, Kies walzen, einen ersten Belag auftragen, Abflussrinnen ausheben, Abflussrinnen mit Steinen auslegen, Teeren, wieder Abflussrinnen ausheben, wieder Abflussrinnen mit Steinen auslegen und fertig ist das schwarze Wunder. Die letzten Kilometer können wir auf einer wunderbaren Teerstrasse dahin gleiten. Nur die obligaten Humps und die Strassenmarkierungen fehlen noch… Der Staub, die vielen Menschen, die auf der Piste unterwegs sind und die Baumaschinen lenken uns erfolgreich von der schönen Landschaft ab. Hin und wieder geniessen wir dennnoch einen kurzen Blick auf eine verästelte Bucht des Lake Kivu, sonst fahren wir durch sehr dicht besiedeltes Farmland. Auch in dieser ärmeren Region von Ruanda sind alle Häuser mit Wellblech oder schönen Ziegeln gedeckt und sehen gepflegt aus.
Durch den Nyungwe Nationalpark fahren wir transit und auch hier dürfen wir statt zahlreicher Tieren eher den Strassenbaugeräten ausweichen, die den Teer in seinen verschiedenen Formen der Auflösung bearbeiten. Beim Warten an den „Ampeln“ werden wir zuweilen von unzähligen Jungen begafft, was uns dann allerdings auch mal auf die Nerven geht…
Über Huye fahren wir zurück nach Kigali, wo wir nochmal eine Nacht auf dem seltsamen Zeltplatz in der Stadtmitte verbringen. Am nächsten Morgen fahren wir früh los, um weiter nach Tansania zu reisen. Durch unzählige Dörfer – also eigentlich gibt es nichts anderes als Dörfer – fahren wir wieder über unzählige Hügel und noch mehr Kurven. Nach so vielen Menschen auf einem Haufen freuen wir uns wieder auf die einsameren Landstriche in Tansania oder auch Namibia und Botswana!
Achtung: East Africa Tourist Visa
Ruanda
Hauptstadt
Kigali
Bevölkerung (Dichte)
11'055'976 (420 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
26'338 km2 (2 mal kleiner)
Erhebungen
Höchster Punkt: Volcan Karisimbi 4'519 m
Tiefster Punkt: Rusizi River 950 m
Strassen
14,008 km
(geteert: 2,662 km; nicht geteert: 11,346 km)
Religion
Katholiken 56.5%, Protestanten 26%, Adventist 11.1%, Muslime 4.6%, Naturreligionen 0.1%, keine 1.7%
Sprache
Kinyarwanda, Englisch, Französisch, Swahili
Lebenserwartung
58
AIDS Rate
2.9%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
18%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
44.9%
Lese- und Schreibfähig
71.1%
Währung
Ruanda-Franc
1 CHF = 741.29 RWF (Stand: August 2014)
1 CHF = 0.00 RWF (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$1'400
Militärausgaben (% des BIP)
2.9%