Offroad durch Nevada
Freudiges Wiedersehen
Utah Dirt
28.10.2015 - Mit Taschen voller Infomaterial zum südlichen Nevada brausen wir los hinaus in die Wildnis. Von Gewittern, indianischer Kunst, Minenfriedhöfen zu abwechlsungsreicher Natur und heftigem Offroad finden wir alles unterwegs. Eine richtige Fundgrube, dieses Nevada!
Weiter geht die Reise in Nevada, nachdem wir uns von unseren Freunden am Lake Tahoe verabschiedet haben. Obwohl wir eigentlich nur mal schnell querdurch fahren wollten, sind wir jetzt mit so vielen und guten Infos ausgestattet, dass wir planen, etwas länger in Nevada zu bleiben. In Fallon werden wir von der Polizei angehalten. Ein besorgter Bürger habe sich gemeldet. Ein fremdes Nummernschild und ein arabischer Spruch auf der Hecktüre, das sei ja schon nicht alltäglich. Wir müssen Autodokumente und unsere Pässe abgeben, die eine geraume Zeit beim Officer bleiben. Was der Spruch heisst, will er dann aber doch nicht wissen. Wir werden den Spruch überschreiben mit "In God we trust" oder "In any God we trust", oder, hmmm, vielleicht lassen wir es auch, wie es ist.
Am nächsten Tag geistern wir durch das verlassene Minendorf "Berlin". Der auskunftsfreudige Ranger öffnet danach extra für uns die Ausgrabung zu urzeitlichen, schwimmenden und lebendgebärenden Reptilien, den Ichthyosauriern. Die Ausgrabungen sind für uns zwar nicht sehr aufschlussreich, aber bis am Ende des kleinen Rundgangs können auch wir versteinerte Oberschenkelknochen von Rückenwirbeln unterscheiden. Den Auskünften des Rangers folgend, fahren wir danach ein erstes Mal offroad durch die Wüsten von Nevada. Auf einer einsamen Strecke gelangen wir ins Indian Valley und von dort weiter ins nächste Tal, das Smokey Valley. Hier geht ganz unerwartet Uelis Wunsch in Erfüllung: Wir kurven quer durch Manhattan! Immerhin hat das ehemalige Minenstädtchen noch 28 Einwohner, wie wir einer Tafel entnehmen. Über eine weitere Gebirgskette gelangen wir nach Belmot. Richtig geratet, auch Belmot hat seine Ursprünge im Bergbau. Die verfallenen Häuser und das recht gut erhaltene Gerichtshaus sind durchaus sehenswert.
Im trüben Wetter fahren wir nach Tonopah, eine der grössten Ortschaften in dieser Region. Wir sitzen das Wetter aus und erledigen angestaute Büroarbeiten im Tankstellenshop. Gegen Abend besuchen wir den grossen Friedhof von Goldfield – beides übrigens auch Minenstädtchen. Der Wild-West-Friedhof hat einiges zu bieten. Bei einigen Verstorbenen steht angeschrieben, wie sie den Tod gefunden haben: Zugunglück während des Mineurstreiks, Schusswunden im Saloon, Gehirnerschütterung beim nachlässigen Manipulieren von Sprengstoff, oder auch einfach "umgebracht". Die Lage des Friedhofs in der Wüste von Nevada, oberhalb der stillgelegten Minen und umgeben von Joshua Trees ist sehr schön.
Im nächstgelegenen "National Forest" zurück auf dem Highway 6 finden wir etwas abseits einen schönen Übernachtungsplatz. Mitten in der Nacht werden wir von Donnergrollen geweckt. Bis wir zusammengepackt haben und fahrbereit sind, regnet es bereits sintflutartig. Wie war das nochmals mit Gewittern in der Wüste? Sofort fahren wir zurück auf eine Raststätte an der Hauptstrasse. Wir wollen nicht hier draussen von der Flut weggespült werden! Zum Glück ist das Unwetter bald wieder vorüber und wir bekommen nochmals einige Stunden Schlaf. Am nächsten Morgen setzt aber wieder der Regen ein. Bis wir die Abzweigung auf den Highway 375, den Extraterrestrial oder „E.T.“-Highway nehmen, regnet es schon wieder in Strömen. Wir sind froh, als wir die sichere Oase, das Restaurant A’Le’Inn in Rachel endlich erreichen. Da schaut bald alles wieder viel weniger schlimm aus. Wir setzen uns ins etwas unterkühlte Lokal, trinken einen heissen Tee und Arbeiten am Computer mit dem unglaublich schnellen Internet im Lokal. Zum Zmittag gibt’s den „weltberühmten“ Alienburger, der sich nicht von anderen Burgern unterscheidet…
Vor Sonnenuntergang fahren wir an den Rand der Area 51 (Nellis Airfield) unweit von Rachel. Der dunkle Himmel kündigt ein weiteres Gewitter an. Am Eingangsgate bewundern wir die vielen Warnschilder und zählen die Überwachungskameras. Als wir ein Stück neben die Strasse gehen, bemerken wir, dass uns die Kameras auf Schritt und Tritt verfolgen. Wir sind also nicht unbemerkt hier. Wir lächeln schleimig in die Kameras, wenden das Auto und fahren wieder zurück nach Rachel. Beim Wegfahren fragen wir uns, wie lange es wohl dauert, bis man herausgefunden hat, was der Spruch auf unserer Hecktüre bedeutet.
Zurück auf dem Parkplatz des A’Le’Inn Restaurants – wir dürfen hier übernachten – richten wir das private Auto-Kino ein. Bei Cider und Chips schauen wir zum ersten Mal in unserem Leben den Kinofilm E.T. von Steven Spielberg. Bereits in den ersten Minuten des Films zieht das erwartete Gewitter mit unerwartetem Graupelschauer auf. Wir haben es gemütlich lauschig im Kino.
Am nächsten Morgen schaut die Welt wieder anders aus. Die Wolken haben sich verzogen und die Sonne scheint bereits wieder. Die Wetterstörung der letzten Tage brachte einen markanten Wetterumschwung mit sich. Es ist kalt geworden. Wir besuchen nördlich von Hiko die indianischen Felsgravuren der White River Narrows und staunen besonders über den eindrücklichen, phantasievollen und reich ausgeschmückten Kalender im Amphitheater ganz am Ende des Canyons. Warum es aber Leute gibt, die diese Zeichnungen mit Kritzeleien verunstalten müssen, können wir nicht verstehen.
Über Umwege fahren wir danach zum Mount Irish (offizieller Abzweiger etwas südlich von Hiko, wie auch White River Narrows nicht ausgeschildert), wo wir noch mehr Petroglyphen von Indianischen Kulturen bestaunen können. Wir sind ganz alleine hier. Unverständlich, in Anbetracht der zahlreichen Petroglyphen und der phantastischen Bergszenerie. Nevada scheint zumindest in diesem Gebiet noch ein Reich voller Geheimnisse zu sein. Auch wildes Campieren ist hier kein Problem. Nur der kräftige Wind, der nachts aufkommt, und der Fluglärm der nahegelegenen Area 51 trüben unseren Eindruck von der Gegend ein wenig.
Unsere Vorräte reichen für ein weiteres Abenteuer in Nevada: Der südliche Teil des Silver Trails. Zwischen Hiko und Caliente zweigen mehrere Pisten nördlich in ein weites Tal. Wir erwischen die Piste zwischen den Hochspannungsdrähten und biegen so rasch wie möglich von dieser ab. Wie es der Zufall will, erreichen wir einen offiziellen Trailhead mit Routeninformationen und gratis Campground. Bald darauf tuckern wir durch die einsame Wüste, hinauf in die Berge, hinunter in die Täler. Offensichtlich sind wir die ersten, die sich nach dem Regen ins Gebiet wagen. Wo wir die Wahl zwischen zwei Pisten haben, wählen wir die schlechtere. Von gut gegradeten, breiten Pisten gelangen wir so rasch auf sehr einfache, ausgewaschene Feldwege, die nur noch mit viel Bodenfreiheit und Nerven aus Stahl befahren werden können. Nicht selten ist das Strässchen das mittlerweile wieder trockene Bachbett. Einige Male stehen wir ziemlich schräg in der Landschaft und ich stemme mich auf den Beifahrersitz bis es wieder gerade wird. Die Pisten haben etwas von allem – Felsen, Matsch, richtige Steigungen, Verschränkungen, Schrägfahrten und zum Schluss sogar noch eine schöne Pfütze. Das Schöne ist, das wir mit nur kurzen Fahrten auf weniger schlechte Strassen gelangen könnten. Erst als wir auf eine Piste gelangen, die sich bald darauf im Busch verliert, drehen wir um. Nach vier Stunden in diesem Offroad Paradies haben wir genug und fahren nach Panaca.
In Panaca wollen wir im Dorfmarkt unsere Vorräte stocken. Beim Anblick der etwas kümmerlichen Auswahl kaufen wir nur gerade das Wichtigste. Wir sind mittlerweile richtig verwöhnt. In Malawi, wo Supermärkte Süssgetränke, Seife und Plastikwaren verkaufen, wäre uns beim Anblick eines solchen Ladens noch das Augenwasser gekommen, hier freuen wir uns schon auf den nächsten Grosseinkauf im Supermarkt! Dafür ergibt sich ein lustiger Schwatz mit dem Kassierer, der sich wundert, warum wir aus der Schweiz gerade in seinem Laden einkaufen kommen.
Der nahe gelegene Cathedral Gorge State Park wartet nicht nur mit wunderschöner Landschaft, sondern auch mit einem gemütlichen Camping und heissen Duschen auf uns. Wir spazieren durch enge Lehmschluchten, fotografieren natürliche Sandburgen im Sonnenuntergang und wandern durch Bachbette.
Der etwas nördlich gelegene Spring Valley State Park, gefällt uns hingegen nur mässig. Dafür erwischen wir eine schöne Anfahrt, während der wir in einer Kuhherde stecken bleiben, die von richtigen Cowboys und Cowgirls angetrieben wird. Die Teenagerin mit Lederhosen, Lasso und pinker Baseballmütze auf einem grossen Pferd hat ihren Gaul im Griff und zeigt den Kühen, wo‘s lang geht. Chapeau!
Das Tal nördlich des Spring Valley SP wird von der Landwirtschaft geprägt. Nicht unser Ding. So schnell wie möglich fahren wir nochmals westwärts. Wir erreichen das Muleshoe Valley, das zu unserem Missfallen ganz bewaldet ist, und fahren gleich noch weiter ins nächste Tal. Das Cave Valley ist schliesslich nach unserem Geschmack. Wir geraten im Talboden in einen fiesen Schlick, der unser Auto von unten bis oben volldreckt und uns zum Umdrehen zwingt. Bei einem scheinbar verlassenen Wohnwagen entdecken wir bei näherem Hinsehen ein gesatteltes Pferd und verschlammte Cowboy-Stiefel. Ein Auto ist ganz unamerikanisch nicht zu sehen. Wir sind im Wilden Westen!Den Abschluss unserer Nevada-Tour macht der Great Basin Nationalpark. Wir besuchen auf über 3‘000 Metern über Meer einen Hain von uralten Borstenkiefern (Bristlecone Pines). Auch hier hat der Wetterumschwung seine Spuren hinterlassen: Wir wandern in eisiger Kälte durch den Schnee! Am Nachmittag dann machen wir eine Tour durch die von der Natur wunderschön ausgeschmückten Lehman Caves. Ein überaus würdiger Abschied von Nevada.
Wollten wir anfangs in einem Tag vom Lake Tahoe nach Salt Lake City fahren, haben wir nun einen schönen Teil Amerikas gesehen, der wohl noch vielen Amerikanern unbekannt ist. Vielen Dank „Daddy“ für deine hilfreichen und hervorragenden Tipps zu deinem Heimatstaat! Wir hatten einen wunderbare Zeit!
Freudiges Wiedersehen
Utah Dirt
Vereinigte Staaten von Amerika
Hauptstadt
Washington, D.C.
Bevölkerung (Dichte)
310'232'863 (32 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
9'629'091 km2 (233 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Mount McKinley 6'194 m
Tiefster Punkt: Death Valley -86 m
Strassen
6,506,204 km
(geteert: 4,374,784 km; nicht geteert: 2,131,420 km)
Religion
Protestanten 51.3%, Katholiken 23.9%, Mormonen 1.7%, andere Christen 1.6%, Juden 1.7%, Buddhisten 0.7%, Muslime 0.6%, andere oder unbekannt 2.5%, unbekannt 12.1%, keine 4%
Sprache
Englisch, Spanisch, Hausa, Französisch
Lebenserwartung
78
AIDS Rate
0.6%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
1.3%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
15.1%
Arbeitslosigkeit
8.2%
Lese- und Schreibfähig
99%
Währung
US-Dollar
1 CHF = 1.00 USD (Stand: Februar 2016)
1 CHF = 0.00 USD (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$49'800
Militärausgaben (% des BIP)
4.06%