Rummel und Einsamkeit
Nochmals zu viert
22.09.2014 - Tourismushochburg Etosha und unglaublich schöne und verlassene Landschaften einige Kilometer abseits zur Erholung.
Die Einfahrt nach Namibia am winzigen Grenzübergang Dobe überrascht uns mit einem sehr netten Zöllner. Er gibt uns nicht nur ein Visum für die gewünschten zehn Wochen, sondern gleich elf. Man wisse ja nie, ob mit der Verschiffung alles nach Plan verläuft...
Über Roy's Camp fahren wir zum Osteingang des Etosha Nationalparks. Schnelle Teerstrassen bringen uns dorthin, gute Einkaufsmöglichkeiten bieten sich auf dem Weg in Tsumkwe. Auf der gesamten Anfahrt zum Nationalpark befindet sich beidseits der Strasse Farmgebiet. Kühe, Schafe und Ziegen weiden auf den trockenen, verbuschten Weiden. Durch einen dreifachen, fünf Meter hohen Zaun fahren wir in einen der grössten Nationalparks Afrikas. Hier sind die Tiere auf dem ganzen Gebiet eingesperrt. Ein paar natürliche und künstliche Wasserlöcher versorgen die Tiere mit dem lebensnotwendigen Nass. Frisches Gras ist zu dieser Jahreszeit, im afrikanischen Spätwinter, keines zu finden.
Um die Fisher Pan sehen wir abseits der Wasserlöcher einige Tiere. Springböcke, Impalas, Gnus und Zebras weiden auf den goldgelben Weiden. Eine einzelne Giraffe versucht sich am fast vertrockneten Wasserloch zu erfrischen. Am frühen Nachmittag dann bewegt sich eine Herde von etwa hundert Elefanten zu einem Wasserloch und überquert vor uns die Strasse. Die Elefanten im Etosha sind für ihre kurzen Stosszähne bekannt. Häufige Streitigkeiten um Wasserzugang bei Männchen und schlechte Versorgung mit notwendigen Mineralien sind der Grund dafür. Ein Nashorn ruht sich derweil unter einem Busch in der grössten Hitze des Tages aus. Die Zebras, die auch auf dem Weg zum Wasserloch sind, zeigen grössten Respekt vor dem unberechenbaren, grauen Dickhäuter und machen einen grossen Bogen um das ruhende Tier.
Bis hier geniessen wir noch relative Ruhe an den Wasserlöchern und auf unseren Wegen. Ab jetzt aber bewegen wir uns in der grossen Masse an Touristen. Unzählige Overlander-Trucks, Safari-Wagen und bedachzeltete Mietwagen stehen an den wenigen Wasserlöchern, wo sich die Tiere treffen. Baden irgendwo die Elefanten oder trinken die Giraffen an einem Wasserloch, dann ist gleich viel los. Fährt man an eine solche Stelle heran, wartet man in der zweiten Reihe, bis ein Fahrzeug seinen Platz frei gibt und man nachrücken kann. Nicht selten fahren einem andere Fahrzeuge rücksichtslos vor die Aussicht. Ungewohnt und befremdlich nach den vielen Nationalparks, die wir im südlichen und östlichen Afrika besucht haben. Wir fühlen uns wie im Zoo. Eine Abwechslung bietet ein Reifenschaden. Mitten im Nationalpark müssen wir darum einen Reifenwechsel machen. Die Löwen haben sich währenddessen nicht blicken lassen. Puh...
Genau dasselbe geht auf den gegen Tiere abgeriegelten Zelplätzen vor. Man nimmt minimale Rücksicht auf andere Besucher, pudert auf den bedufteten Nasszellen sein Gesicht und lässt beim Wohnwagen die ganze Nacht die Klimaanlage laufen. Willkommen im Disneyland! Und doch streifen nachts Honigdachse und Schakale auf der Suche nach Essensresten zwischen den Zelten hindurch. Auch der zweite Tag läuft nach demselben Schema ab. Zudem sind die Tage extrem heiss und das Herumsitzen während den wärmsten Stunden des Tages auf dem Campground wird zur Tortur. Erst am späteren Abend gehen wir nochmals raus. Ein Spitzmaul-Nashorn unterhaltet uns prächtig und das fast ohne andere Touristen. Leider gibt es von den Tieren nicht mehr allzu viele, darum geniessen wir es in vollen Zügen. Am nächsten Morgen haben wir definitiv genug gesehen von diesem Rummel und fahren direkt zum Ausgangsgate.
Nach einigen Besorgungen in Outjo sind wir bereit für die Einsamkeit. Beim Vingerklip, einem schmalen, hohen Fels mitten im Damaraland, treffen wir nochmals einige Touristen, dann sind wir nur noch auf winzigen Strassen unterwegs. Nördlich vom Brandberg treffen wir auf weite, einsame Landschaften. Giraffen, Zebras, Strausse und Erdmännchen bevölkern hier die trockenen Wiesen, hin und wieder taucht ein kleines Gehöft eines Einheimischen auf. Dann gibt es auch Kühe oder Ziegen. Irgendwo im Nirgendwo suchen wir uns einen Platz für die Nacht. Es wird nachts wieder sehr kalt und am Morgen gibt es darum Frühstück im Bett. Aber das sagen wir niemandem!
Auch die Spitzkoppe erreichen wir auf mehrheitlich winzigen Pisten. Die roten Felsen mit natürlichen Brücken und abgerundeten Steinen leuchten im Abendlicht fantastisch. Zeitweise sind wir aber froh, dass wir mit zwei defekten Reifen als Reserve auf den steinigen Passagen nicht noch ein weiteres Loch einfangen. Kein anderes Fahrzeug ist hier unterwegs. Wir sind für uns alleine. Auf den in die roten Steine eingebetteten Zeltplätzen ist aber wieder einiges los. Zutrauliche Erdmännchen spielen zwischen unseren Beinen und beissen in die Zehen. Obwohl der Zeltplatz für namibische Begriffe recht überteuert ist, gefällt es uns sehr gut hier. Der Sonnenuntergang über den vertrockneten Wiesen zwischen den Felsen ist ein besonderer Leckerbissen.
Zurück in Windhoek quartieren wir uns auf Elisenheim ein. Immer ein guter Ort um andere Reisende zu treffen. Wir haben Glück und treffen Emil und Liliana Schmid, die zwei Weltrekord-Weltreisenden aus Wallisellen. Wir verbringen mit den beiden sehr sympathischen, bescheidenen und liebenswürdigen Menschen einen ganzen Tag mit viel Plaudern. Man hofft beiderseits, dass man sich in einem Monat zurück in Windhoek wieder trifft.
Nochmals zu viert
Namibia
Hauptstadt
Windhoek
Bevölkerung (Dichte)
2'128'471 (3 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
825'418 km2 (20 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Konigstein 2'606 m
Tiefster Punkt: Atlantic Ocean 0 m
Strassen
64,189 km
(geteert: 5,477 km; nicht geteert: 58,712 km)
Religion
Christen 80% bis 90%, Naturreligionen 10% bis 20%
Sprache
Englisch, Afrikaans, Deutsch, Herero, Nauruisch
Lebenserwartung
52
AIDS Rate
13.1%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
17.5%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
55.8%
Arbeitslosigkeit
51.2%
Lese- und Schreibfähig
88.8%
Währung
Namibia-Dollar
1 CHF = 11.40 NAD (Stand: 2014)
1 CHF = 0.00 NAD (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$7'800
Militärausgaben (% des BIP)
3.7%