Am arktischen Meer
Bären und Gletscher
30.08.2015 - Von Fairbanks aus folgen wir der Ölpipeline bis zum arktischen Meer. Auch hier ist der Weg das Ziel, denn das Ziel, naja, lest doch gleich selbst!
Der Grenzübergang nach Alaska ist klein und verschlafen. Wir plaudern mit den Grenzbeamtinnen auf Alaksa-Seite und bald schon erstrahlt ein schöner 6-Monate-Stempel in unserem Pass! Der Aufwand für das B-2 Visum hat sich gelohnt. In Kanada lassen wir das Carnet ausstempeln, einstempeln in den USA ist nicht nötig. Mit diesen sechs Monaten sind wir für die Weiterreise vorerst einmal sehr gut bedient.
Wir halten uns weiterhin an die Richtung "Norden" und machen einen Abstecher ins verschlafene Dorf Eagle am Yukon. Bereits vor sieben Jahren waren wir hier. In der Zwischenzeit hat sich einiges verändert. Die gesamte Häuserfront am Yukon ist verschwunden. Bei der Schneeschmelze im Jahr 2010 hat das Eis des Yukons diese zusammenbrechen lassen. Wir können uns das kaum vorstellen, floss doch schon damals der Yukon gute sieben Meter unterhalb einer massiven Schutzmauer. Der Yukon muss ein Vielfaches seines normalen Wasservolumens mit sich geführt haben. Im monumentalen Neubau des Minimarkts, Kaffees und Hotels trinken wir einen Kaffee und lassen uns von diesen Geschehnissen berichten. Bereits am frühen Nachmittag zieht das Regenwetter wieder über uns hinweg. Abseits des Tylor Highways übernachten wir an einem kleinen Fluss, wo frische Tierspuren vom Wasser weg führen. Uns hält nichts draussen. Es gibt Kinoabend im Auto.
Der Regen bleibt uns den ganzen nächsten Tag erhalten. Im strömenden Regen fahren wir nach "Chicken", wo wir zum Frühstück einen leckeren Früchtekuchen essen. Dann geht es im Regen weiter nach Tok, Delta Junction und Fairbanks. Ein Grosseinkauf steht auf dem Plan, eine SIM-Karte besorgen, tanken. Die Nacht verschlafen wir unromantisch auf dem Walmart Parkplatz. Wir sind nicht die einzigen. Der Parkplatz schaut aus wie ein ausgewachsener RV-Park. Den nächsten Tag verbringen wir im schönen Visitorcenter, wo wir den Onlinekurs zu unserer Flugkamera absolvieren. Zum Glück wollen wir damit kein Geld verdienen, sonst müssten wir einige Paragraphen zu Sicherheit und Eigentum büffeln.
Sobald uns das Wetter für den Norden etwas besser erscheint, brechen wir zum letzten Abenteuer im ganz hohen Norden auf: Der Dalton Highway. Ab Fairbanks knapp 800 km bis fast ans arktische Meer und dann wieder zurück. Voll bepackt und mit einer gesunden Portion Abenteuerlust machen wir uns am Abend auf den Weg. Erste Station ist die Ortschaft Fox, knappe 10 Meilen nördlich von Fairbanks. In einem Brauhaus essen wir mit Team Tinkerbell – einer Bekanntschaft vom Walmart Parkplatz – ein leckeres Abendessen, bevor wir uns im Howling Dog gegenüber ins Publeben stürzen. Live Musik, urnordische Gestalten und eine abgefahrene Komikerin, die uns mit einer unheimlichen Menge dreckiger Ausdrücke von ihrem abenteuerlichen Leben erzählt, ist hier alles zu haben. Eine andere Art der Kulturschule.
Am nächsten Morgen dann geht es nordwärts. Erst auf dem Elliot Highway bis nach Livengood, dann auf dem Dalton Highway immer schön der Ölpipeline nach. Die Strasse ist am Anfang grösstenteils geteert und führt durch dichte Wälder über zahlreiche Hügel und durch Täler. Wir überqueren den mächtigen Yukon und fahren durch immer karger werdende Landschaften. Bald schon erreichen wir den Polarkreis bei 66° 33' Nord. Wir wiederholen das Bild von 2008, dieses Mal mit unserem eigenen Auto daneben. Davon haben wir lange geträumt, nun ist es endlich soweit!Im verschlafenen Ort Coldfoot, das etwa in der Hälfte zwischen Livengood und Deadhorse am Nordende liegt, essen wir unser Vesperplättli und informieren uns im Visitorcenter über das Wetter weiter im Norden. Die Webcam zeigt Verheissungsvolles. Der Himmel reisst auf und auch für die nächsten zwei Tage soll es nicht allzu schlecht aussehen. So fahren wir in den Abendstunden noch etwas weiter. Die Sonne scheint tatsächlich unter der Wolkendecke hindurch und beleuchtet die herbstliche Umgebung in warmem Licht. Bald erreichen wir die Baumgrenze. Von jetzt an begleitet uns die Tundra auf dem weiteren Weg nach Norden. Mit dem Atigun Pass überqueren wir den höchsten Strassenpass in Alaska mit gut 1'400 Metern über Meer. Die Fahrt ins breite Gletschertal nach Norden ist atemberaubend. Links und rechts erheben sich schneebedeckte Berge, im Tal ein kleiner Fluss und immer wieder Seen, die der längst zurückgezogene Gletscher hinterlassen hat. Bevor wir das arktische Flachland erreichen, finden wir einen Übernachtungsplatz beim Galbraith Lake.
Am nächsten Morgen fahren wir nun in die Tundra hinein. Bald schon sehen wir neben der Strasse zwei Grizzlies, vermutlich Geschwister. Sie spielen miteinander, stehen auf, und versuchen herauszufinden, wer von beiden der Stärkere ist. Das saubere Fell glänzt und die Zähne blitzen. Einem solchen Tier wollen wir nicht ungeschützt begegnen! Sie lassen sich viel Zeit und stören sich auch nicht am vorbeibrausenden Verkehr. Sogar ein paar Trucker halten an, um dem Schauspiel beizuwohnen. Schliesslich entfernen sie sich immer mehr. Zeit, weiterzufahren.
Die Hügel lassen nach. Wir folgen einem tiefblauen Fluss nach Norden. Am Nachmittag erreichen wir den Ort Deadhorse an der Prudhoe Bay, wo seit den siebziger Jahren Öl gefördert wird. Täglich fliessen 120 Millionen Liter Rohöl von Deadhorse nach Valdez am Prince William Sound, dem nördlichsten, eisfreien Hafen der USA. Mehrere Erdölfirmen bohren und fördern das schwarze Gold. Die Ölfördergesellschaften müssen hier vermutlich enorme Sicherheitsvorschriften einhalten, damit so wenig Öl wie möglich in die fragile Umwelt gelangt. Unter jedem Lastwagen, Bagger und Schneemobil liegt eine Ölwanne, die das austretende Öl auffängt. Auch an der Tankstelle versucht man Oilspills zu verhindern.
Wir sind gerade rechtzeitig für die Tour zum arktischen Meer. Die Ölbohrarbeiten versperren nämlich den öffentlichen Zugang dorthin. Grosszügigerweise wird uns (ausversehen) die Gebühr geschenkt. Wir nehmen das unverhoffte Geschenk gerne, schliesslich ist die Tour keine 59 USD pro Person wert! In einem Tourbus fahren wir nun also durch Deadhorse und Prudhoe Bay, lassen uns vom unmotivierten Chauffeur ein paar Sachen zeigen und gelangen dann an den Punkt, wo's nicht mehr weiter geht: Ans arktische Meer. Der Nebel fegt im kräftigen Wind über eine mit Treibholz belegte Sandbank. Unsere drei Kompagnons der Tour machen sich badefertig und tauchen bald in die eisigen Fluten ab. Wir testen zumindest den Salzgehalt des Wassers – hier drin baden müssen wir aber nicht. Der nördlichste, per Auto zugängliche Punkt in Nordamerika ist erreicht! Jetzt aber schnell wieder südwärts, die Kälte hier ist ja nicht zum Aushalten!
Auch die Rückfahrt auf dem Dalton Highway gefällt uns sehr gut. Wieder haben wir recht Glück mit dem Wetter und erst auf den letzten Kilometern vor Fairbanks fällt wieder Regen. In Fairbanks lassen wir dann einen Ölwechsel machen und finden beim Räderauswuchten heraus, dass das vordere linke Radlager etwas locker ist. Wir fahren bei Toyota vor. Leider hat man hier gerade neue "Policies", die ihnen verbieten an Autos mit Jahrgang älter als 2000 irgendetwas anzufassen. Da hilft auch nicht, dass unser Auto Jahrgang 2000 hat... Auch bei der Suche nach Ersatzteilen ist man wenig hilfreich und kreativ. Gibt unsere Chassisnummer kein Ergebnis, hat man halt keine Ersatzteile an Lager. Ueli schaut selber nach, welche Teile wir bräuchten – und siehe da, jetzt hat man die Ersatzteile sogar an Lager. Wir lassen es trotzdem bleiben. In den "lower 48" bekommen wir die nicht so dringend benötigten Teile für einen Bruchteil des Preises, den sie hier verlangen. Dafür ziehen wir das Radlager an einem schönen Parkplatz auf der Kenai Halbinsel selber nach – ein Abenteuer für sich, wenn einem ein paar Werkzeuge fehlen...
Bären und Gletscher
Vereinigte Staaten von Amerika
Hauptstadt
Washington, D.C.
Bevölkerung (Dichte)
310'232'863 (32 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
9'629'091 km2 (233 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Mount McKinley 6'194 m
Tiefster Punkt: Death Valley -86 m
Strassen
6,506,204 km
(geteert: 4,374,784 km; nicht geteert: 2,131,420 km)
Religion
Protestanten 51.3%, Katholiken 23.9%, Mormonen 1.7%, andere Christen 1.6%, Juden 1.7%, Buddhisten 0.7%, Muslime 0.6%, andere oder unbekannt 2.5%, unbekannt 12.1%, keine 4%
Sprache
Englisch, Spanisch, Hausa, Französisch
Lebenserwartung
78
AIDS Rate
0.6%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
1.3%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
15.1%
Arbeitslosigkeit
8.2%
Lese- und Schreibfähig
99%
Währung
US-Dollar
1 CHF = 1.00 USD (Stand: Februar 2016)
1 CHF = 0.00 USD (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$49'800
Militärausgaben (% des BIP)
4.06%