Atlantikküste
Feuerland
17.01.2015 - 3'500 km von Montevideo bis nach Feuerland. Viel Pampa, viel Wind und schöne Abwechslungen von der grossen Weite an der Küste.
Endlich! Nachdem wir unser Auto mit vier Wochen Verspätung in Südamerika erhalten haben, machen wir uns sofort auf den Weg nach Süden. Dummerweise haben sich unsere Starterbatterien im Container vollständig entladen. Vor unserer Mietwohnung startet der Wagen mit Müh und Not. Glück gehabt. Noch am selben Tag erreichen wir Colonia, wo wir uns bei über 30°C auf der Terrasse des Restaurants La Bodeguita einquartieren. Während die Sonne über dem Rio de la Plata untergeht und Buenos Aires am Horizont zu leuchten beginnt, schmausen wir nochmals einen Chivito. Ein gutes Abschiedsessen für Uruguay.
Die erste Nacht im Fahrzeug wird nichts Besonderes. Auch nachts um 11 Uhr ist es noch über 30°C, dann zieht ein Gewitter nach dem andere über uns hinweg. Mit Schlafen ist heute nicht viel. Um 4:30 in der Früh geht die Fähre nach Buenos Aires. Nach drei Stunden auf der altehrwürdigen Eladia Isabel und ebensoviel Schlaf, gehen wir in Argentinien an Land, nachdem der Motor grad noch so startete, nach unglaublich langem "Örgele". Die Fahrt durch Buenos Aires geht erstaunlich gut und bald schon sind wir auf der richtigen Route aus der Stadt heraus. Im nächsten grösseren Ort, Cañuelas, beheben wir das Batterieproblem. Bei der zweiten Garage haben sie unseren Batterietyp vorhanden und nach einigem Basteln und zwei Stunden in der Hitze warten, sind wir wortwörtlich wieder "startbereit". Sobald wir die letzten Häuser hinter uns gelassen haben, befinden wir uns bereits in der Pampa: Weizenfelder, Kuhweiden, Schafherden, Brachen, wenige Wälder, noch weniger Estancias. Wir tauchen ab in die südamerikanische Weite. Um uns herum ziehen sich die Wolken bis zum Horizont, der sich unendlich weit vor uns ausbreitet. Wir geniessen das Nichts. Wir befinden uns auf der Ruta 3, die uns über mehr als 3'000 km durch Patagonien nach Feuerland bringt.
Ganz unerwartet erreichen wir nördlich von Bahía Blanca eine Gebirgskette, die Sierra de la Ventana. Die Abwechslung ist mehr als willkommen. Kurzentschlossen wollen wir im Nationalpark eine kurze Wanderung unternehmen. Dumm nur, dass am 31.12. der Park geschlossen ist. Wieder so ein seltsames Prinzip für Öffnungszeiten, das uns nicht einleuchtet. Jenu. Wir geniessen die Bergluft und die kühleren Temperaturen.
Etwas südlich von Bahía Blanca erreichen wir schliesslich die Grenze zu Patagonien. Sie wird uns durch eine Nahrungsmittelkontrolle bekanntgegeben. Keine frischen Früchte, Gemüse oder Fleisch dürfen hier mitgeführt werden. Kaum haben wir den Rio Colorado überquert, begrüsst uns Patagonien mit seinen Elementen: Wind und Regen, wobei der Regen zumindest zeitweise Pausen einlegt. Nicht so der Wind. Wir schleichen über die durchweg sehr guten Teerstrassen und kämpfen mit mit voller Kraft gegen den Wind an. Die Landschaft ändert sich langsam. Weniger Felder, mehr Weiden, Bäume gibt es bald nur noch um die Haupthäuser der Estancias, sonst sind die Ebenen meist baumlos. Stellplätze in der Pampa sind fast nicht zu finden. Zu offen sind die Landschaften, zu windig die Ebenen und das ganze Land ist eingezäunt.Nach 1'500 km erreichen wir unser erstes Ziel. Die Halbinsel Valdés. Auch zur Nebensaison der Walsaison gibt es hier einiges zu entdecken, da die grosse Halbinsel viele Charakteristiken von wirklichen Inseln aufweist. Es gibt Kolonien von Seeelefanten, Seelöwen, Magellan-Pinguinen und Vogelinseln. Auf dem Land entdecken wir zahlreiche Guanakos, Nandus (die Strausse von Südamerika), lustige Mara-Hasen, normale Hasen und Merino-Schafe, Kühe und Pferde auf den weitläufigen Estancias der Halbinsel. Auch hier bläst uns ein rauer Wind entgegen. Es ist kaum 15°C warm – Windchill nicht berücksichtigt. Bei eisiger Kälte machen wir einen Schnorcheltrip zu den Seelöwen, der lediglich von einem seekranken, alten Mütterchen getrübt wird, uns aber auf Zentimeter Nähe an die Tiere heran bringt. Wie sich diese Tiere so flink und geschmeidig im Wasser bewegen, kommen wir uns im 7mm Neopren richtig plump und unbeweglich vor.
Am nächsten Tag schwitzen wir am selben Ort bei 30°C. Wie schnell hier doch der Wind dreht und einen unglaublichen Wetterumschwung mit sich bringt. Wir würden uns nicht wundern, wenn es tags darauf geschneit hätte! Im Tal von Trelew, der ersten Besiedlung der patagonischen Weiten durch europäische Siedler lassen wir uns beim Nachmittagstee mit walisischen Spezialitäten verwöhnen. Es fühlt sich seltsam an, mitten im argentinischen Grasland auf diese Art einzukehren. Andererseits passt auch die Umgebung nicht wirklich nach Patagonien, denn hier wurde schon durch die ersten Siedler das ganze Tal mit aufwändigen Kanälen bewässert. Noch heute grünt und blüht es und wachsen Bäume in diesem weiten Tal.
Wir statten der grössten Kolonie von Magellanpinguinen an der artgentinischen Küste bei Punta Tombo einen Besuch ab. Wir sind nicht die einzigen. Die vielen Leute verteilen sich aber bestens auf den Gehwegen. Am frühen Abend haben wir einen guten Zeitpunkt gewählt um die Tiere zu sehen. Gerade kommen die ausgewachsenen Tiere zurück vom Fressen und ernähren im Nest ihre Jungen.
Weiter südlich, im grössten Ölfeld von Argentinien bei Caleta Olivia verabschieden wir uns von der Küste und der Ruta 3. Stattdessen kurven wir auf einer Schotterpiste durch die Landschaft. Wir sind begeistert über das, was wir hier antreffen. Kein Reiseführer hat uns das empfohlen und doch ist es wunderbar. Viele Wildtiere – sogar ein Gürteltier – wunderbare, abwechslungsreiche Landschaften und diese seltsame Abbruchkante, die uns stark an den Bryce Canyon in den USA erinnert. Wir können uns trotz des regnerischen Wetters nicht satt sehen und beschliessen sogar am nächsten Morgen nochmals hierher zurückzukehren. Wir haben Glück und die Sonne zeigt sich. Wunderschön, diese Landschaft.Etwas weiter staunen wir über die versteinerten Bäume, die hier 150 Millionen Jahre nach ihrem Ableben wie Holzscheite aus Stein in der Wüste liegen. Über 40 Meter hoch seien die Araukarien damals gewesen, der Stamm misst im Durchschnitt 1.1 Meter. Es muss in der heutigen Einöde ein wunderbarer Urwald vorgeherrscht haben. Die Baumstämme liegen in ihrer ganzen Grösse in der Wüste und Steinsplitter mit Holzmusterung liegen überall auf dem Boden. Im Hintergrund ein Vulkan, der die Bäume bei einem Ausbruch umgemäht und mit der Asche zugedeckt haben könnte. Auch hier meint es das patagonische Wetter gut mit uns.
Die Übernachtung auf der Estancia La Paloma ist ein Erlebnis für sich. Der überaus liebenswürdige Eigentümer dieser urtümlichen, etwas einfachen Estancia mit ihrem angegliederten Zeltplatz ist ein wunderbarer Gastgeber. Er freut sich aufrichtig über unseren Besuch und unterhält uns mit Geschichten, von denen wir nur mal knapp die Hälfte verstehen. Wir nutzen die sonnigen Stunden auf dem ruhigen Platz für einige anstehende Unterhaltsarbeiten. Die warme Dusche danach ist sehr willkommen.
Die Ruta 3 führt uns danach weiter durch endlose Weiten und gegen heftigen Pampero-Wind aus Südwesten. Die Bewölkung wird dichter, die Temperaturen sinken. Immer wieder fällt leichter Regen. Im Monte León Nationalpark herrscht Puma-Alarm. Eine Tafel warnt vor den Grosskatzen und ermahnt einen des korrekten Umgangs bei einer Sichtung. Natürlich sehen wir keine Pumas, dafür durchwandern wir eine wilde Atlantikküste, die bei Ebbe eine wunderschöne Szenerie abgibt. Das Wetter ändert sich in Minutenfrist. Aus Regen wird Sonnenschein, aus Sonnenschein wird Wind, dann wird es Nacht.
Am Morgen dann besuchen wir in eisiger Kälte den "Löwenkopf", wo eine Kolonie von Seelöwen einen Ruheplatz verteidigt, und bei einem längeren Spaziergang die fünftgrösste Kolonie von Magellanpinguinen. Die raue See und der kühle Wind machen die Gegend sehr unwirtlich. Aber auch heute bleibt uns der Puma verborgen.
Die Weiterfahrt auf der Ruta 3 nach Rio Gallegos ist rasch geschafft. An der Weiterfahrt zur chilenischen Grenze werden wir aber gehindert. Die Strasse ist wegen eines schweren Unfalls gesperrt. Wir quartieren uns in einem Kaffee ein und warten die angegebene Zeit ab. Mit einer weiteren Wartezeit schaffen wir es noch bis vor die Grenze nach Chile. Beim Kratersee der Laguna Azul finden wir einen windigen und kalten Platz für die Nacht.
Der Grenzübergang nach Chile ist überlaufen mit argentinischen Kurzurlaubern. Wir warten ewig in der Schlange und werden dann doch noch eingelassen. Die Nahrungsmittelkontrolle erwischt uns auf dem falschen Fuss und wir müssen sogar unseren delikaten Honig aus Buenos Aires abgeben. Was für ein Kummer!
Nachdem wir mit einer kleinen Fähre die Magellanstrasse überquert haben, befinden wir uns in Feuerland!
Feuerland
Argentinien
Hauptstadt
Buenos Aires
Bevölkerung (Dichte)
41'343'201 (15 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
2'766'890 km2 (67 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Cerro Aconcagua 6'960 m
Tiefster Punkt: Laguna del Carbon -105 m
Strassen
231,374 km
(geteert: 69,412 km; nicht geteert: 161,962 km)
Religion
Katholiken 92%, Protestanten 2%, Juden 2%, andere 4%
Sprache
Spanisch, Englisch, Italienisch, Deutsch, Französisch, Guaraní
Lebenserwartung
77
AIDS Rate
0.5%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
2.3%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
30%
Arbeitslosigkeit
7.2%
Lese- und Schreibfähig
98.1%
Währung
Argentinischer Peso
1 CHF = 11.99 ARS (Stand: März 2015)
1 CHF = 0.00 ARS (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$18'200
Militärausgaben (% des BIP)
0.8%