Kolumbien
Cartagena & Karibik
04.07.2015 - Im Eilzugstempo durchfahren wir Kolumbien von Süd nach Nord. Trotzdem lassen wir uns einige Highlights nicht entgehen. Wir sehen die höchsten Palmen der Welt, trinken den besten Kaffe Kolumbiens und wandern im warmen Regen in der Sierra Nevada.
Wir erreichen Kolumbien von Ecuador her kommend an einem bedeckten Tag. Die Grenze ist sehr geschäftig mit vielen Lastwagen. Aus Ecuador sind wir schnell draussen, die Einreise nach Kolumbien ist dann etwas zeitraubender. Es ist Mittag und die Beamten sind am Essen. Schliesslich wird das Zolldokument fürs Auto doch noch ausgestellt und wir können in die nächste Ortschaft fahren.
Wir kaufen ein, besorgen uns die obligate SIM-Karte fürs mobile Internet und fahren am späten Nachmittag aus der geschäftigen Stadt Ipiales heraus. Jetzt, am Feierabend, sind die Strassen recht voll. Lastwagen bremsen den normalen Verkehr aus und Einheimische überholen mit blödsinnigen Manövern. Uns bleibt einmal mehr der Mund offen stehen.
In Popayán lassen wir das Auto ausserhalb der Stadt stehen und besichtigen die schöne, weisse Kolonialstadt per Taxi. Es ist die erste richtig schöne Stadt seit Cusco, Arequipa und Sucre. Die Strassen sind am heutigen Feiertag prall gefüllt, in den Kirchen finden lebendige Gottesdienste statt, die - wie zuhause auch - lediglich spärlich besucht sind. Das Wetter ist nicht auf unserer Seite. Wir spannen den Regenschirm auf und lassen uns von einer Gasse zur nächsten treiben.
Als wir nachts zurück zum Zeltplatz kommen, steht da ein Landcruiser mit so etwas wie einem Schweizer Nummernschild. Am nächsten Morgen lernen wir die Bewohner kennen. Barbara und Urs sind von Nord- nach Südamerika unterwegs. Noch vor dem Frühstück haben wir uns so viel zu erzählen, dass wir zwei schliesslich die Pläne, heute schon Popayán zu verlassen, verschieben. Während wir uns über unsere Reisen, die Schweiz und anderes unterhalten, zieht das Wetter unbemerkt über uns hinweg. Den Abend verbringen wir bei einer guten Flasche chilenischen Weins und mit ecuadorianischer Delikatessen-Schokolade.
Dass die FARC der Regierung vor kurzem den Waffenstillstand gekündigt hat, sehen wir eindrücklich entlang der Panamericana zwischen Popayán und Cali. Kilometerweise stehen Militär und Polizei in 50 Meter-Abschnitten schwerbewaffnet am Strassenrand. Die vielen "Daumen Hoch"-Zeichen des Militärs erlauben uns trotzdem ein unbeschwertes Reisen. Der Zufall will es sogar, dass wir, wie vom EDA empfohlen, am Wochenende unterwegs sind, wenn die Militärkontrollen am dichtesten sind. Jede noch so kleine Brücke wird aus einem Sandsackverschlag bewacht und gesichert. Die intensive Polizeikontrolle vor Cali umfahren wir glücklicherweise. Die Stadt scheint uns Grossstadtmuffel etwas zu gross.
Am nächsten Tag wandern wir durch das Valle Cocora, das für seine Wachspalmen bekannt ist. Die welthöchsten Palmen wachsen hier bis zu 50 Meter in die Höhe inmitten grüner Weideflächen und weiter oben, geschütztem Wald.
Wieder etwas weiter nördlich gelangen wir in die Zona Cafetera, die Kaffeeregion von Kolumbien. Die Hügel sind über und über mit Kaffeepflanzen bebaut, dazwischen stehen in Streusiedlungen die Häuser der Arbeiter und die teils sehr exquisiten Haciendas der Besitzer. Ein Geschäft, das boomt, wie man unschwer feststellen kann. Tatsächlich lagern bei der Hacienda Venecia Jutesäcke mit Logos von internationalen Grossfirmen. Die Kaffee-Tour mit Degustation, Bohnenrösten und -mahlen, sowie einem Gang durch die Kaffeeplantagen und die maschinellen Anlagen ist sehr kurzweilig und informativ. Und natürlich geniesse ich im Gästehaus die Jura-Kaffeemaschine, die wunderbaren Kaffee liefert – auch wenn darauf mal eine koffeinbedingt schlaflose Nacht folgt.
Stetig folgen wir unserem Kurs nordwärts. Bei El Peñol, einem riesigen Monolithen, machen wir wieder Halt. In endloser Beinarbeit erklimmen wir die insgesamt über 700 Treppenstufen bis wir zu oberst auf dem grossen Granitfels stehen. Von hier sehen wir den grossen Stausee, der in den Siebzigerjahren zur Wasserversorgung von Medellín angelegt wurde. Der verästelte See mit unzähligen Inseln ist erst aus der Höhe richtig zu erkennen, auch wenn von da die wahre Grösse noch nicht erfasst werden kann. Das wegen der Flutung des Gebiets umgesiedelte Dorf Guatapé, mit seinen farbigen Häusern, wirkt etwas aufgesetzt und auf uns wenig einladend. Auch das regnerische Wetter mischt sich wieder ein. Wir machen uns auf die Weiterreise.
Vom kurvenreichen Hochland fahren wir hinunter auf 400 Meter. Wir landen im Naturreservat Río Claro, einem beliebten Wochenendziel der Einheimischen. Unter der Woche ist aber nicht viel los. Auf einem betonierten Wanderweg erkunden wir den tropischen Regenwald am klaren Fluss und schwitzen dabei literweise. Nach so langer Zeit auf dem Altiplano und lediglich kurzen Abschnitten im Tiefland sind wir uns die feuchte Hitze nicht mehr gewohnt!
Und wieder einmal freuen wir uns über unsere seit Windhoek geflickte und voll funktionsfähige Klimaanlage, als wir mehr als einen Tag lang weiter in Richtung Santa Marta fahren. Unser Höhenprofil wird langsam aber sicher langweilig. Von 400 Metern geht es hinunter bis an die Karibikküste. Hin und wieder holt uns ein Gewitter ein, die Nacht an der Panamericana bei einem privaten "Tierpark" treibt uns auch nachts die Schweisstropfen auf die Stirn. Kein Wunder also, fliehen wir vom karibischen Santa Marta gleich wieder in die Höhe: nach Minca in der Sierra Nevada, wo der höchste, schneebedeckte Berg von Kolumbien steht. Auch hier rollen abends die Gewitter ins Tal, dafür sind die Nächte angenehm kühl. Wir machen eine lange Wanderung durch die dicht bewachsenen Hügel um Minca, durchqueren Kaffeeplantagen und Bambuswälder und werden schliesslich auch noch vom Regen eingeholt. Klatschnass kommen wir bei unserer Unterkunft wieder an. Zum Glück ist hier der Regen warm wie eine Dusche.
Den Besuch des bekannten Nationalparks Tayrona lassen wir wegen eines lokalen Feiertags sausen. Ganz Kolumbien scheint an die Küste gereist zu sein. Sonst einsame Strände werden so zu Familienfesten. Stattdessen geht die Fahrt gleich der armen und verschmutzten Küste entlang in die wunderschöne Küstenstadt Cartagena.
Cartagena & Karibik
Kolumbien

Hauptstadt
Santa Fé de Bogotá
Bevölkerung (Dichte)
44'205'293 (39 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
1'138'910 km2 (28 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Pico Cristobal Colon 5'775 m
Tiefster Punkt: Pacific Ocean 0 m
Strassen
141,374 km
Religion
Katholiken 90%, andere 10%
Sprache
Spanisch
Lebenserwartung
75
AIDS Rate
0.5%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
5.1%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
37.2%
Arbeitslosigkeit
10.3%
Lese- und Schreibfähig
90.4%
Währung
Kolumbianischer Peso
1 CHF = 2'544.53 COP (Stand: Juni 2015)
1 CHF = 0.00 COP (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$10'700
Militärausgaben (% des BIP)
3.4%