Cartagena & Karibik
Kolumbien
Reiseroute Kolumbien
06.07.2015 - Cartagena überrascht uns. Was für eine wunderbare Altstadt, was für ein hässlicher Zeltplatz, was für heisse und schwüle Tage und Nächte, was für eine wilde Karibikküste!
Das Hotel Bellavista im Quartier El Cabrero bietet die einzige Möglichkeit, in Cartagena zu campieren. Der Standplatz ist laut, die Gerüche der nahegelegenen Frittenbude übel, die Klos und Bad dreckig und nur teilweise funktionstüchtig und auch das feuchte Klima ist unerträglich mit nächtlichen Gewittern und Temperaturen über 30°C nachts. Und all das zu einem doch eher stolzen Preis. Wir halten es eine Nacht im Auto aus und buchen danach ein klimatisiertes Hotelzimmer. Für unwesentlich mehr Geld haben wir nun unser eigenes, sauberes Bad und ein kühles Zimmer. So lässt es sich gleich viel besser leben.
Wir treffen uns mit Luis Ernesto von Enlace Caribe und besprechen die Verschiffung. Es scheint alles in Ordnung zu sein. Ende Woche wollen wir den Container beladen, fünf Tage bevor das Containerschiff den Hafen verlassen wird. Der Container soll ja, um Kosten zu sparen, nicht alllzu lange auf dem Hafengelände stehen. Trotzdem wollen wir nicht alles in letzter Minute erledigen. Man weiss ja nie...
In der Woche, die wir bis dahin noch zur Verfügung haben, putzen wir Lars innen und aussen aufs Gründlichste. Wir wissen, dass sie im Hafen von Vancouver den Dreck an ausländischen Fahrzeugen nicht mögen. Aber auch wir mögen unser Auto lieber sauber, so geben wir doppelt Gas. Nur die unglaublich schwüle Hitze hält uns etwas zurück. Wenn wir gleich wieder alles mit Schweiss zutröpfeln, dann bringt die Putzarbeit auch nicht viel! Nach der kühlen Dusche verbringen wir die lauen Abende in der Altstadt von Cartagena.
Welch schöne Stadt uns da erwartet! Das hätten wir nicht gedacht. Die alten Häuser in der ummauerten Innenstadt sind wunderschön. Teilweise sind sie sehr gut gepflegt und strahlen eine Würde aus, wie wir sie schon lange nicht mehr gesehen haben. Andere sind alt und im Begriff zu zerfallen. Auch diese Häuser haben ihren Charme und viel Geschichte zu erzählen. Seit die Spanier die Stadt erbaut haben, sind viele Jahre ins Land gezogen – bewegte Jahre.
Erst nachdem das Auto im Container parkiert ist, können wir die Stadt aber so richtig geniessen. Alles, was wir machen konnten, ist gemacht. Jetzt liegt es an unseren Agenten und der Schiffslinie, dass unser Container hoffentlich innert nützlicher Frist nach Vancouver gebracht wird. In einem wunderschönen Hotel mitten in der Altstadt beziehen wir nun Quartier und können die Vorzüge von Klimaanlage, serviertem Frühstück und Hotelpool geniessen. Nachdem wir die letzten acht Monate gerade mal zwei Nächte im Hotel verbracht haben – diejenigen im Spitalbett in Bolivien lassen wir jetzt mal ausser Acht – sicher eine wohlverdiente Abwechslung. Wir essen in sehr leckeren Restaurants zu günstigen Preisen, trinken fleissig Kaffee und heisse Schoggi im Juan Valdez, essen Pain au Chocolat im La Brioche und trinken Mojitos im Cafe del Mar mit Aussicht auf das Meer und die Skyline des Nobelquartiers Bocagrande. Daneben erledigen wir bereits etwas Büroarbeiten und büffeln die Theorie für unseren Tauchkurs auf San Andrés. Zusätzlich machen wir einen Nothelfer-Wiederholungskurs, der auch für den Tauchkurs benötigt wird. Der Gummiprinz wird zum Abschluss von uns herzmassiert und innig beatmet. Ein unterhaltsamer Zeitvertrieb.
Vom schicken Hotel dislozieren wir direkt zum Flughafen in Cartagena, von wo uns "VivaColombia", Kolumbiens Billigfluglinie, in einer guten Stunde auf die Karibikinsel San Andrés vor der Küste Nicaraguas bringt. Es ist Ferienzeit und das Flugzeug mit Inlandtouristen rumsvoll. Von unserem AirBnB-Gastgeber werden wir am Flughafen abgeholt und zur libanesischen Familie etwas ausserhalb des Stadtzentrums gebracht. Todmüde fallen wir abends ins Bett.
Am nächsten Tag geht es gleich los mit Tauchen. Christian, unser Intruktor, zeigt uns am ersten Tag zwei Tauchspots auf der windabgewandten Seite der Insel, wo sich die Wellen im erträglichen Mass halten. Ausserhalb des vorgelagerten Barriere-Riffs und auf der ungeschützten Westseite der Insel steigen die Wellen auf knappe drei Meter. Bei guter Sicht erkunden wir die Unterwasserwelt. Highlight ist eine riesige, grüne Muräne, die sich neugierig nähert, um uns herum schwimmt und sich dann wieder in den dichten Korallen verkrümelt. Riesige Vasen-Schwämme mit Feuerfischen und Langusten werden von uns erkundet. Auch schön gemusterte Kofferfische in allen Grössen, sowie Regenbogenmakrelen gehören hier zur Unterwasserfauna.
Die nächsten zwei Tage machen wir mit Christian Übungen zum Rescue Diver-Kurs von PADI. Er kann uns die Übungen und den Sinn dahinter gut erklären und obwohl es sich um ein ernstes Thema handelt, haben wir viel Spass beim Kurs. Auch das Tauchen und Entdecken kommt nicht zu kurz, denn wir kombinieren die Tiefwasserübungen mit Tauchgängen. Lediglich als wir bei einer Übung die teure Taucherbrille von Christian verlieren wird es kurz hektisch. Zwanzig Minuten später findet Ueli diese aber am tiefen Grund schön drapiert auf einer Koralle.
Am letzten Tauchtag ist Christian mit Anfängern beschäftigt. Nach einem kurzen Briefing können wir zu zweit lostauchen und auf eigene Faust den Fischen, Korallen und Krustentieren auf die Pelle rücken. Sogar ein wunderbar gepunkteter Schlangenaal zeigt sich, sowie ein süsser, neugieriger Tintenfisch. Beim zweiten, tieferen Tauchgang kommt dann noch der Höhepunkt: eine Meeresschildkröte, die für uns einen Extraschlenker taucht und dann in den blauen Fluten verschwindet. Was für ein Tag!
Abends werden wir in unserer AirBnB-Unterkunft jeweils bestens umsorgt. Elias und Linda, ein Emigrantenpärchen aus dem Libanon, wohnen schon seit über dreissig Jahren auf der Insel. Sie kochen wunderbare, libanesische Menus und lassen uns nochmals unser Spanisch üben. Langsam verstehen wir so viel, dass wir einem Gespräch gut folgen und uns auch selber verständlich machen können.
Während wir auf San Andrés weilen, sehen wir auf unserem Containertracking, dass Lars Cartagena nicht wie geplant auf der Seaspan Hamburg am 24. Juni verlassen wird, sondern erst auf dem übernächsten Schiff, der Santa Rafaela, die am 4. Juli auslaufen soll. Das bedeutet nicht nur eine längere Wartezeit für uns, sondern auch erhöhte Standkosten im Hafen von Cartagena. Aber ändern lässt sich daran natürlich nichts. Wir tragen es mit Fassung. Verschiffungen klappen ja in den seltensten Fällen ganz ohne Probleme. Bei der ersten Verschiffung nach Afrika hatten wir wohl einfach Anfängerglück.
Wie alle Touristen auf San Andrés, mieten wir uns für einen Nachmittag ein Golfwägeli, mit dem wir die Insel auf einer 27 km langen Ringstrasse umrunden. Erst auf dem Weg merken wir, dass wir die lahmste Ente erwischt haben. Niemand sonst ist so langsam unterwegs wie wir! Jetzt geniessen wir es erst recht dem Ufer entlang durch Sonne, Wind und Regen zu fahren. Bei San Luis tauchen wir kurz vom palmenbewachsenen Strand in die türkisblauen Fluten, bevor wir zurück in die Hauptstadt tuckern. Aus der Abkürzung über den 40 Meter hohen "Gebirgszug" wird nichts: unsere Ente ist zu lahm.
Die restlichen Tage verbringen wir in der Stadt, trinken nochmals ausgiebig Kaffee im Juan Valdez und flanieren am Strand. Trotz der vielen Inlandtouristen finden wir die Stimmung sehr locker und fröhlich.
Bevor wir nach Nordamerika reisen, haben wir nochmals zwei Tage in Cartagena. Wir besuchen das imposante Fort San Felipe, von dem man eine schöne Übersicht über die Stadt hat und nach einem letzten Mojito auf der Stadtmauer ist es Zeit, von Cartagena, Kolumbien und Südamerika Abschied zu nehmen. Nach genau acht Monaten in Südamerika verabschieden wir uns vom lebhaften, abwechslungsreichen, Halbkontinenten. Südamerika, schön war's!
Kolumbien
Reiseroute Kolumbien
Kolumbien
Hauptstadt
Santa Fé de Bogotá
Bevölkerung (Dichte)
44'205'293 (39 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
1'138'910 km2 (28 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Pico Cristobal Colon 5'775 m
Tiefster Punkt: Pacific Ocean 0 m
Strassen
141,374 km
Religion
Katholiken 90%, andere 10%
Sprache
Spanisch
Lebenserwartung
75
AIDS Rate
0.5%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
5.1%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
37.2%
Arbeitslosigkeit
10.3%
Lese- und Schreibfähig
90.4%
Währung
Kolumbianischer Peso
1 CHF = 2'544.53 COP (Stand: Juni 2015)
1 CHF = 0.00 COP (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$10'700
Militärausgaben (% des BIP)
3.4%