Andenpässe und Sterne
Santiago
In der Wüste
24.03.2015 - Von Santiago fahren wir nordwärts den Anden entlang. Wieder kreuzen wir zwischen Chile und Argentinien hin und her, geniessen atemberaubende Sternenhimmel und atemberaubende Andenpässe – Höhen bis knapp 5'000 Meter über Meer rauben uns buchstäblich den Atem...
Nach dem Abschied von unserer Gastfamilie in Santiago fahren wir direkt zum am häufigsten überquerten Grenzpass zwischen Santiago und Mendoza in Argentinien. Ein Tunnel von etwas mehr als 3 km Länge führt 600 Meter unter dem 3'840 Meter hohen Pass hindurch. Wir lassen uns die Höhenmeter natürlich nicht entgehen und nehmen den beschwerlichen Weg, der auf die Passhöhe führt. Unzählige Haarnadel-Kurven bringen uns in die Höhe. Erst auf Teer, dann auf einer recht guten Schotterpiste. Unterwegs beginnt unser Gefährt wegen Luftmangels etwas an zu stottern, lässt sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Die Passhöhe erreichen wir mit einer grossen blau-weiss-schwarzen Russwolke, die sich aus unserem Auspuff quält. Oben angekommen geniessen wir im beissenden Wind die Aussicht auf den höchsten Berg ausserhalb des Himalaya, den Aconcagua. Die Hochtäler zu beiden Seiten der Christo Redentor-Statue auf der Passhöhe sind karg und windgepeitscht. Wir verweilen nicht zu lange auf dem Pass und widmen uns der kurvenreichen Abfahrt zur Grenzkontrolle auf der argentinischen Seite. Am heutigen Tag haben wir ganze 89 Haarnadelkurven absolviert. Wir zweifeln, dass es einen weiteren Tag geben wird mit einer solch hohen Anzahl der engen Kurven!
Die Abfahrt nach Mendoza verlängern wir mit einem Abstecher über Uspallata und Villavicencio. Die Aussichten vom schönen Hochtal um Uspallata auf die Andenfront sind atemberaubend. Und wieder kommen wir auf über 3'000 Meter über Meer. Die abermals sehr kurvige Abfahrt nach Villavicencio ist zugleich eine Fahrt von der Wüste in landwirtschaftlich produktive Landschaften.
Mendoza selber gefällt uns nicht besonders. Viel zu laut, viel zu heiss, viel zu feucht, viel zu viele Mücken. Abends ziehen starke Gewitter auf, die uns zwei mal anbrennen lassen. Einmal müssen wir wegen eines Baches, der nun auf einmal die Strasse unter Wasser setzt, mit Hilfe von Einheimischen den Zaun eines Winzers demontieren, das andere Mal haben wir eine Dreckbrühe sondergleichen bis zum Motorraum stehen. Glücklicherweise bleiben wir nicht stecken wie ein entgegenkommendes Paar.
Ein Höhepunkt unserer Zeit in Mendoza ist das Mittagessen, die Weindegustation und die Besichtigung der Anlage auf dem Weingut von Dieter Meier. Die persönliche und aufmerksame Betreuung durch Jaime trug das Seine dazu bei. Das Essen war ausgezeichnet und die Weine, die wir grösstenteils bereits aus der Schweiz kannten, ebenso. Muriel und Aldo aus der Region Zug waren zufällig auch da zum Mittagessen. Es ergab sich eine sehr schöne Runde – und plötzlich findet man mit Wildfremden gleiche Bekanntschaften in der Schweiz. Was für ein Zufall!
Nach zwei Tagen im Tiefland beschliessen wir wieder in die Höhe zu gehen. Über Uspallata fahren wir einem Hochtal folgend in den Nationalpark El Leoncito. Zwar gibt es in diesem winzigen Naturschutzgebiet nicht wirklich viel zu sehen, die Betreuung durch die Ranger und die Landschaften gefallen uns ausgesprochen. Hier besuchen wir auch unsere zwei ersten Observatorien. Das erste ist etwas enttäuschend: Auf einer Terrasse gucken wir bei kräftigem Wind mit 8 anderen Touristen nachts durch ein 35 cm Spiegelteleskop. Die Erklärungen zu dem Gesehenen sind sehr spärlich und nicht sehr informativ. Was wir sehen ist für uns nicht wirklich spektakulär und recht verzittert. Im CASLEO beommen wir eine Führung zum 3.5 m Spiegelteleskop, das zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet wird. Uns scheint, dass die Anlage etwas in die Jahre gekommen ist. Trotzdem ist es interessant so etwas zu besuchen.
Am nächsten Tag fahren wir weiter nach Norden. Obwohl wir meistens auf über 2'000 Meter über Meer unterwegs sind, ist es sehr heiss und unsere Klimaanlage ist im Dauereinsatz. Was für eine Wohltat diese doch ist! Beim Warten an einer Baustelle verabschiedet sich unsere Klimaanlage aber mit einem Knall und viel Dampf. Zum Glück nichts Schlimmeres, denn weiterfahren können wir definitiv auch ohne Klimaanlage. Dann geht es auf einer schlechten, ausgewaschenen und darum wohl geschlossenen Strasse von Villa Nueva nach Las Flores entlang eines breiten Flusstals weiter. Hier ist vor Kurzem viel Wasser geflossen, das können wir sehen. Jetzt aber zeigt sich das Wetter wieder von der sonnigen und heissen Seite. Nach einer seltsamen Polizeikontrolle entlang der geschlossenen Strasse – was der Typ wohl den ganzen Tag macht? – geht es direkt weiter zur argentinischen Seite des Paso Agua Negra, des höchsten Andenübergangs zwischen Argentinien und Chile. Trotz Büroschluss werden wir noch in Argentinien ausgestempelt.
Am nächsten Morgen fahren wir in einer unendlichen Baustelle in die Berge hinein. Langsam aber stetig geht es in die Höhe – bis auf 4'753 Meter über Meer. Wir sind erleichtert, dass unser Auto und wir es ohne Höhenkrankheit schaffen. Ein gezacktes Eisfeld auf 4'500 Meter über Meer erreichen wir in einem kurzen Aufstieg von der Strasse, der uns aber ziemlich ins Schnaufen bringt. Der Abstieg ins chilenische Valle Elqui führt uns durch unglaublich farbige Bergen einem langen Flusstal entlang in immer mehr besiedelte Gebiete. Nach den ersten Bauernhöfen oder Alpen folgen die ersten Piscotrauben-Plantagen, die durch riesige Tücher vor dem starken Wind geschützt werden. Bis in die unglaublichsten Steigungen werden die Reben direkt auf Geröllkegel angebaut. Häuser werden dort gebaut, wo es für Rebstöcke zu steil ist. Das satte Grün der Blätter tut uns nach den wüstenhaften Landschaften fast weh in den Augen.
Um die Piscoplantagen befinden sich die besten Observatorien von Chile. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. So besuchen wir nochmals ein Touristenobservatorium (El Pangue) mit Sternegucken durch ein 63 cm Spiegelteleskop und ausführlichen Erklärungen in Englisch. Unsere Amateurfragen werden professionell und umfassend beantwortet. Durch dieses Teleskop ist es sogar möglich Sternennebel zu sehen! Auch die Piscodestillerie lässt uns Sterne sehen: bei der ABA Destillerie (Gratisführungen!) werden wir in die Geheimnisse des edlen Schnaps eingeweiht. Natürlich lassen wir uns nicht lumpen und stocken unseren Vorrat an Hochprozentigem auf. Es gibt definitiv Schlimmeres als diesen Tropfen aus süssem Traubensaft.
Am Tag darauf fahren wir auf der Panamericana durch die karge Wüstenlandschaft der Atacama nach Norden zum Observatorium La Silla, einem europäischen Gemeinschaftsobservatorium. Die Führung hier ist ein Augenöffner was Technik und Wissenschaft betrifft. Trotzdem wissen wir noch immer nicht, was der Unterschied zwischen einem Teleskop für Bilder und einem für Messungen ist. Alle unsere Recherchen im Netz lassen uns Laien im Dunkeln stehen.In Copiapó tanken wir ein letztes Mal voll und fahren dann in einem Flusstal wieder in die Anden hinein. Dieses Mal heisst das Ziel Paso San Francisco, 4'726 Meter über Meer. Bereits auf der Anfahrt gerät unser Gefährt hart ans Überhitzen. Ein fieser Rückenwind verhindert ein effizientes Kühlen des Kühlwassers. Mehrere Male müssen wir einen Halt einlegen und unserem Auto lieb zureden. Nur noch 1000 Meter in die Höhe, nur noch 800 Meter, noch 300 Meter... Zum ersten Mal gelangen wir wirklich in den Altiplano, eine Hochebene auf knapp 4'000 Meter über Meer. Salzseen, Flamingos, eine Übernachtung auf über 3'700 Meter über Meer (man schläft hier nicht mehr ganz so gut wie unter 3'000 Meter über Meer!) rauben uns den Atem. Es ist unglaublich schön und wir geniessen das sonnige Wetter – und die unerwartete nächtliche Windstille.
Am nächsten Tag dann kämpfen wir uns weiter die Berge hoch. Die Strasse ist im Bau und soll wohl geteert werden. Es soll ein weiterer ganzjähriger Übergang über die Anden entstehen. Das Gelände ist weit und wohlwollend. Auf der Hauptpiste geht es nie wirklich steil bergauf. An der Laguna Verde verschmähen wir die warmen Quellen. Wir haben keine Lust uns zu den Algen zu gesellen. Ein weiteres Mal erreichen wir eine Passhöhe zwischen Chile und Argentinien. Der formschöne Vulkan San Francisco thront neben der Strasse. Auf der argentinischen Seite ginge es auf Teer ins Tiefland. Wir wählen die Offroad-Piste nach Antofagasta de la Sierra...
Santiago
In der Wüste
Argentinien
Hauptstadt
Buenos Aires
Bevölkerung (Dichte)
41'343'201 (15 pro km2)
Fläche (im Vergleich zur Schweiz)
2'766'890 km2 (67 mal grösser)
Erhebungen
Höchster Punkt: Cerro Aconcagua 6'960 m
Tiefster Punkt: Laguna del Carbon -105 m
Strassen
231,374 km
(geteert: 69,412 km; nicht geteert: 161,962 km)
Religion
Katholiken 92%, Protestanten 2%, Juden 2%, andere 4%
Sprache
Spanisch, Englisch, Italienisch, Deutsch, Französisch, Guaraní
Lebenserwartung
77
AIDS Rate
0.5%
Untergewichtige Kinder unter 5 Jahren
2.3%
Bevölkerung unter Armutsgrenze
30%
Arbeitslosigkeit
7.2%
Lese- und Schreibfähig
98.1%
Währung
Argentinischer Peso
1 CHF = 11.99 ARS (Stand: März 2015)
1 CHF = 0.00 ARS (aktuell)
durchschnittliches Jahreseinkommen
$18'200
Militärausgaben (% des BIP)
0.8%